Nächster Erfolg für Evonik-CFO Ute Wolf: Die Ratingagentur Moody’s stuft die Bonität des Spezialchemieunternehmen um eine Stufe auf die Note Baa1 hoch. Der Ausblick ist stabil. Zuvor lag das Rating bei Baa2 mit positivem Ausblick.
Das Rating-Upgrade von Moody’s ist auf den ersten Blick ungewöhnlich. Denn es erfolgt im Anschluss an die Ankündigung des größten M&A-Deals in der Unternehmensgeschichte von Evonik. Der Konzern wird das Spezialadditiv-Geschäft des US-Konzerns Air Products übernehmen. Der teure Deal wird die Verschuldung des Konzerns deutlich erhöhen: Der Kaufpreis für den Spezialadditivkonzern liegt bei 3,5 Milliarden Euro, was einem hohen Ebitda-Multiple von 15,7x entspricht. Ute Wolf will den Deal jeweils zur Hälfte aus Eigen- und Fremdmitteln finanzieren.
Der finanzielle Aufwand wird jedoch durch Steuerersparnisse über mehr als 400 Millionen Euro gesenkt, die dem Konzern im Zuge des Deals zugute kommen sollen. Aufgrund der hohen Cashbestände von 2,7 Milliarden Euro, die der Konzern bis Ende März angesammelt hat, kann Evonik außerdem die negativen Auswirkungen auf das Rating abfangen.
Moody’s geht nicht davon aus, dass das Verhältnis von Verschuldung zum Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bei dem Spezialchemiekonzern in nächster Zeit über 2,5x steigen wird. Ende 2015 lag es laut Moody’s bei 2,2x. S&P hat das Rating nach dem Deal bereits bei BBB+ mit stabilem Ausblick bestätigt.
Diversifikation zahlt sich für Evonik aus
Doch nicht nur die Tatsache, dass Evonik den Deal finanziell stemmen kann, bewertet Moody’s positiv. Die Akquisition überzeugt die Ratingagentur vor allem aus strategischer Sicht. Mit dem Zukauf diversifiziert der Konzern das eigene Geschäft und schafft Synergien, die sich in den nächsten vier Jahren auf rund 80 Millionen US-Dollar pro Jahr belaufen sollen.
Außerdem stärkt Evonik mit der Sparte von Air Products sein Portfolio an besonders schwankungsarmen und margenstarken Aktivitäten. Das Geschäft mit Spezialadditiven weist laut Moody’s stabile Ebitda-Margen von rund 20 Prozent auf und sei außerdem wenig kapitalintensiv. Das Geschäftsprofil von Evonik dürfte deshalb insgesamt stabiler werden.
Ute Wolf dürfte das Upgrade durch Moody‘s freuen. Die Finanzchefin betont, dass die Aufrechterhaltung eines stabilen Investmentgrades „ein zentrales Element“ der Geschäftsstrategie sei. Bei weiteren Zukäufen dürfte das Unternehmen deshalb nach Einschätzung von Moody’s eher zurückhaltend sein. Denn künftige fremdfinanzierte Deals könnten das Kreditprofil wieder negativ beeinflussen, sofern Evonik sich nicht gleichzeitig von anderen Assets trennt, warnt Moody’s.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.