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Mega-Deal oder Stellungskrieg? Machtkampf bei PNE Wind (Teil 2)

Wie geht es weiter mit PNE Wind? Auch die neue Unternehmensstrategie von CEO Martin Billhardt rund um den Aufbau einer YieldCo könnte nach der HV auf den Prüfstand kommen.
cugiero/iStock/Thinkstock/Getty Images

Die beiden Widersacher im Machtkampf um PNE Wind, der seit 2008 amtierende Vorstandschef Martin Billhardt und Großaktionär Volker Friedrichsen, bringen sich wie zwei Schachspieler für den großen Showdown auf der Hauptversammlung am 16. Juni in Stellung. Friedrichsen hat seit Anfang März immer wieder Aktien von PNE Wind dazugekauft – inzwischen schon über 400.000 Stück – und seinen Gesamtanteil damit zwischenzeitlich in Richtung 16 Prozent ausgebaut.

Doch dann überraschte das Management Mitte Mai mit einer Kapitalerhöhung, in deren Rahmen mit Hilfe der Investmentbank Oddo Seydler bei nicht genannten Investoren über 4,6 Millionen neue PNE-Wind-Aktien platziert wurden. So wurde Friedrichsens Anteil wieder auf unter 15 Prozent verwässert.

Die Kapitalerhöhung wurde auf den Weg gebracht, weil Friedrichsens zweiter großer Widersacher, Aufsichtsratschef Dieter Kuprian, auch bei dieser Abstimmung die Pattsituation im Aufsichtsrat mit Hilfe seines Doppelstimmrechts auflöste. Dies gab den Ausschlag dafür, dass das Gremium die Kapitalerhöhung durchwinkte.

PNE Wind zwischen Covenant-Bruch und Mega-Deal

Die Machtspiele sind heikel: PNE Wind kann sich einen lähmenden Machtkampf eigentlich nicht leisten, denn die Übernahme des von Friedrichsen dominierten Windparkprojektierers WKN im Jahr 2013 birgt nicht nur in den Gremien, sondern auch auf der Finanzierungsseite Zündstoff.

Ende 2014 hatte WKN die Covenants eines Konsortialkredits gerissen, den das Unternehmen mit 22,5 Millionen Euro in Anspruch genommen hatte. PNE-Wind-CFO Jörg Klowat verhandelt gerade mit den Banken über eine Lösung. „Eine Kündigung der Finanzierung hätte erhebliche Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage von PNE Wind“, warnt die Ratingagentur Creditreform in ihrer aktuellen Bonitätseinschätzung. PNE Wind versucht, dem Thema die Brisanz zu nehmen: „Die WKN ist solide finanziert. Wir sind zuversichtlich, kurzfristig zu einer Lösung zu kommen“, erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber FINANCE. 

Der Covenant-Bruch ist jedoch nicht ungefährlich, zumal das Management von PNE Wind gerade ein Projekt plant, für das es bewusst in den kommenden Quartalen eine Schwächung der Bilanz in Kauf nimmt. CEO Billhardt strebt für Ende 2016 einen großen Deal an: Mehrere Windparks, die PNE Wind gerade baut, sollen nicht wie bislang üblich einzeln an Investoren verkauft, sondern in einer „YieldCo“-Gesellschaft gebündelt werden.

Die YieldCo soll am Ende Windparks mit einer Leistung von bis zu 150 Megawatt enthalten. Dieses diversifizierte und dann bereits Stromerträge produzierende Windparkportfolio glaubt Billhardt zu deutlich höheren Preisen verkaufen zu können als die Einzelprojekte. Der Grund: Die Risikostreuung auf mehrere fertige Windparks reduziere die Renditeerwartung der Käufer, so Billhardts Kalkül. Um die Bilanz dafür zu rüsten, hat PNE Wind schon im vergangenen Jahr als Vorratsfinanzierung eine Kapitalerhöhung über nahezu 40 Millionen Euro platziert.

Worst-Case-Szenario Stellungskrieg

Geht Billhardts Plan auf, winken PNE Wind im kommenden Jahr Cash-Zuflüsse und operative Gewinne von im Extremfall über 100 Millionen Euro. Zudem wäre mit der YieldCo ein strategisch wichtiger neuer Absatzkanal für die hauseigenen Windparkprojekte etabliert. Bis zum Exit aber binden die für die YieldCo bestimmten Windparks von Quartal zu Quartal immer mehr Mittel, was das Vorratsvermögen und die Verschuldung wohl so lange weiter in die Höhe treiben wird, bis schlussendlich der Exit glückt.

Es erscheint riskant, inmitten der Bankenverhandlungen und der Verkaufsgespräche für die YieldCo das Management auszutauschen. Doch im Falle eines Siegs von Friedrichsen im Duell um die Vorherrschaft im Aufsichtsrat könnte es dazu kommen.

Noch schlimmer aber würde das Unternehmen wohl das dritte denkbare Szenario treffen – dass nämlich weder der Antrag des Unternehmens noch jener von Friedrichsen die nötige HV-Mehrheit erhalten. In diesem Fall könnte sich der Machtkampf zum Stellungskrieg ausweiten, mit nicht absehbaren Folgen für Unternehmen, Mitarbeiter und Aktienkurs.  

Info

Was sich Friedrichsen und Billhardt/Kuprian gegenseitig vorwerfen und woran sich der erbitterte Streit entzündet hat, lesen Sie im ersten Teil unseres Berichts über den Machtkampf bei PNE Wind

Martin Billhardt über den Konflikt mit Volker Friedrichsen und seine große Hoffnung YieldCo: Hier geht es zum Interview mit dem PNE-Wind-Chef bei FINANCE-TV.

 

Alle Hintergründe zu der Schlammschlacht bei dem Windparkprojektierer gibt es auf unserer FINANCE-Themenseite zu PNE Wind.

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