Bahnchef Rüdiger Grube nutzt den angestoßenen Konzernumbau auch, um CFO Richard Lutz zu stärken. Lutz bekommt mehr Verantwortung, indem er zusätzlich ab Anfang August die zwei Problemkinder Arriva und Schenker Logistics führt. Dies führt dazu, dass Lutz nicht nur zum jüngsten, sondern nach Grube wohl auch zum mächtigsten Vorstandsmitglied wird.
Der 51-Jährige promovierte Betriebswirt Lutz ist seit 21 Jahren bei der Deutschen Bahn. Von 2003 bis 2009 war er Leiter des Konzerncontrollings, bis er 2010 die Nachfolge des langjährigen Bahn-CFOs Diethelm Sack antrat.
Arriva und Schenker entwickeln sich nicht dynamisch genug
Doch die neuen Aufgaben von Lutz haben es in sich. So galt Arriva vor noch nicht allzu langer Zeit als Hoffnungsträger. 2010 hatte die Deutsche Bahn den britischen Bus-, und Bahnkonzern für rund 2,8 Milliarden Euro gekauft. Die größte Übernahme der Konzerngeschichte hat die Erwartungen bisher aber nicht erfüllt, das Geschäft entwickelt sich nicht so dynamisch wie erhofft.
2014 erreichte Arriva bei einem leicht gestiegenen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro einen bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 265 Millionen Euro. Das war zwar mehr als im Jahr 2013, aber bei weitem nicht genug, um einen Kaufpreis von 2,8 Milliarden Euro zu rechtfertigen. Das Geschäft im ersten Halbjahr dieses Jahres markiert sogar einen kleinen Rückschritt: Arrivas bereinigtes Ebit ging trotz eines beachtlichen Umsatzanstiegs von 7,5 Prozent leicht auf 101 Millionen Euro zurück.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Schenker Logistics. Dort schlägt sich die Bahn zwar recht wacker im Wettbewerb mit anderen Frachtanbietern, der Umsatz wächst. Aber das Ebit des ersten Halbjahres von 165 Millionen Euro entspricht gerade einmal einer Marge von etwas mehr als 2 Prozent.
Damit reicht die Entwicklung in diesen beiden Bereichen bei weitem nicht aus, um die Einbußen zu kompensieren, die die Bahn auf Grund der Lokführerstreiks und der Fernbus-Konkurrenz erlitten hat. Im ersten Halbjahr verzeichnete der Bahn-Konzern auf vergleichbarer Basis einen Umsatzrückgang von 1 Prozent auf 19,5 Milliarden Euro, das bereinigte Ebit brach um 18 Prozent auf 890 Millionen Euro ein.
Soll CFO Richard Lutz Investoren für Problemtöchter finden?
Presseberichten zufolge hat der durch die schwachen Zahlen entstandene Druck auf das Bahn-Management dazu geführt, dass Grube und Lutz eine Teilprivatisierung unter anderem der beiden nun von Lutz verantworteten Tochterunternehmen in Erwägung ziehen. Dies könnte der Bahn dringend benötigte Finanzmittel zuführen, mit deren Hilfe der Konzern die hohen Investitionslasten stemmen könnte. Die Bilanz lässt dafür aus eigener Kraft nicht mehr viel Spielraum: Die auf 17,6 Milliarden Euro gestiegenen Nettofinanzschulden sind angesichts der Ertragsschwäche deutlich zu hoch, um einen gesunden Investitionskurs zu fahren.
„Mit dem Ergebnis des ersten Halbjahres können wir nicht zufrieden sein. Mit den jetzt eingeleiteten und noch geplanten Maßnahmen wollen wir Spielräume schaffen, um geplante Investitionen, Wachstum und Digitalisierungsoffensiven solide finanzieren zu können“, sagte CFO Richard Lutz heute bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. Dass nun der CFO Arriva und Schenker Logistics näher an sich zieht, könnte ein Signal an interessierte Investoren sein, dass die Bahn den Weg für externe Beteiligungen bereitet.
Bahn legt Sparprogramm auf und verkleinert den Vorstand
Neben den strategischen hat der Bahn-Vorstand auch organisatorische Veränderungen auf den Weg gebracht. Der Bahn-Vorstand wird von acht auf sechs Mitglieder verkleinert. Heike Hanagarth verlässt als Technikchefin die Bahn, Logistikchef Karl-Friedrich Rausch geht in den frühzeitigen Ruhestand.
Die Holding DB Mobility Logistics, die für den inzwischen in weite Ferne gerückten Börsengang geschaffen wurde, wird deutlich zurechtgestutzt. Mit diesen Kürzungen will die Bahn etwa 100 Millionen Euro im Jahr einsparen.