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Midea will Voith als größten Kuka-Aktionär ablösen

Die Roboter von Kuka sind heiß begehrt. Sowohl der deutsche Anlagenbauer Voith, als auch der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea verfolgen mit Kuka strategische Ziele.
Kuka

Der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea hat den Aktionären des deutschen Roboterbauers Kuka über die Tochtergesellschaft Mecca International ein Übernahmeangebot von 115 Euro je Aktie vorgelegt. Bei einer aktuellen Nettoliquidität von rund 200 Millionen Euro bewerten die Chinesen Kuka so mit rund 4,3 Milliarden Euro.

Bei einem für das Geschäftsjahr 2015 ausgewiesenen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von rund 260 Millionen Euro entspricht dies einem Multiple von 16,5x. Doch nicht nur am Ebitda-Multiple gemessen, zahlt Midea eine kräftige Prämie auf Kuka: Am Vortag lag die Marktkapitalisierung, also die Aktienanzahl multipliziert mit dem aktuellen Kurs, noch bei gerade einmal 3,4 Milliarden Euro.

Finanzieren will Midea den Deal über eine fest zugesagte Kreditlinie. Neben den üblichen kartellrechtlichen Bestätigungen unterliegt das Kaufangebot einer Mindestannahmeschwelle von 30 Prozent. Darum ist der Konzern verpflichtet, ein Übernahmeangebot für alle ausstehenden Kuka-Aktien abzugeben.

Midea sichert Kuka Unabhängigkeit zu

Für Midea ist Kuka mehr als eine Finanzbeteiligung. Die Chinesen sind vor allem an der Robotertechnik interessiert. Anders herum will Midea Kuka in China wachsen lassen, so dass die Umsätze dort bis 2020 von 425 Millionen auf 1 Milliarde Euro steigen.  

Kuka solle weiter unabhängig und in Deutschland börsennotiert bleiben. Zwar wolle Midea mehr als 30 Prozent der Kuka-Aktien kontrollieren, die Absicht einen Beherrschungsvertrag abzuschließen, bestehe laut Midea-CEO Paul Fang jedoch nicht. CEO Till Reuter und CFO Peter Mohnen sollen im Amt bleiben. 

Midea wird Kukas Hauptaktionär, kann ohne Voith aber nicht regieren

Der Aktienkurs schnellte im Zuge der Offerte am Mittwoch von 85 Euro um über 30 Prozent auf 113 Euro nach oben. Damit spiegelt die Entwicklung die Prämie wieder, die Midea auf die Kuka-Aktien bietet. Die Chinesen sind davon abhängig, dass viele Kleinaktionäre auf das Umtauschangebot eingehen. Schließlich spricht wenig dafür, dass sich der bisherige Ankeraktionär Voith von seiner 25,1-prozentigen Sperrminorität trennen wird.

Die Heidenheimer Anlagenbauer waren Ende 2014 bei Kuka eingestiegen und verfolgen genau wie Midea in erster Line ein strategisches Ziel: Man will sich auf die Automatisierung des Anlagenbaus vorbereiten. Selbst äußerte sich Voith zuletzt eher zurückhaltend, was die Kuka-Beteiligung betraf. In Finanzkreisen kursieren aber Gerüchte, dass Voith eines Tages die Mehrheit übernehmen könnte. Aktuell scheint ein Gegenangebot aber unwahrscheinlich, da sich Voith mitten im Umbau befindet

Voith könnte Midea bei Kuka-Angebot wohl nicht überbieten

Zwar haben die Heidenheimer vor wenigen Tagen ihre Industriesparte an den PE-Investor Triton verkauft, es ist jedoch fraglich, ob das Familienunternehmen trotz des Verkaufserlöses von geschätzt 300 bis 400 Millionen Euro finanziell dazu in der Lage wäre, Midea zu überbieten. Voith ist vergleichsweise hoch verschuldet und hat ein Kreditrating im Junk-Bereich. Die Analysten der Equinet Bank glauben sogar, dass die Chinesen ihr Angebot noch einmal erhöhen werden, um Voith zum Ausstieg zu bewegen.

Der drittgrößte Aktionär ist derzeit mit 10 Prozent der Investor Swoctem, hinter dem der deutsche Unternehmer Friedhelm Loh steht. Institutionelle und private Investoren halten die restlichen 54,6 Prozent der Kuka-Anteile. Midea selbst ist seit Ende August 2015 bei Kuka investiert: Zunächst mit 5,43 Prozent, später stockten die Chinesen ihre Anteile auf 10,2 Prozent auf. Beraten werden Chinesen auf der Finanzierungsseite von der US-Investmentbank Morgan Stanley. Den rechtlichen Beistand liefert Freshfields Bruckhaus Deringer.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de