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Neue Entlassungswelle bei Windreich

Windreich-Chef Willi Balz hat Ende April erneut Mitarbeiter entlassen.
Thinkstock/Getty Images

Die schlechten Neuigkeiten bei Windreich reißen nicht ab. Wie Windreich heute gegenüber FINANCE bestätigte, sind Ende April erneut mehr als 20 Mitarbeiter entlassen worden. Windreich teilte mit, man habe bei der Agentur für Arbeit einen Antrag auf Massenentlassung gestellt. Eine mit dem Unternehmen vertraute Person hatte zuvor gegenüber FINANCE erklärt, dass Unternehmenschef Willi Balz eine alarmierende Begründung für den Schritt gegeben haben soll: Die Entlassungen seien notwendig, um eine Insolvenz abzuwenden.

Wenn dies stimmt, wäre es eine neuerliche Hiobsbotschaft für die Windreich-Investoren. Trotz einer leichten Kurserholung in den vergangenen Wochen notieren die beiden Windreich-Anleihen mit Kursen von 21 beziehungsweise 27 Prozent noch immer auf einem Kursniveau, das eine alarmierende Insolvenzgefahr impliziert. Zahlreiche Marktteilnehmer rechnen mit einem Ausfall der Papiere.

Windreich selbst ordnet die Entlassungen anders ein: Die Entlassungen seien Teil eines Pakets von eingeleiteten Einsparungen. Die Kündigungen beträfen Bereiche, die künftig nicht mehr zum Kerngeschäft von Windreich gehören würden. „Damit wird das Projekt ‚Ausbau der Marktführerschaft im Offshore Bereich‘ konsequent fortgeführt“, schlussfolgert Windreich. Wie dies bei angespannter Finanzlage und mit weniger Mitarbeitern im Einzelnen funktionieren soll, wurde nicht näher erläutert. Auch welche Unternehmensbereiche von den Entlassungen betroffen sind, sagt das Unternehmen nicht.

Windreich braucht dringend Cash

Gleichwohl herrscht im Umfeld des Unternehmens weitgehend Konsens darüber, dass Windreich kein Kosten-, sondern ein akutes Liquiditätsproblem hat. Dies wurde spätestens Ende März offensichtlich, als Windreich seinen Investoren die Zinskupons der Mittelstandsanleihen verspätet überwies. Um den Zahlungsausfall zu vermeiden, musste Balz damals Immobilien aus seinem Privatbesitz beleihen.

Entscheidend für das Überleben von Windreich dürfte das Offshore-Projekt MEG 1 sein, das Balz gegenüber seinen Anleiheinvestoren gewohnt vollmundig als „das wertvollste und mit Abstand am besten projektierte Offshore-Projekt in der Deutschen Nordsee“ beschreibt. Der Windpark soll schnellstmöglich verkauft werden. Der dann fällige hohe Liquiditätszufluss  könnte die Finanzlage bei Windreich auf einen Schlag deutlich entspannen.

Treffen Balz‘ Ankündigungen zu, könnte Windreich dieser Tage ein weiterer kleinerer Cashzufluss ins Haus stehen, der dem Unternehmen zumindest für ein paar Wochen einen größeren finanziellen Spielraum verschaffen könnte. Windreich hatte vor wenigen Wochen eine Anfechtungsklage gegen die Kapitalerhöhung bei dem Offshore-Projekt Global Tech I zurückgenommen. Balz hat angekündigt, dass dadurch „in Kürze“ 11 Millionen Euro als Ausgleich für zu viel gezahlte Gesellschafterdarlehen in die Unternehmenskasse fließen würden. Den Eingang der Mittel hat Balz bislang allerdings noch nicht vermeldet.

Klagen könnten folgen

Die aktuelle Kündigungswelle dagegen könnte zunächst zu Störgeräuschen und Liquiditätsbelastungen führen. Zwar haben die Arbeitnehmer bei Massenentlassungen keinen automatischen Anspruch auf Abfindung. Unternehmen in ähnlicher Situation werden jedoch immer wieder mit Klagen der Gekündigten konfrontiert und müssen Gelder für die Gerichtsprozesse zurückstellen.

Die Entlassungen der 23 Mitarbeiter sind nicht die ersten Einsparungen, die Balz in diesem Jahr im Personalbereich vornimmt. Erst kürzlich hatte Marketing- und Strategiechef Peter Vest Windreich nur kurz nach seinem Amtsantritt wieder verlassen.