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NIBC prüft Einstieg in Unitranche-Finanzierung

Der (alte) Neue an der Spitze des Leveraged-Finance-Geschäfts der NIBC Bank in Deutschland: Vtctor Ruitenberg, Nachfolger des abgewanderten Steffen Böhmert.
NIBC

Höhere Leverages, sinkende Kreditmargen, Covenant-Lite-Strukturen: Der deutsche Leveraged-Finance-Markt boomt – zu Lasten des Risikoprofils der Banken.
Das stimmt, aber die von einigen Leuten heraufbeschworene Blase haben wir aus meiner Sicht noch nicht. Die Unternehmensbewertungen ziehen zwar deutlich an, aber auch die Equity Contributions der PE-Investoren. Der Eigenkapitalpuffer ist nach wie vor größer als 2006 und 2007.

Viel Geld verdienen können die Leveraged-Finance-Banken in diesem Markt aber nicht mehr.
Es ist richtig, dass die Kreditmargen etwas gesunken sind. Aber das Geschäft mit LBO-Finanzierungen lohnt sich weiterhin. Außerdem werden wir bei den Margen bald den Boden erreichen, denn für die CLO-Funds, die auch den deutschen Markt mit viel Liquidität versorgen, ist bald der Punkt erreicht, an dem die Kreditzinsen für sie zu niedrig werden, um die Renditeerwartungen ihrer Investoren zu befriedigen.

Victor Ruitenberg: „Covenant-Lite machen wir nicht“

Zieht die NIBC bei diesem Hype am deutschen LBO-Finanzierungsmarkt mit?
Ja, aber wir achten natürlich noch stärker als in der Vergangenheit darauf, bei den richtigen Transaktionen dabei zu sein.

Welche sind das?
Unternehmen mit guten Aussichten bei der Free-Cashflow-Generation aus unseren Zielbranchen Food/Retail, Telekom/Media/Services und Industrials/Manufacturing. Wenn der freie  Cashflow und die Zinsdeckung gut aussehen, ist der Leverage-Faktor für uns eher zweitrangig.

Und die Covenants?
Ein Muss. Covenant-Lite-Transaktionen machen wir nicht. Wir verlangen immer mindestens einen Covenant, damit wir im Notfall einen Platz am Tisch haben, wenn der Kredit in Schwierigkeiten gerät. Portfoliomanagement und striktes Monitoring sind sehr wichtig.

Dann wird der Markt für Sie gerade ziemlich eng.
Das wird er – aber auch, weil es generell im Mid Market gerade wenig Deals gibt. Wir generieren im Moment rund die Hälfte unseres Geschäfts aus dem bestehenden Kreditportfolio. Das ist viel. Deswegen werden wir uns bei unseren Dealgrößen in Zukunft auch nach oben und unten bewegen,  damit wir mehr Kunden unterstützen können.

Die Debt-Volumina werden größer, die Risiken für die finanzierenden Banken auch. Kann die NIBC als vergleichsweise kleine Bank mit ihren großen Konkurrenten im LBO-Geschäft mithalten?
Unsere Ticketgröße ist natürlich eine andere als bei großen Häusern wie der Commerzbank oder der Unicredit. Unser Final Take ist 25 Millionen Euro, und wir können ein Underwriting von bis zu 75 Millionen Euro zusagen. Die großen Banken haben mehr Spielraum. Aber am Ende des Tages liegt deren Final Take oft auch nicht wesentlich höher als der unsere. Ich glaube aber, dass es für Kunden noch wichtiger ist, dass eine Bank immer liefert, wie versprochen und innerhalb der  Deadlines. Das machen wir im deutschen Mid-Market konsistent seit 2005.

Kein Aderlass nach Weggang von Steffen Böhmert

Sie haben vor wenigen Wochen Steffen Böhmert, der zum PE-Investor ICG wechseln wird, an der Spitze des deutschen Leveraged-Finance-Teams der NIBC abgelöst. Führen Sie Böhmerts Arbeit 1:1 weiter, oder wollen Sie andere Akzente setzen?
Wir behalten unsere Strategie bei, in der aktuellen Marktlage verhalten wir uns konservativ. Allerdings denken wir verstärkt über neue Produkte nach, zum Beispiel, ob wir unseren Kunden gemeinsam mit einem Mezzanine-Haus bald auch Unitranche-Finanzierungen anbieten wollen. Und wir haben unseren Investitionsradius ein wenig erweitert. Wir schauen uns jetzt auch selektiv Deals mit Unternehmen an, deren Ebitda unter 10 Millionen Euro liegt. Auf der anderen Seite des Spektrums machen wir mehr Participations als früher, auch bei sehr großen Deals.

Weil Sie Ihr Geld zum Arbeiten bringen müssen?
Im Mid Market sind aktuell so viele Banken engagiert, dass wir dort unsere Wachstumspläne nicht mehr voll realisieren können und deswegen unseren Sweetspot ausweiten. Über unsere NIBC Direkt-Bank fließen uns nennenswert Kundeneinlagen zu, die wir auch wieder anlegen müssen.

Die NIBC hat im März dem Finanzdienstleister Albis die Gallinat Bank abgekauft, einen Leasingspezialisten. Richtet die NIBC in Deutschland ihren Fokus weg vom Leveraged-Finance-Geschäft?     
Nein, im Gegenteil. Die Asset Alllocation der NIBC Bank ist konstant. Rund 15 Prozent der Bankbilanz im Corporate-Bereich stehen für Leveraged Finance zur Verfügung. Leveraged Finance ist und bleibt ein Kerngeschäft der Bank. Die Übernahme zeigt weiterhin das Committment der Bank für den deutschen Markt.

Bei einem Chefwechsel ist ja immer auch interessant, was mit dem Team passiert. Haben zusammen mit Böhmert oder in Folge seines Abschieds auch andere Mitglieder Ihres Teams die Bank verlassen?
Nein, unser Team ist relativ stabil. Und der neue Chef ist ja nicht ganz neu, ich war ja schon zwischen 2005 und 2010 für die NIBC in Frankfurt tätig. Viele Kunden und Kollegen kennen mich noch von früher.

Info

Victor Ruitenberg ist die Allzweckwaffe der NIBC Bank. Von 2005 an baute er die deutsche Niederlassung in Frankfurt mit auf, bevor er 2010 zurück in die Zentrale nach Den Haag ging, um das komplette Kreditbuch der NIBC im Leveraged-Finance-Bereich zu managen. Neben Deutschland betreibt die NIBC auch in Holland, Belgien und Großbritannien Leveraged-Finance-Geschäft. Nachdem der langjährige deutsche Leveraged-Finance-Chef Steffen Böhmert im März seinen Wechsel zum PE-Investor ICG bekanntgab, packte Ruitenberg innerhalb weniger Tage seine Koffer und kehrte nach Frankfurt zurück. Während Böhmert sich ausschließlich um das Neugeschäft (Origination) kümmerte, ist Ruitenberg zusätzlich auch für das deutsche Bestandsgeschäft verantwortlich. Der 45-jährige Holländer ist verheiratet, hat drei Kinder und verbringt  seine Freizeit am liebsten mit Radfahren, Kochen, Lesen und Reisen.