Herr Zügel, Sie haben gerade von den PE-Investoren Quadriga und Partners Group den österreichischen Kühlschrankhersteller AHT Cooling übernommen. Was hat Sie an der Transaktion interessiert und was für einen Wertzuwachs kann Bridgepoint noch erzeugen? Es ist immerhin schon ein Tertiary.
Die Firma hat innerhalb der letzten zehn Jahre ein starkes Umsatzwachstum von durchschnittlich über 10 Prozent pro Jahr gezeigt und bewiesen, dass das Geschäftsmodell von AHT sehr gut funktioniert. Bis jetzt ist AHT vor allem im deutschsprachigen Raum aktiv und hat zuletzt behutsam eine Produktion in China aufgenommen. Mit unserem internationalen Netzwerk in Osteuropa, der Türkei, aber auch in China wollen wir das Wachstum in den kommenden vier bis fünf Jahren deutlich stärken. Auch die USA und Lateinamerika sind eine Option. Das werden wir nach dem Closing besprechen.
Wie umkämpft war die Transaktion? Mit 585 Millionen Euro EV war der Deal sehr hoch bewertet.
Gute Unternehmen haben ihren Preis – und wenn wir ein Unternehmen erwerben, dann berücksichtigen wir seine Wachstumsaussichten ebenso wie den heutigen Unternehmenswert. Wir haben in den letzten Jahren kaum Transaktionen gesehen, die nicht kompetitiv waren. Auch 2008/9 haben wir keine stark fallenden Preise gesehen, sondern eher weniger Transaktionen. Ich kann Ihnen aber versichern, dass der Preis mehr als angemessen ist. Wir sehen uns als Asset-Pickers, die qualitativ sehr hochwertige Unternehmen kaufen. Wir investieren in Regionen, die stark wachsen oder in Firmen, die stark wachsen. Daher können wir auch unabhängig von der Konjunkturlage Transaktionen abschließen.
Das heißt, Sie sehen keine besonderen Chancen zum günstigen Zukauf in Südeuropa?
Wir fokussieren uns auf gute bis sehr gute Unternehmen. Bei denen gibt es, unabhängig von der Region, nicht das Thema der niedrigen Bewertung. Mit unseren zehn Büros in Europa können wir aber selektiv auf Marktentwicklungen reagieren.
Bevorzugen Sie eigentlich Secondaries? Die bieten PE-Investoren schließlich auch Vorteile. Immerhin weiß das Management schon, was PE erwartet.
Das sehen wir sehr entspannt und im Grunde agnostisch. Im vierten Fonds haben wir sehr viele Primaries gemacht. Aber Sie haben recht. Management mit PE-Erfahrung hat Vorteile, was die Taktgeschwindigkeit und Reportingintensität angeht.
AHT wurde aus Bridgepoints viertem Buyout-Fonds gekauft, der 2008 mit einem Volumen von 4,8 Milliarden Euro aufgelegt wurde. Zu wieviel Prozent ist dieser bereits investiert und wie schlägt sich das Portfolio?
Mit dem Abschluss der AHT-Transaktion werden wir 80 Prozent in rund 20 Unternehmen investiert haben.Rund 1 Milliarde Euro wollen wir noch sehr fokussiert in Unternehmen zwischen 250 Millionen Euro und 1 Milliarde Euro Enterprise Value investieren. In den letzten drei Jahren in Folge haben alle Portfoliounternehmen je zweistellige Umsatzwachstumsraten gezeigt.
Gilt das auch für Rodenstock? Zwischendurch schien die Lage bei dem Brillenhersteller, an dem Bridgepoint mit 51 Prozent noch knapp die Mehrheit vor den Banken hält, bedenklich.
Unser Anteil ist deutlich höher. Wir sind mit der Entwicklung bei Rodenstock sehr zufrieden. Das Management macht dort einen tollen Job, die Firma ist im letzten Jahr wieder um zehn Prozent gewachsen. Für Rodenstock…
…das bereits seit 2007 im Portfolio ist…
…haben wir neue Expansionsziele definiert und jüngst in Brasilien zugekauft. Die Potenziale, die die 100-jährige Unternehmensgeschichte bietet, sind beträchtlich.
Das heißt, Sie investieren weiter in Rodenstock? Gibt es Ansätze, die Patt-Situation mit den Banken zu überwinden?
Unsere Flexibilität erlaubt es uns, in Firmen über die volle Haltedauer zu investieren. Im Übrigen gibt es kein Patt. Wir hatten stets volle operative Kontrolle über den Konzern und das Verhältnis mit den Banken ist sehr gut. Insofern gibt es keinen Grund, daran etwas zu ändern.
Dann wird es ja langsam Zeit fürs Fundraising. Dann müssen Sie aber noch ein paar Exits zeigen. Wieviel Geld haben Sie bereits an Ihre Investoren zurückgezahlt?
Zahlen kommentieren wir nicht öffentlich. Unser Portfolio ist noch recht jung, die ersten Investments stammen aus 2009. An ein Fundraising zu denken ist noch zu früh. Priorität hat für uns der fokussierte Investitionsprozess und das Ausinvestieren des vierten Buyout-Fonds.