Finanzchef Jens-Peter Neumann hat die Rückkehr der Klinikkette Rhön an den M&A-Markt angekündigt. Das Unternehmen, das bis zum Verkauf der meisten Kliniken an Fresenius zu den größten Klinikketten Deutschlands zählte, hat Ende Juli zwar schon die fränkische Kreisklinik Bad Neustadt übernommen. Mit einem Umsatz von 30 Millionen Euro ist der Neuzugang allerdings noch kein großer Fisch. Bald jedoch sollen größere Zukäufe folgen. „Wir werden nicht mehr lange auf unserem großen Berg von Geld sitzen“, erklärte Neumann heute im Interview bei FINANCE-TV. „Wir sind an insgesamt fünf M&A-Targets dran, darunter auch durchaus voluminöse Krankenhausbetreiber.“
Geld dafür ist vorhanden. Der Dax-Konzern Fresenius hatte Rhön Mitte 2013 über 3 Milliarden Euro für die Übernahme von 43 Rhön-Kliniken bezahlt. Rhön verlor dadurch zwei Drittel seines Umsatzes. Einen großen Teil des Verkaufserlöses kehrte Rhön in den vergangenen beiden Jahren an die Aktionäre aus. Im Herbst wird noch ein weiterer Aktienrückkauf mit einem Volumen von rund 180 Millionen Euro folgen. Danach wird Rhön immer noch eine Nettoliquidität von gut 300 Millionen Euro in der Kasse haben.
Rhön kann über 500 Millionen Euro in M&A-Deals stecken
Zusätzlich will Neumann wieder „einen angemessen Leverage aufbauen“. Die Finanzschulden könnten seiner Zielvorgabe gemäß am Ende beim zwei- bis dreifachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) liegen. Das Ebitda beträgt aktuell rund 150 Millionen Euro. Damit käme Rhön insgesamt auf eine Kriegskasse für Klinikzukäufe von mehr als einer halben Milliarde Euro. Die ersten Mittel könnten schon in Kürze zum Einsatz kommen: „Wir arbeiten gerade an einem relativ großen M&A-Deal“, sagte Neumann.
Der Fokus der aktuellen M&A-Strategie ist deutlich enger als bei den früheren Zukäufen, die Rhön zwischenzeitlich hinter Asklepios und Helios/Fresenius zur drittgrößten Klinikkette Deutschlands hatten wachsen lassen. Künftig will das Unternehmen in einem ganz bestimmten Bereich zulegen: „Wir haben alle unsere Regelkrankenhäuser an Fresenius verkauft und bieten beim Verkauf solcher Häuser auch nicht mehr mit. Stattdessen konzentrieren wir unsere M&A-Bemühungen auf Spezial- und Akutkliniken“, sagte Neumann.
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Wie die Investoren auf die Rhön-Kasse schielen und wie das Rhön-Management mit den beiden Großaktionären B. Braun und Asklepios klarkommt – das FINANCE-TV-Interview mit Rhön-CFO Jens-Peter Neumann in voller Länge gibt es hier.