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Rundumschlag bei Siemens

Siemens-CEO Joe Kaeser (links) und CFO Ralf Thomas bei der Bekanntgabe der Umbaupläne für den Konzern.
Siemens

Seit seiner Ernennung zum Siemens-CEO hat Joe Kaeser keinen Zweifel daran gelassen, dass er bei dem Industrie- und Technologiekonzern tiefgreifend umbauen will. Die Details hat der Konzern nun zeitgleich mit den Zahlen für das zweite Quartal 2014 veröffentlicht. Diese zeigen, dass Siemens bei der operativen Performance noch viel Luft nach oben hat, wie Kaeser selbst deutlich machte. Zwar lag der operative Gewinn aus den Sektoren mit einem Wert von knapp 1,56 Milliarden Euro rund 16 Prozent über dem Vorjahreswert, dennoch blieb der Konzern damit hinter den Erwartungen des Kapitalmarkts zurück. Der Auftragseingang brach dagegen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 13 Prozent ein.

Zusatzaufgaben für CFO Ralf Thomas

Unter dem klingenden Schlagwort „Vision 2020“ will die Industrieikone von der selbst als „durchwachsen“ bezeichneten Performance wegkommen und sich nun auf die Wachstumsfelder Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung konzentrieren. Dazu mischt Kaeser die erst von seinem Vorgänger Peter Löscher geschaffene Organisationsstruktur kräftig durch: Die bisherige Aufteilung des Geschäfts in vier Sektoren wird abgeschafft, aus 16 Divisionen werden jetzt neun Untereinheiten. Der Umbau allein soll durch die straffere Organisation bis 2016 zu Einsparungen von 1 Milliarde Euro führen.

Mit der Neugliederung einher gehen eine Reihe von Personalwechseln: Der wohl prominenteste Neuzugang in München ist die US-amerikanische Shell-Managerin Lisa Davies, die ab August die Nachfolge von Energievorstand Michael Süß antritt, der seinerzeit auch als Kandidat für die CEO-Rolle gehandelt worden war. Für den im September ernannten CFO Ralf Thomas bedeutet die neue Struktur mehr Verantwortung: Er wird zusätzlich auch die Leitung der Einheit Corporate Services übernehmen – neben dem Ressort Finanzen und der Verantwortung für die Siemens Immobilien und die Siemens-Finanzsparte.

Siemens: Damoklesschwert Alstom

Beflügelt werden soll die Neuausrichtung durch zwei M&A-Deals, die der Konzern nun verkündet hat: Zum einen übernehmen die Münchener das Energiegeschäft von Rolls-Royce, zum anderen haben sie mit Mitsubishi Heavy Industries ein Gemeinschaftsunternehmen für die Metallindustrie gegründet.

Der große Unsicherheitsfaktor bleibt aber der Bieterkampf um den angeschlagenen französischen Alstom-Konzern. Nachdem General Electric seine Übernahmepläne für den französischen Konzern publik gemacht und damit indirekt eine Kampfansage an Siemens formuliert hatte, hat die französische Regierung den jahrzehntelangen Rivalen Siemens als Weißen Ritter ins Spiel gebracht und um ein Konkurrenzangebot gebeten. Beobachter räumen den Münchnern, die nach einer vierwöchigen Due Diligence ihrerseits ein Angebot prüfen wollen, allerdings nur Außenseiterchancen ein.

Fraglich erscheint zudem, ob Siemens mit dem Zukauf vor dem Hintergrund hoher Kosten und Zugeständnisse an die französische Seite – etwa in punkto Arbeitsplatzgarantien – glücklich würde, da die notwendige komplexe Integration viel Managementkapazität binden würde.

Börsengang für Hörgerätesparte

Auch an anderen Stellen kommt Bewegung in das Konzernportfolio: Neben der Ankündigung, mit dem Rückkauf von Aktien im Wert von bis zu 4 Milliarden Euro zu beginnen, will Kaeser die Hörgerätesparte an die Börse bringen. Der Bereich wird gemeinsam mit der übrigen Medizintechnik künftig eigenständig geführt und soll nun dem Leuchtenhersteller Osram folgen, den Siemens Mitte 2013 erfolgreich per Spin-Off an die Börse gebracht hatte.

sarah.nitsche[at]finance-magazin.de