BP, Shell und Telefónica haben es vorgemacht, nun hat mit der Telekom erstmals ein deutsches Unternehmen das Instrument einer „Scrip Dividend“ ausprobiert. Für Noch-CFO Timotheus Höttges, der den Konzern ab dem nächsten Jahr leiten wird, war der Deal bares Geld wert, das die Telekom dringend benötigt, um den Ausbau des deutschen Breitbandnetzes voranzutreiben: Durch die besondere Form der Aktionärsvergütung – die Aktionäre haben die Wahl, sich die Dividende auch in Form neuer Aktien auszahlen zu lassen – hat die Telekom mehr als 1 Milliarde Euro gespart. Über ein Drittel der Aktionäre hat sich für die kassenschonende Aktiendividende entschieden, darunter auch der Großaktionär KfW, der seinen Telekom-Anteil damit von 17 auf 17,4 Prozent aufgestockt hat.
Nach dem Erfolg, den die Telekom damit gefeiert hat, müsste das Instrument nun eigentlich jeder CFO zumindest im Kopf haben – allerdings machen eine Reihe von Gründen das Verfahren für deutsche Finanzchefs kompliziert, wie Rainer Krause von Hengeler Müller erklärt, der die Telekom bei der Transaktion beraten hat: „In vielen europäischen Ländern ist das Instrument ausdrücklich geregelt. Das ist in Deutschland anders: Das Aktiengesetz sieht eine ,Sachdividende‘ vor, die die Ausschüttung von Aktien einschließt. Diese Regelung zielt allerdings auf die Ausschüttung von Aktien, die bereits existieren, also von der Gesellschaft zunächst zurückerworben werden müssten.“
Telekom hat von einfacherer Abwicklung profitiert
Genau das ist aber nicht der Sinn der Scrip Dividend. Sie soll finanziellen Spielraum verschaffen und das Eigenkapital nicht schmälern – deshalb muss das Grundkapital erhöht werden, bevor die Dividende ausgeschüttet wird. Für die Telekom war das viel Arbeit. Der Großkonzern musste auf der Hauptversammlung im Mai erst einmal einen „normalen“ Dividendenbeschluss fassen, allerdings gepaart mit einem juristischen Kniff: Das Fälligkeitsdatum für die Auszahlung der üblichen Bardividende wurde in den Juni hinausgeschoben. Die Aktionäre, die sich für die Scrip Dividend entschieden hatten, konnten ihren Dividendenanspruch in dieser Zeit als Einlage in das Unternehmen einbringen und die Telekom damit die Kapitalerhöhung umsetzen. Gebündelt wurden die Ansprüche bei der Citigroup.
„Bei rund 1,6 Milliarden Aktien, für die die Aktiendividende gewählt wurde, ist so ein Deal extrem komplex“, räumt Krause ein. „Die Verwaltungskosten fallen aber gemessen am Liquiditätsvorteil nicht ins Gewicht. Bei regulären Kapitalerhöhung sind die Kosten häufig sogar erheblich höher.“ Die Telekom hat zudem von einer Besonderheit profitiert: Sie kann ihre Dividenden steuerfrei ausschütten, da sie dafür auf das steuerliche Einlagekonto zurückgreift. Bei den Dividenden entspricht am Ende das Brutto dem Netto, das erspart viel Rechnerei bei der Abwicklung.
Auch wenn die meisten CFOs auf diese Erleichterung verzichten müssen, ist Krause überzeugt, dass die Scrip Dividend auch in Deutschland Schule machen wird: „Ich glaube, dass die Scrip Dividend in der Zukunft häufiger genutzt wird – auch von Unternehmen die ihre Dividenden nicht steuerfrei ausschütten. Das erfordert zusätzliche Gestaltungen, ist aber machbar.“