Der angeschlagene Solarhersteller Solarworld hat ein weiteres finsteres Quartal hinter sich. Inzwischen spricht das Unternehmen offen davon, dass die Finanzierungskrise, die durch einen umfassenden Debt-Equity-Swap gelöst werden soll, den Absatz von Solarmodulen und Bausätzen in Deutschland beeinträchtigt, da sich Privatkunden mit Käufen zurückhalten.
Auch Großprojekte leiden unter der angespannten Finanzlage: „Aufgrund der eingeleiteten, aber noch nicht final abgeschlossenen finanziellen Restrukturierung ist eine Fremdkapitalbeschaffung für Großprojekte derzeit nicht darstellbar“, schreibt Solarworld in der Finanzmitteilung zu den Ergebnissen der ersten neun Monate.
In den ersten neun Monaten setzte der Solarworld-Konzern Module, Bausätze und Wafer mit einer Leistung von 427 MW ab, rund 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Umsatz brach sogar um 26 Prozent auf 345,6 Millionen Euro ein. Vor allem hier schlagen die Folgen der Kundenverunsicherung zu Buche, die den Absatz der hochpreisigen, margenstarken Bausätze einbrechen ließ.
Entsprechend tief steckt Solarworld nach wie vor in den roten Zahlen. Zwar halbierte sich der operative Verlust vor Abschreibungen (Ebitda), mit 60,2 Millionen Euro ist er aber immer noch erheblich. Unterm Strich muss CFO Philipp Koecke einen Konzernverlust von 148,6 Millionen Euro bilanzieren gegenüber einem noch höheren Verlust von 230 Millionen Euro vor einem Jahr.
Solarworld-CFO Philipp Koecke hat Cash-Drain gestoppt
Inmitten der tiefroten Zahlen sind jedoch auch Anzeichen der Besserung zu sehen. So scheint es Koecke gelungen zu sein, den Cashabfluss zumindest für den Moment zu stoppen. Obwohl auf Ebitda-Basis auch im dritten Quartal ein Verlust von 23 Millionen Euro anfiel, konnte Solarworld die Cash-Position bei 163,8 Millionen Euro stabilisieren. Zudem boomt das Exportgeschäft, in dem Solarworld den Absatz im dritten Quartal um mehr als die Hälfte auf 180 MW ausbauen konnte. Gleichwohl könnten dazu auch Absatzverschiebungen aus dem schwächelnden Heimatgeschäft beigetragen haben.
Um in die schwarzen Zahlen zurückzukehren, ist Solarworld aber darauf angewiesen, dass das Endkundengeschäft auf dem Heimatmarkt wieder Tritt fasst. Für das branchenweit wichtige Jahresendgeschäft ist damit aber nicht zu rechnen, schließlich soll die finanzielle Restrukturierung erst im Februar nächsten Jahres abgeschlossen sein.
Im Moment laufen die üblichen Anlegerklagen gegen die Beschlüsse der Gläubigerversammlungen, die im Sommer einem Forderungsverzicht von 55 Prozent zugestimmt hatten. Damit soll die Schuldenlast von Solarworld von fast 1 Milliarde Euro auf weniger als 500 Millionen Euro sinken. Kritische Klagen, die den Schuldenschnitt nennenswert verzögern oder gar verhindern könnten, liegen FINANCE-Informationen zufolge aber nicht vor.
Faktisch aber erhöht die auf 163,8 Millionen Euro geschrumpfte Cash-Position den Druck auf Koecke und CEO Frank Asbeck, anschließend auch etwas für die Stärkung der Liquidität zu tun. Branchenexperten gehen davon aus, dass 2014 der nächste Investitionszyklus die Solarbranche erfassen wird. Ohne eine gut gefüllte Kassenlage und ein funktionierendes Stammgeschäft könnte es Solarworld schwer fallen, dabei mit den asiatischen Wettbewerbern Schritt zu halten.
Info
Alle Hintergründe zum Überlebenskampf von Solarworld können Sie auf der FINANCE-Themenseite zu Solarworld nachlesen.