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Spekulationen um Delisting von Air Berlin

Großaktionär Etihad diskutiert den nächsten Schritt, um Air Berlin aus der Krise zu holen.
Thomas Schuhmacher / airberlin

Die Großaktionäre der defizitären Fluglinie Air Berlin suchen nach einem neuen Weg aus der Krise. Als eine Option wird jetzt auch ein Rückzug von der Börse diskutiert. Das berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Insider. Demnach könnte die Fluggesellschaft abseits der Kapitalmarktöffentlichkeit an der notwendigen Neuausrichtung arbeiten, so der vermeintliche Plan. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, derzeit liefen die Gespräche. Zu den Großaktionären Air Berlins gehören der Hauptinvestor Etihad aus Abu Dhabi mit 29,1 Prozent und die türkische ESAS-Holding mit 12,02 Prozent.

Etihad ist für Air Berlin eine überlebenswichtige finanzielle Stütze. Die Fluggesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt die Berliner, die in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahren ein negatives Eigenkapital von 544 Millionen Euro aufwiesen, derzeit unter anderem mit einer Sammelanleihe und einem Gesellschafterdarlehen.
 
Allerdings sind die Möglichkeiten für eine finanzielle Unterstützung durch Etihad begrenzt, denn der Investor darf seinen Anteil nicht nennenswert weiter aufstocken, ohne einen Verlust der Lande- und Überflugrechte zu riskieren. Air Berlin muss eine europäische Fluglinie bleiben, andernfalls fallen wichtige Start- und Landerechte in der EU weg. Aus diesem Grund könnte Etihad freilich auch nach einem Rückzug Air Berlins von der Börse keine weiteren Anteile kaufen.

Wie heikel die Frage nach Start- und Landerechten ist, weiß Air Berlin nur zu gut. Im Januar hatte die Fluggesellschaft nach langem Zittern die Erlaubnis erhalten, auch weiterhin einen Großteil der umstrittenen Codesharing-Flügen mit Etihad durchführen zu können.

Die Air-Berlin-Investoren reagieren hysterisch auf diese Gerüchte: Die beiden 2018 und 2019 auslaufenden Bonds brechen um mehr als 20 Prozent auf Kurse um 75 Prozent ein. Die schon lange schwer gebeutelte Aktie verliert weitere 15 Prozent.

Air Berlin könnte näher mit Alitalia zusammenrücken

Dies könnte daran liegen, dass der Pressebericht weiter ausführt, dass das Delisting nur das Vorspiel zu einer noch wichtigeren Maßnahme sein könnte: Im Rahmen einer Neuausrichtung könnte Air Berlin näher an die ebenfalls angeschlagene Fluggesellschaft Alitalia rücken, an der Etihad 49 Prozent hält. Theoretisch könnte Alitalia – dem Gesetz nach eine europäische Airline – über die Gründung einer GmbH für Air-Berlin-Anteile bieten, berichtet das Handelsblatt. Bei einer Übernahme innerhalb der EU fielen keine Start- und Landerechte weg.

Das Ziel eines Zusammenrückens der beiden Krisen-Airlines wären bisher ungenutzte Synergien, durch die die Kosten gesenkt werden könnten. Teile des Betriebs und der Administration von Air Berlin könnten in Zukunft von Alitalia übernommen werden, spekuliert das Handelsblatt. Allerdings steht die italienische Fluggesellschaft selbst unter starkem Druck. Das Management und Etihad wollen einen harten Sanierungskurs, doch Gewerkschaften und Vertreter der italienischen Politik bremsen.

Die Berichte über eine mögliche verstärkte Kooperation mit Alitalia rücken möglicherweise auch eine Personalmeldung von Air Berlin vom vergangenen Freitag in ein neues Licht. Air Berlin hatte mitgeteilt, dass Marco Ciomperlik die neu geschaffene Position des Director Group Synergies übernimmt. Er soll „die kommerzielle und administrative Vernetzung der europäischen Airberlin-Partnerairlines vorantreiben“, hieß es zur Begründung. Damit würde Ciomperlik eine Schlüsselposition einnehmen, sollte es tatsächlich so kommen wie vom Handelsblatt berichtet.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Info

Die ganze Entwicklung bei der angeschlagenen Fluglinie finden Sie auf unserer Themenseite zu Air Berlin

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.