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Stefan Gaiser: In neuen (Gehalts-)sphären

Neuer Spitzenverdiener unter den deutschen Finanzvorständen: Teamviewer-CFO Stefan Gaiser
Teamviewer

Der Wechsel zum IT-Unternehmen Teamviewer im November 2017 hat sich für Stefan Gaiser finanziell mehr als ausgezahlt. Satte 20,8 Millionen Euro nahm der CFO im vergangenen Jahr mit nach Hause. Die Rekordvergütung ist die Belohnung für zwei Jahre harte Arbeit, die auch in die Vorbereitung und erfolgreiche Durchführung des Börsengangs im September 2019 geflossen sind.

Den Großteil von Gaisers Vergütung (19,9 Millionen Euro) hat der Finanzinvestor Permira überwiesen. Die Briten hatten beim Gang aufs Parkett einen Teil ihrer Beteiligung für mehr als 2 Milliarden Euro vergolden können. Davon partizipierte auch der Teamviewer-Vorstand, der mit dem Mehrheitseigner „Beteiligungen an der Wertsteigerung des Unternehmens“ vereinbart hatte. Zudem mussten Gaiser und CEO Oliver Steil, wie bei Private-Equity-Häuser üblich, selbst ins finanzielle Risiko gehen und Anfang 2018 indirekte Beteiligungen (Management Equity Participations) an Teamviewer erwerben. Auch die millionenschweren Erlöse aus dem Verkauf dieser Anteile flossen in die Gesamtvergütung mit ein.

Teamviewer änderte Geschäftsmodell

Auch in Zukunft könnte Gaiser, der im kleinen badischen Weinort Bischoffingen aufgewachsen ist, vom Erfolg des Unternehmens weiterhin kräftig profitieren. Neben seinem von Teamviewer gezahlten Festgehalt von 511.000 Euro bekommt er im Oktober 2020 und 2021 von Permira noch jeweils 885.000 Aktien zugeteilt. Bei jetzigem Kurs wären diese über 80 Millionen Euro wert.

Teamviewer-Aktie seit dem IPO am 25.9.2019

Diese gewaltigen Zahlen, die selbst die Vergütung der VW-Spitze und der führenden Investmentbanker in den Schatten stellen, lassen den Blick auf die Arbeit verschwimmen, die der Finanzchef auch abseits des Börsengangs bei Teamviewer geleistet hat. Gemeinsam mit Vorstandschef Oliver Steil gelang ihm die Umstellung des Abrechnungsverfahrens von einem Lizenzmodell mit kostenpflichtigen Add-ons und Updates hin zu einem Servicemodell auf Basis eines Jahresabos („Software as a Service“). Gleichzeitig wächst das Zukunftsgeschäft mit dem „Internet of Things“, also der zunehmenden Vernetzung von Maschinen und Objekten.

Teamviewer-CFO baut fleißig Schulden ab

Auf Finanzseite hat der dreifache Familienvater, der mit Undercut-Frisur und Tattoo nicht gerade dem klassischen CFO-Bild entspricht, Teamviewer ordentlich entschuldet. Lag der Nettoverschuldungsgrad (Net Debt/Ebitda) zu Beginn seiner Amtszeit beim 7- bis 8-fachen, sank er allein im Geschäftsjahr 2019 von 6,3x auf 3,0x. Nach dem Ende des ersten Quartals 2020 lag der Leverage schon nur noch bei 2,4x Ebitda.

Auch sonst stimmen die Zahlen: Das vor dem IPO versprochene Umsatzwachstum von 40 Prozent für 2019 wurde leicht übertroffen. Während die von Teamviewer als Billings ausgewiesenen Umsätze auf knapp 325 Millionen Euro stiegen, lag der Nettogewinn  bei knapp 104 Millionen Euro. Im Jahr zuvor wies das Unternehmen noch einen Verlust von 12 Millionen Euro aus.

War für 2020 ein weiteres Wachstum von 32 bis 35 Prozent angedacht, wurde die Prognose dank des Nachfrage-Booms nach Home-Office-Lösungen infolge des Coronavirus auf 38 Prozent in Richtung 450 Millionen Euro angehoben. Glaubt man seinem beruflichen Umfeld, soll Stefan Gaiser den Stempel Corona-Gewinner jedoch hassen. In Göppingen versteht man sich eher als Profiteur der generellen Remote-Work-Bewegung, losgelöst von der Viruskrise.

Permira macht Teamviewer-Anteile zu Geld

So oder so klingelt es bei den Verantwortlichen für die Entwicklung von Teamviewer weiter in der Kasse: Mitte Mai hat Permira abermals rund 25 Millionen Teamviewer-Aktien am Markt platziert und damit erneut mehr als 1 Milliarde Euro eingenommen. Sollte der britische Finanzinvestor seinen noch bestehenden Anteil von 39 Prozent komplett abverkaufen, könnte das schwäbische Unternehmen, das derzeit noch im MDax und TecDax notiert ist, sogar zum Dax-Aufsteiger avancieren. Gaiser wäre dann möglicherweise der erste tätowierte Dax-CFO.

FINANCE-Köpfe

Stefan Gaiser, TeamViewer AG

Nach ersten Berufsjahren in einer mittelständischen Steuer- und Unternehmensberatung wechselt Stefan Gaiser im Jahr 2000 als Deputy-CFO zu Kofax, einem global tätigen Enterprise-Software-Unternehmen, das an der Börse in London notiert ist. Nach fünf Jahren wird er zum Finanzvorstand berufen und hat dieses Amt bis Ende 2010 inne.

Danach ist er unter anderem CFO bei P&I Personal und Informatik, einem in EMEA aktiven Anbieter von HR-Software, bevor er im November 2017 die Position des CFOs bei TeamViewer übernimmt. Im September 2019 führt er das schwäbische Softwarehaus an die Börse. Nach dem IPO bleibt der alleinige Anteilseigner und Finanzinvestor Permira mit 62,5 Prozent zunächst auch weiterhin größter Aktionär der Göppinger.

zum Profil

Mit aktuell über 9 Milliarden Euro Börsenwert hängt Teamviewer die Dax-Mitglieder Lufthansa, MTU, Covestro und Heidelberg Cement jetzt schon deutlich ab. Aber wegen des hohen Permira-Anteils sind Streubesitz und Handelsliquidität von Teamviewer für den finalen Ritterschlag noch zu gering. Angesichts der Erfolgsprämien, die in Göppingen fließen, dürfte dies dort nicht allzu Viele grämen.

Info

Mehr über die bisherige Karriere von Finanzchef Stefan Gaiser erfahren Sie auf seinem Profil bei FINANCE-Köpfe.

Eine Übersicht über alle bisherigen CFOs des Monats gibt es auf der dazu gehörigen FINANCE-Themenseite CFO des Monats.