Der drittgrößte deutsche Kabelnetzbetreiber Tele Columbus plant eine 240 Millionen Euro schwere Kapitalerhöhung. Wie das Unternehmen mitteilte, soll der Emissionserlös zur Finanzierung weiterer Zukäufe verwendet werden.
Beim aktuellen Aktienkurs von rund 13,50 Euro müsste Tele Columbus – inklusive eines Preisabschlags – rund 18,5 Millionen neue Aktien platzieren, um diese Summe zu erreichen. Dadurch würde sich die im Umlauf befindliche Aktienzahl um etwa ein Drittel erhöhen. Die außerordentliche Hauptversammlung, die die Kapitalerhöhung genehmigen soll, ist für den 14. September angesetzt.
Was machen die Großaktionäre von Tele Columbus?
Spannend für den weiteren Fortgang der Tele-Columbus-Story wird sein, ob die bisherigen Großaktionäre York Capital (über 20 Prozent), TC Management (10,15 Prozent) Davidson Kempner (7,3 Prozent) und Capula (3,8 Prozent) bei der Kapitalerhöhung mitziehen oder sich verwässern lassen. Eine klare Aussage dazu traf Tele Colmubs nicht. Ein Unternehmenssprecher betonte jedoch, dass die Investoren "die Wachstumsstrategie seit dem IPO kennen" und diese auch "mit großer Zustimmung unterstützen" würden.
Tele Columbus gilt seit dem Börsengang als Übernahmekandidat Nummer Eins am deutschen Kabelmarkt. Lassen sich die Hedgefonds-Aktionäre, die vor 2009 Jahren im Zuge eines Debt-to-Equity-Swaps in den Aktionärskreis gekommen sind, jetzt verwässern, wäre dies ein starkes Signal, dass ihre Pakete zum Verkauf stehen und sie den Exit bei Tele Columbus anstreben.
Dann könnten strategische Investoren wie Liberty Global oder die beiden deutschen Marktführer Kabel Deutschland (Vodafone) und Unitymedia auf den Plan treten, um sich Tele Columbus einzuverleiben. Ziehen die Hedgefonds hingegen mit, könnte dies bedeuten, dass sie auch die nächste Zukaufsphase von Tele Columbus noch mit begleiten möchten.
Tele Columbus braucht Kapitalerhöhung für neue M&A-Deals
So oder so ist die Kapitalerhöhung für weitere Zukäufe unerlässlich: „Ohne diese Kapitalerhöhung wäre die Finanzierung weiterer maßgeblicher Zukäufe auf Basis der aktuellen Finanzierungsstruktur nicht möglich“, schreibt Tele Columbus. Ausgegeben hat Tele Columbus die vorherige Kriegskasse für die Übernahme des Konkurrenten Primacom Mitte Juli, der Nummer Vier am deutschen Kabelmarkt.
Der stattliche Kaufpreis von 711 Millionen Euro konnte nur zum Teil durch den Emissionserlös des Börsengangs aus dem Januar (367 Millionen Euro) finanziert werden. Für den Rest beschaffte sich CFO Frank Posnanski einen Bankenkredit und eine Brückenfinanzierung in Höhe von 125 Millionen Euro, die er ebenfalls mit einer kleinen Kapitalerhöhung ablösen will. Dann aber wäre der bisherige Eigenkapitalrahmen erschöpft. Der Bilanz würde eine große Kapitalerhöhung gut tun: Der Verschuldungsgrad von Tele Columbus wird durch die Primacom-Übernahme laut Unternehmensangaben auf rund 5x Ebitda ansteigen.
CFO Frank Posnanski könnte auch Schulden tilgen
Konkrete M&A-Targets nennt der seit dem 22. Juni im SDax notierte Kabelnetzbetreiber nicht. Mit den 240 Millionen Euro aus der Kapitalerhöhung plus den überschüssigen liquiden Mitteln aus der weiteren Kapitalerhöhung zur Rückführung der Brückenfinanzierung stünde CFO Frank Posnanski eine ähnliche Cash-Summe zur Verfügung wie vor dem Primacom-Deal. Zudem sprach Tele Columbus im Rahmen des Primacom-Deals von möglichen „weiteren Kapitalmarktfinanzierungen“.
Sollten es zeitnah zu keinen Übernahmen kommen, könnten die Mittel aus der Kapitalerhöhung auch zur Rückführung von Bankverbindlichkeiten genutzt werden, argumentiert Tele Columbus. Dadurch wäre dann die Aufnahme von neuem Fremdkapital zu einem späteren Zeitpunkt möglich. Ob aber dann die aktuellen Großaktionäre immer noch mit von der Partie wären, ist sehr unwahrscheinlich.