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ThyssenKrupp spart mehr und zahlt höhere Betriebsrenten

Gute Nachrichten waren bei ThyssenKrupp zuletzt Mangelware, jetzt gibt es gleich zwei - für Aktionäre und Mitarbeiter.
ThyssenKrupp

ThyssenKrupp treibt die Restrukturierung entschieden voran: CFO Guido Kerkhoff rechnet damit, die Sparziele im Geschäftsjahr 2014/15 deutlich zu übertreffen. Statt der geplanten 850 Millionen Euro werden wohl mindestens 1 Milliarde Euro Kostensenkungen erzielt, kündigte der Finanzchef im Interview mit der Börsen-Zeitung an. Das Geschäftsjahr von ThyssenKrupp endet im September.

Das Ende der Fahnenstange ist damit offenbar noch nicht erreicht: Kerkhoff kündigte außerdem an, das Sparprogramm „Impact“, das eigentlich nur noch bis Ende des Monats laufen sollte, zu verlängern. „Wir werden auch in den kommenden Jahren weiter an Effizienzverbesserungen arbeiten“, sagte der CFO. „Es gibt noch genug, was wir verbessern können. Wir fangen gerade erst an.“

Wo genau das Management ansetzen wird, ließ Kerkhoff offen. Der Kapitalmarkt reagierte dennoch erfreut auf die Ankündigung: Am Vormittag notierte der Aktienkurs gut 2 Prozent im Plus bei rund 18,60 Euro.

ThyssenKrupp zahlt höhere Pensionen

Auch für die Mitarbeiter hat ThyssenKrupp eine gute Nachricht parat: Der Dax-Konzern will rund 73.000 Betriebsrentnern mehr Geld zahlen. In den Genuss der Erhöhung kommen vor allem frühere Beschäftigte der Stahlsparte, bei denen ThyssenKrupp seit 2012 mit Verweis auf die angespannte wirtschaftliche Situation des Konzerns auf eine Erhöhung verzichtet habe, so eine Konzernsprecherin. Mit ersten Nachzahlungen sei ab November oder Dezember dieses Jahres zu rechnen.

Damit lenken die Essener im seit drei Jahren schwelenden Streit mit ihren Betriebsrentnern ein. Mehrere ehemalige Beschäftigte waren gegen die Aussetzung der Pensionserhöhungen vor Gericht gezogen. Mit Erfolg: Das Bundesarbeitsgericht hatte im März zwei Klägern gegen die Nullrunde Recht gegeben, wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtete.

Die nun beschlossene Anpassung erfolgt nach Angaben des Konzerns aber unabhängig von der juristischen Auseinandersetzung. Dennoch hat ThyssenKrupp für mögliche Risiken aus unterlassenen Betriebsrenten-Anpassungen einen „niedrigen dreistelligen Millionen-Eurobetrag“ zurückgestellt.

Das scheint auch dringend notwendig, denn die Betriebsrenten sind für ThyssenKrupp eine schwere Hypothek: Im vergangenen Jahr hatte der Dax-Konzern einer Analyse der Beratungsgesellschaft Towers Watson zufolge lediglich für 24 Prozent seiner Pensionsverpflichtungen entsprechende Finanzmittel zurückgestellt. Der Konzern gehört damit zu den Dax-Unternehmen mit der größten Pensionslücke.

ThyssenKrupp-CFO Kerkhoff kündigt Ebitda bis zu 1,7 Milliarden Euro an

Der Industriekonzern kann sich die Dotierung seiner Pensionszusagen inzwischen wieder besser leisten als noch in den vergangenen Jahren. Laut Kerkhoff wird ThyssenKrupp in diesem Geschäftsjahr einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,6 bis 1,7 Milliarden Euro erreichen und damit am oberen Ende der Guidance herauskommen. Das mittelfristige Ziel beträgt 2 Milliarden Euro, ist aber nicht mit einer konkreten Jahreszahl verknüpft.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2013/2014 hatte ThyssenKrupp zum ersten Mal nach drei Jahren mit Milliardenverlusten wieder einen kleinen Jahresüberschuss von 195 Millionen Euro erzielt.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de