Die Investoren von Singulus mussten in den vergangenen Jahren einige Rückschläge einstecken: Die Aktionäre verloren im Zuge einer Bilanzsanierung fast ihren kompletten Einsatz, während die Bondholder ihre Papiere in neue tauschen und ebenfalls einen Großteil ihrer Forderungen abschreiben mussten. Zudem musste Singulus-CFO Markus Ehret im vergangenen Jahr zum wiederholten Male die Jahresprognose kassieren.
Mit den am heutigen Freitag vorgelegten Halbjahreszahlen zeichnet sich nun aber wieder ein Aufwärtstrend bei dem Technologieunternehmen ab: Der Halbjahresumsatz 2017 lag mit 48,3 Millionen Euro rund doppelt so hoch wie in dem krisengezeichneten Vorjahreszeitraum (24,6 Millionen Euro).
Auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) liegt mit einem kleinen Plus von 2,5 Millionen Euro wieder im positiven Bereich. Das erste Halbjahr 2016 hatte Singulus noch mit einem deutlich negativen Ebit von minus 9,3 Millionen Euro abgeschlossen. Die frei verfügbare Liquidität hat sich ebenfalls positiv entwickelt und lag zum 30. Juni 2017 bei 24,4 Millionen Euro (Vorjahr: 18,5 Millionen Euro).
Entspannung, aber noch keine Entwarnung für Singulus
Völlig über den Berg ist Singulus damit allerdings noch nicht. Nach wie vor hängt die Erholung an vielen Variablen. Zwar hat Singulus nach eigenen Angaben in den vergangenen Wochen einige Produktionsanlagen verkauft, nach dem ersten Halbjahr lag der Auftragsbestand mit 87,7 Millionen Euro jedoch deutlich unter dem Vorjahresstichtag (133,5 Millionen Euro).
Bei seinen für 2017 gesteckten Jahreszielen – einer Verdoppelung der Umsatzerlöse und einem Ebit im niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich – sieht sich das Unternehmen nach dem ersten Halbjahr aber auf Kurs. Allerdings müssen dafür die Kunden mitspielen: Die Prognose beruhe „hauptsächlich“ auf der Annahme, dass der Auftragsbestand zum überwiegenden Teil 2017 planmäßig abgearbeitet werden könne, warnt Singulus. Die Voraussetzung dafür sei, dass vertraglich vereinbarte Anzahlungen rechtzeitig eingehen.
Im Klartext heißt das: Würde ein großer Kunde seine Anzahlung nicht wie vereinbart leisten, könnte er damit die Singulus-Prognose ins Wanken bringen. Derzeit wartet Singulus noch auf eine weitere Anzahlung aus einem laufenden Großauftrag des chinesischen Kunden CNBM. Diese müsste im dritten Quartal eingehen, damit Singulus den Auftrag noch im Umsatz und Ergebnis für 2017 erfassen kann.
Starker Wettbewerb setzt Singulus unter Druck
Bereits im vergangenen Jahr musste Singulus die ursprüngliche Jahresprognose kassieren, weil sich ein erster Teil des chinesischen Großauftrags verschoben hatte und die Erlöse dadurch vom Geschäftsjahr 2016 in das 2017 wanderten.
In China profitiert Singulus derzeit von einer hohen Nachfrage aus der Solarindustrie. In anderen Bereichen dagegen muss Singulus gegen einen harten Wettbewerb kämpfen, der die Preise unter Druck setzt. Singulus ist daher vorsichtig: Im Segment für nasschemische Anlagen „sollten noch zusätzliche Aufträge“ verbucht werden können, mutmaßt das Unternehmen. Allerdings sehe man sich dabei „einem starken Konkurrenzdruck“ ausgesetzt. Auch das alte Stammgeschäft mit Produktionsmaschinen für Blu-Ray-Chips liegt nach wie vor am Boden und wird sich wahrscheinlich nicht mehr nennenswert erholen.
Am Kapitalmarkt zeigte die Singulus-Aktie in den vergangenen Wochen viel Bewegung. Anfang Juli erreichte das Papier bei 9,50 Euro den höchsten Stand seit Jahresbeginn. Am Freitagvormittag notierte die Aktie bei 8,40 Euro, was auf Jahressicht einem Plus von über 60 Prozent entspricht. Die vor einem Jahr bei Kursen um 75 Prozent gestartete, auf 12 Millionen Euro verkleinerte Anleihe notiert bei 87 Prozent ihres Nennwerts.
Info
Mehr über die bisherige Restrukturierungsgeschichte des Technologieunternehmens aus Kahl am Main finden Sie auf unserer Themenseite zu Singulus.
Die bisherigen Stationen des Finanzvorstands finden Sie im FINANCE-Köpfe-Profil von Markus Ehret.