United Internet ist weiter auf Shopping-Tour und erwirbt vom bisherigen Hauptanteilseigner, dem Private-Equity-Fonds V4C Eastern Europe, den polnischen Webhoster home.pl. Der Kaufpreis liegt inklusive Schulden bei 155 Millionen Euro, dies entspricht 15,5x Ebitda. Für das laufende Geschäftsjahr plant home.pl bei einem Umsatz von 25 Millionen Euro mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von 10 Millionen Euro.
Das bisherige Management soll bei home.pl an Bord bleiben und das Unternehmen selbständig weiterführen. Offenbar will United Internet aber auch seine eigenen Aktivitäten in Polen weiterführen. Gemeinsam kommen beide Anbieter auf einen Marktanteil von 30 Prozent. Damit stärkt der Tec-Dax-Konzern seine Stellung als größter Anbieter von Webhosting in Europa – eigenen Angaben zufolge ist United Internet auch in Deutschland, Großbritannien und Spanien „klarer Marktführer“.
Wenn die Kartellbehörden dem Deal zustimmen, wird die Integration eine der ersten Aufgaben von Neu-CFO Frank Krause sein, der Anfang Juli den langjährigen Finanzchef Norbert Lang abgelöst hat. United Internet ist eine wahre Cash-Maschine (Free Cashflow 2014: 386 Millionen Euro) und befindet sich seit Jahren im Shopping-Rausch. Zuletzt stiegen die Westerwälder für kolportierte 420 Millionen Euro beim Mobilfunkprovider Drillisch ein. Zuvor ließ sich Unitet Internet die Übernahme des Netzbetreibers Versatel sowie den Einstieg bei Rocket Internet rund 1 Milliarde Euro kosten. Auch die Erringung der Marktführerschaft in Spanien gelang über einen großen Zukauf. Mit 155 Millionen Euro ist der home.pl-Deal damit verhältnismäßig klein.
Spin-off-Pläne von United Internet begeistern die Anleger
Den Zukauf in Polen verkauft United Internet als Startschuss für eine groß angelegte M&A-Kampagne. Weil der Webhosting-Markt in Europa inzwischen weitgehend verteilt sei, will United Internet „künftig verstärkt auf Akquisitionen setzen“.
Um dafür die finanzielle Grundlage zu schaffen, prüft der Konzern den Börsengang des Segments „Business Applications“, für das United Internet 2015 einen Umsatz von 600 Millionen Euro erwartet. Aktuell bündelt United Internet in seiner Segmentberichterstattung noch die Business Applications zusammen mit den „Consumer Applications“. Gemeinsamer Umsatz 2014: rund 930 Millionen Euro. Daraus resultierte ein Ebitda von 228,6 Millionen Euro. Auf Konzernebene betrug der Umsatz rund 3 Milliarden Euro, fast 400 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Das Ebitda wuchs auf 551 Millionen Euro und soll dieses Jahr um weitere 40 Prozent zulegen.
Die Investmentbank Equinet schätzt den Enterprise Value (EV) für das Segment auf mehr als 3 Milliarden Euro. Laut FINANCE-Berechnungen liegt der Konzern-EV derzeit knapp unter 10 Milliarden Euro. Damit würde das Segment „Business Applications“, das dieses Jahr für ein Sechstel des Umsatzes sorgen wird, fast ein Drittel des Unternehmenswertes ausmachen. Die Anleger glauben offenbar, dass durch den IPO, der innerhalb der nächsten zwei Jahre geplant ist, stille Bewertungsreserven aufgedeckt werden könnten: Die Aktie zieht heute um über 6 Prozent an und erreicht ein Zehnjahreshoch.