Der Fruchtsafthersteller Valensina lässt sich weiterhin alle Optionen offen: Geschäftsführer Wilfried Mocken hat das Zepter im laufenden M&A-Prozess nun selbst in die Hand genommen, wie er im Gespräch mit der F.A.Z. bestätigte. Die Struktur hat er verändert: Ursprünglich war Lincoln mit der Investorensuche betraut geworden, das Mandat ruht aber nun. Mocken sagte dem Bericht zufolge, dies sei der Wunsch des Verhandlungspartners. Mit dem namentlich nicht genannten Family Office aus München verhandelt Valensina zurzeit über eine Beteiligung zwischen 20 und 40 Prozent. Die Gespräche werden exklusiv geführt und sollen dem Bericht zufolge kurz vor einer Absichtserklärung stehen.
Neue Struktur im M&A-Prozess
Der Verkaufsprozess ist allerdings modifiziert worden, wie Mocken gegenüber der F.A.Z. sagte. Zu Beginn ging es um die Valensina GmbH sowie den separaten Verkauf der Marke Hitchcock, mit dem die Investmentboutique Freitag betraut war. Nun geht es um Anteile an der Holding, die über der GmbH angesiedelt ist.
Auch der US-amerikanische PE-Investor KKR hatte Interesse an dem Fruchtsaftproduzenten signalisiert, die von KKR geplante Zerschlagung des Unternehmens sei aber nicht in Frage gekommen. Man habe „sehr intensive Gespräche mit KKR geführt“, sagte Mocken der F.A.Z. Dass Valensina interessant sein könnte für den PE-Investor, zu dessen Portfoliounternehmen auch der Aromenhersteller Wild Flavors mit Christoph Schmitz an der Spitze des Finanzressorts gehört, galt schon seit längerem als wahrscheinlich. Auf FINANCE-Nachfrage hatte Wild Flavors vor wenigen Wochen einen Kommentar zum Thema abgelehnt.
Sollte es mit dem Family Office zu keiner Einigung kommen, sieht Mocken noch weitere Möglichkeiten: Es gebe drei weitere Family Offices, die Geld in eine Minderheitsbeteiligung investieren wollten. Wie auch im ersten Prozess will Mocken nur eine Minderheit abgeben. Sollten alle Gespräche scheitern, würde er mit Valensina allein weitermachen, sagte Mocken.
Notfalls privates Vermögen für Mittelstandsanleihe aktivieren
Zur Sicherung der Liquidität würde Mocken notfalls auch Mittel aus eigenem Vermögen in die Firma geben oder Grundstücke verkaufen, sagte er gegenüber der F.A.Z. Man werde in diesem Fall eine Finanzierungsstrategie erstellen. Die Bedienung der Anleihe, die im Segment für Mittelstandsanleihen begeben wurde, sieht er nicht gefährdet: Notfalls werde er mit privatem Kapital einspringen. Valensina hatte 2011 eine 50 Millionen Euro schwere Mittelstandsanleihe platziert und diese später um 15 Millionen Euro aufgestockt. Das Papier läuft bis 2016.
Zahlen zur Liquiditätssituation und zur Lage des operativen Geschäfts legte das Unternehmen zuletzt in Auszügen als Teilkonzernbericht für die Valensina GmbH vor, die jüngsten verfügbaren Zahlen beziehen sich auf das erste Halbjahr 2013. Demnach erzielte der Teilkonzern gut 71 Millionen Euro Umsatz. Der Gewinn vor Ergebnisabführung lag bei rund 294.000 Euro, nach einem Verlust von rund 6.000 Euro auf vergleichbarer Basis im Vorjahr. Das Rohergebnis lag im ersten Halbjahr 2013 bei 24,8 Millionen Euro (nach 44,5 Millionen Euro für das Gesamtjahr 2012). Die Verbesserung begründete das Unternehmen mit einer Kombination aus Preiserhöhungen und Sparmaßnahmen – beides Mittel, die allerdings mit der Zeit an Grenzen stoßen.
Dem in der F.A.Z. zitierten Informationsmemorandum zufolge erwartet Valensina für 2014 einen Umsatz von 203,5 Millionen Euro bei einem Ebitda von 10,3 Millionen Euro. Beide Werte sollen sich in den kommenden Jahren positiv entwickeln, was angesichts der Branchenentwicklung optimistisch erscheint. Der Markt sieht die Entwicklung noch vergleichsweise gelassen. Die Mittelstandsanleihe notiert bei rund 97 Prozent.