Der Vossloh-Großaktionär und Knorr-Bremse-Eigentümer Heinz Hermann Thiele kann sich vorstellen, seinen Anteil an Vossloh zu erhöhen. In einem Interview mit dem Handelsblatt sagte Thiele, dass er seinen knapp 30-prozentigen Anteil an Vossloh „im Moment“ zwar nicht aufstocken wolle. Aber das könnte sich bald ändern. „Ich habe meine Beteiligung so positioniert, dass ich ausreichend Einfluss nehmen kann. Je nach Geschäftsentwicklung muss es bei dieser Beteiligung ja nicht bleiben.“
Neues Vossloh-Management konnte Stimmung noch nicht drehen
Vossloh zufolge hielt Heinz Hermann Thiele zum 8. Oktober 2014 rund 25 Prozent an dem Bahntechnikunternehmen, das im Geschäftsjahr 2013 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro machte. Sollte der Unternehmer im Zuge weiterer Anteilskäufe die 30-Prozent-Schwelle bei Vossloh überschreiten, müsste er dies offiziell melden und den anderen Anteilseignern ein Übernahmeangebot machen. Der Angebotspreis läge dann mindestens auf der Höhe des umsatzgewichteten Durchschnittskurses der vergangenen drei Monate und damit etwas höher, als die Vossloh-Aktie aktuell notiert.
Neben Thiele sind derzeit noch die Kapitalanlagegesellschaften Ethenea (knapp 6 Prozent), Franklin Mutual (mehr als 5,5 Prozent) sowie Franklin Templeton und Lazard Frères Gestion (beide rund 3 Prozent) mit größeren Paketen an Vossloh beteiligt.
Der Knorr-Bremse-Eigner Thiele war im Frühjahr 2011 bei Vossloh eingestiegen und schnell auf Konfrontationskurs mit dem damaligen Management und der Gründerfamilie Vossloh gegangen. Die Geschäftsentwicklung seitdem hat ihm inzwischen Recht gegeben. Nach einem Managementwechsel bereinigen Neu-CEO Hans M. Schabert und Finanzchef Oliver Schuster, der von März 2012 bis Ende 2013 CFO von SKW Metallurgie war, die Bilanz systematisch von Altlasten. Die dafür nötigen Abschreibungen und Sonderkosten werden im laufenden Geschäftsjahr einen Verlust in Höhe von 150 Millionen Euro bis 180 Millionen Euro verursachen. Seit seinem Einstieg hat Thiele seine Beteiligung kontinuierlich aufgestockt und auch immer stärker Einfluss auf das Unternehmen genommen.
Gegenüber dem Handelsblatt sagte er, er habe sich „einen kompetenten Vorstand geholt“, um nicht überall mitmachen zu müssen. Im März dieses Jahres waren sowohl Vossloh-Vorstandssprecher Werner Andree als auch sein Vorstandskollege Norbert Schiedeck aus dem Führungsgremium des SDax-Unternehmens ausgeschieden. Die Stimmung drehen konnte der neue Vorstand allerdings noch nicht. Auch die Ankündigung, bei einem Kapitalmarkttag Anfang Dezember neue konkrete Mittelfristziele bekanntzugeben, konnte den Verfall des Aktienkurses nur kurz aufhalten. Seit Thieles Einstieg hat sich die Vossloh-Aktie nahezu halbiert.