Von einem klaren Nein zu einem zaghaften Vielleicht: Der Energiekonzern Uniper zeigt sich gegenüber dem Großaktionär Fortum noch nicht gerade offen, aber zumindest weniger abweisend. So lassen sich die Äußerungen des scheidenden CFOs Christopher Delbrück anlässlich der heute vorgelegten Geschäftszahlen für 2018 interpretieren. Das lange Zeit vorrangige Ziel, dem Großaktionär Fortum die Kontrollübernahme von Uniper zu verhageln, wird relativiert.
Uniper könnte auf Giftpille verzichten
Der wichtigste Hinweis auf eine Annäherung: CFO Delbrück schließt einen Verkauf des russischen Wassergeschäfts nicht länger aus. Diese Einheit ist zwar nur ein sehr kleiner Teil des Uniper-Geschäfts und alles andere als bedeutend, allerdings werden Wasserunternehmen von den russischen Behörden als strategischer Bereich eingestuft.
Auf dieser Basis entschied Moskau, dass Fortums Anteil an Uniper auf weniger als 50 Prozent begrenzt werden muss, da strategische Infrastrukturbereiche in Russland nicht in die Hände eines ausländischen Staates fallen dürfen, und hinter Fortum steht der finnische Staat. Die kleine Einheit in Russland wurde so zum zentralen Hindernis für das Vorhaben der Finnen, Uniper mehrheitlich zu übernehmen.
Delbrück zufolge soll es von nun an bei den Gesprächen mit Fortum „keine Tabus“ mehr geben: „Wir schauen uns alles an, diskutieren alles. Nichts ist vorentschieden“, zitiert ihn die Nachrichtenagentur Dow Jones.
Fortum-Chef Pekka Lundmark hatte sich zuletzt mehrfach öffentlich über den mangelnden Kooperationswillen der Uniper-Führung beklagt. Jedoch hatten Anfang Februar die beiden größten Kämpfer gegen eine Fortum-Übernahme bereits ihren Rückzug aus dem Uniper-Vorstand angekündigt: Der erkrankte CEO Klaus Schäfer sowie Finanzchef Delbrück werden Ende August gehen. Als einen „Neuanfang ihrer Beziehungen“ verkauften Uniper und Fortum diesen Schritt bei der Bekanntgabe.
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Uniper-Paket von Elliott gewinnt an Bedeutung
Mit der Annäherung zwischen Uniper und Fortum bekommt nun auch der zweitgrößte Aktionär wieder mehr Gewicht: Neben dem Großaktionär Fortum, der erst Anfang Februar seinen Anteil bis knapp an die 50-Prozent-Marke heran aufgestockt hatte, spielt der als aktivistischer Investor bekannte Hedgefonds Elliot eine gewichtige Rolle. Die Amerikaner halten 16,5 Prozent der Uniper-Anteile, weitere Zukäufe haben sie nicht ausgeschlossen.
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Singer gilt als ein potentieller Kandidat, der Aktien an Fortum abtreten könnte – aber nur, wenn der Preis stimmt. Für Fortum ist der Weg zur Machtübernahme nicht mehr weit, und mit der Hilfe Elliotts käme sogar die Dreiviertelmehrheit in Reichweite. Gemessen an der Präsenzquote auf Uniper-Hauptversammlungen in den Vorjahren wäre ein beherrschender Einfluss der Finnen aber bereits ab einem Aktienanteil von 55 Prozent denkbar, rechnete CFO Delbrück Anfang 2018 in einem FINANCE-Gespräch vor.
Nach den Äußerungen zur neuen Offenheit in den Verhandlungen am Dienstagvormittag drehte Unipers Aktienkurs leicht ins Plus und näherte sich der 26-Euro-Marke.
Uniper dämpft Erwartungen für 2019
Die Nachfolger des Management-Duos Schäfer/Delbrück werden neben der herausfordernden Aktionärsstruktur aber auch das operative Geschäft im Blick behalten müssen. Im zurückliegenden Jahr hat Uniper den heute vorgelegten Geschäftszahlen zufolge einen Konzernfehlbetrag von 492 Millionen Euro eingefahren. Damit liegt der Wert zwar unter dem des Vorjahres, als das Minus 538 Millionen Euro betrug. Von einem Überschuss ist der Konzern aber immer noch weit entfernt. Ursache des hohen Jahresverlusts sind Abschreibungen auf Kohlekraftwerke in Deutschland und Frankreich. Auch das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) schrumpfte von rund 1,1 Milliarden auf 865 Millionen Euro.
Der Ausblick für das neue Geschäftsjahr ist verhalten: Auch 2019 rechnet Uniper mit einem weiteren Rückgang des operativen Ergebnisses. Bereinigt um Sondereffekte soll das Ebit zwischen 550 und 850 Millionen Euro betragen. Die Aktionäre hält Uniper mit einer steigenden Dividende bei Laune: Die Ausschüttung steigt von 0,74 auf 0,90 Euro je Aktie.
Info
Wie sich die E.on-Abspaltung in ihrer Eigenständigkeit entwickelt hat, lesen Sie auf unserer Themenseite zu Uniper. Mehr über die Karriere des scheidenden Finanzchefs lesen Sie im FINANCE-Köpfe-Steckbrief von Christopher Delbrück.