Schlechte Nachrichten für die Aareal Bank: Hermann J. Merkens, Vorstandsvorsitzender des Instituts, wird sein Amt als CEO nicht wieder aufnehmen. Das teilten die Wiesbadener mit. Merkens hatte sein Amt im November vergangenen Jahres aus gesundheitlichen Gründen zunächst ruhen lassen. Er werde seine Aufgaben „aus ärztlicher Sicht auf absehbare Zeit nicht wieder aufnehmen“ können, heißt es nun. Merkens scheidet gemäß den vertraglichen Vereinbarungen zum Ende dieses Monats aus dem Vorstand aus.
Merkens war seit September 2015 CEO der Bank, zuvor war er rund 15 Jahre als CFO bei den Wiesbadenern tätig. Aufsichtsratschefin Marija Korsch hebt seine Leistungen für die Bank sehr positiv hervor: „In den zwei Jahrzehnten seiner Zugehörigkeit zum Vorstand hat er mit seinem immensen Einsatz, seiner herausragenden Kompetenz, seiner Besonnenheit und seiner strategischen Weitsicht das heutige Bild der Aareal Bank Gruppe mit ihren erfolgreichen, weit über das reine Bankgeschäft hinaus reichenden Aktivitäten maßgeblich mitgeprägt.“
CFO Marc Heß führte Aareal interimistisch
Der Abschied von Merkens kommt ein Stückweit unerwartet: Im November klang die Aareal Bank mit Blick auf seine Rückkehr noch optimistisch. „Alle Beteiligten sind zuversichtlich, dass Herr Merkens bereits in den ersten Monaten des kommenden Jahres wieder zurückkehren wird“, ließ sich Marija Korsch damals zitieren. Mitte März zeichnete sich aber bereits ab, dass die Abwesenheit von Merkens länger andauern würde als erwartet. Wann genau Merkens seine Tätigkeit als Vorstandschef wieder aufnehmen können werde, war im März schon „nicht sicher absehbar“.
Bereits im November hatte die Aareal Bank daher eine Vertretungsregelung für Merkens eingeführt: CFO Marc Heß übernahm damals zusätzlich zu seinen Aufgaben die Zuständigkeiten für die Strategie sowie die Kapitalmarktkommunikation. Thomas Ortmanns, als dienstältestes Vorstandsmitglied für das Ressort Consulting/Dienstleistungen verantwortlich, kümmerte sich um interne Führungs- und Koordinationsaufgaben.
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Aareal Bank will Vorstand straffen
Bei dieser Aufgabenverteilung wird es nun zunächst bleiben, bis die Aareal Bank eine Nachfolgeregelung gefunden hat. Bei der Suche nach einem festen Nachfolger für Merkens sehen sich die Wiesbadener gut aufgestellt: „Der für diesen Fall vorsorglich bereits forcierte Prozess der Nachfolgesuche befindet sich inzwischen in einem fortgeschrittenen Stadium“, heißt es in der Unternehmensmitteilung. Dass die Aareal Bank einen Nachfolgeprozess eingeleitet hat, könnt ein Hinweis darauf sein, dass der Vorstandsposten weder von CFO Heß noch von Ortmanns besetzt werden soll.
Es ist aber auch gut möglich, dass die Wiesbadener den Vorstand komplett neu strukturieren – und in diesem Zuge auch die Aufgaben der bestehenden Vorstandsmitglieder umverteilt werden: Derzeit befasst sich der Aufsichtsrat „mit der Größe und der Zusammensetzung des Vorstands als Ganzes“, teilte die Bank mit. Dieser Prozess ziele auf eine Straffung des Gremiums. Details zu den Plänen gab das SDax-Unternehmen nicht preis, ein Ergebnis solle aber bereits in den kommenden Wochen feststehen.
Aareal: Petrus will neue Aufsichtsratsmitglieder
Merkens‘ Nachfolger wird es nicht leicht haben: Bei der Bank mischt seit einiger Zeit der aktivistische Investor Petrus Advisers mit. Erst Anfang April hatte der Hedgefonds seinen Anteil auf knapp 10 Prozent ausgebaut und eine Neubesetzung des Aufsichtsrats gefordert. Die Wiesbadener zeigten Petrus die kalte Schulter, dennoch präsentierte der Aktivist nur wenige Tage später drei eigene Aufsichtsratskandidaten.
Das ließ die Aareal Bank nicht auf sich sitzen: „Die von Herrn Hufnagel geforderte teilweise Neubesetzung des Aufsichtsrates entbehrt jeglicher Grundlage“, wetterten die Wiesbadener kurz nach der Ankündigung von Petrus zurück. Till Hufnagel ist Aktionär und Partner von Petrus Advisers. Der Aareal-Aufsichtsrat empfahl den Aktionären, gegen die Vorschläge des aktivistischen Investors zu stimmen.
Petrus und Teleios bündeln ihre Kräfte
Wie lange kann die Bank den Forderungen des Aktivisten noch Stand halten? Erschwert wird die Situation nun auch noch dadurch, dass Petrus offenbar einen Verbündeten für seine Offensive gefunden hat: Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise berichtete, unterstützt der Hedgefonds Teleios die Forderungen von Petrus Advisers, die Aufsichtsratspositionen neu zu besetzen.
Teleios ist derzeit mit gut fünf Prozent an Aareal beteiligt. Eingestiegen war der Investor im November 2019. Schon vor knapp einem Jahr hatte sich Teleios zu Wort gemeldet und auf einen Verkauf der IT-Tochter Aareon gedrängt. Die Aareal Bank trennte sich daraufhin von einem Minderheitsanteil – doch das war dem Hedgefonds nicht genug.
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Kommt es zum Showdown auf der Hauptversammlung?
Sowohl Petrus als auch Teleios hatten ihre Positionen bei Aareal in den vergangenen Monaten immer weiter ausgebaut und fordern einen massiven Strategieschwenk bei den Wiesbadenern, der unter anderem Kosteneinsparungen sowie den Komplettverkauf von Aareon vorsieht.
Kritisiert wurde von den Investoren auch, dass die Bank mehrere Monate ohne Vorstandschef agierte. „Aktionäre tappen noch immer völlig im Dunkeln“, beklagte etwa Petrus Advisers im Februar dieses Jahres, und forderte damals „sofort Klarheit bezüglich der künftigen Führung“. In einigen Briefen an das Management war sogar von einer Auflösung des Unternehmens die Rede.
Zum Showdown zwischen der Aareal Bank und den Aktivisten könnte es nun auf der Hauptversammlung am 18. Mai kommen: Dann dürfen die Aktionäre über die Neubesetzung des Aufsichtsrats abstimmen, und es wird sich zeigen, wie viel Rückenwind die aktuelle Strategie der Bank erhält.
Info
Wo es sonst noch Streit zwischen Aktionären und Unternehmen gibt, erfahren Sie auf unserer Themenseite zu den aktivistischen Investoren.
Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.