Der Vorstandschef des Arzneimittelherstellers Stada, Matthias Wiedenfels, ist abgehört worden, berichtet das „Manager Magazin“. Demnach fanden Sicherheitsfachleute Abhörvorrichtungen in Wiedenfels‘ Dienstwagen. Zudem seien ihm Fotos und Briefe zugeschickt worden, die den Manager in vertraulichen Geschäftssituationen, aber auch in seinem Privatleben zeigen.
Dem Magazin zufolge endeten die Zusendungen erst, als Stada private Sicherheitsexperten und die Behörden einschaltete. Stada hat den Magazinbericht bislang nicht kommentiert.
Abhörangriff auf Wiedenfels im zweiten Halbjahr 2016
Den Informationen des Manager-Magazins zufolge wurde Wiedenfels im zweiten Halbjahr vergangenen Jahres Ziel des Überwachungsangriffs und möglichen Erpressungsversuchs. Einen genaueren Zeitraum nennen weder das Magazin noch Stada selbst.
Wiedenfels war zu diesem Zeitpunkt noch nicht lange Chef von Stada, erst im Juni hatte er von dem langjährigen Stada-Chef Hartmut Retzlaff den Vorstandsvorsitz übernommen. Damit wurde Wiedenfels zum zentralen Repräsentanten des Managements beim Umgang mit einer Aktionärsattacke, die der aktivistische Investor AOC lanciert hatte, um eine Neubesetzung des Stada-Aufsichtsrats zu erreichen, der bei der Hauptversammlung im August tatsächlich in weiten Teilen neu besetzt wurde, zum Teil auch mit Kompromisskandidaten, auf die sich die Widersacher zuvor geeinigt hatten.
Auch außerhalb des Aufsichtsrats setzte der AOC-Vorstoß einen größeren Veränderungsprozess bei Stada in Gang: Mehr Fokus auf Kosteneffizienz, operative Prozesse und höhere Erträge sowie schließlich sogar Übernahmegespräche, die inzwischen in konkrete Kaufverhandlungen mit zwei Private-Equity-Konsortien gemündet sind. Enden diese in einem Abschluss, wäre der Kauf von Stada mit einem Volumen von über 4,7 Milliarden Euro eine der größten Private-Equity-finanzierten Übernahmen aller Zeiten in Deutschland.
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