Die Allianz geht ihre Baustelle Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) an: Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, will der Münchner Versicherungskonzern seine Industrieversicherungssparte AGCS sowie den Pariser Kreditversicherer Euler Hermes noch enger kooperieren lassen. Die Allianz hat Euler Hermes im Frühjahr 2018 vollständig übernommen und von der Pariser Börse genommen.
Der Allianz-Konzern bestätigte in einer Mitteilung, dass man „derzeit in einem gemeinsamen Projekt untersucht, wie diese beiden Unternehmen möglicherweise künftig noch enger zusammenarbeiten könnten“. Genauere Angabe zur möglichen Ausgestaltung einer solchen Kooperation nannte das Unternehmen allerdings nicht. Damit bleibt auch die Option einer Fusion der beiden Sparten auf dem Tisch.
Details dazu, wann dieses Projekt angelaufen ist und wann die Überlegungen abgeschlossen sein sollen, nannte die Allianz auf FINANCE-Anfrage nicht. Es gebe „eine Vielzahl von Möglichkeiten“, die man „in den kommenden Monaten prüfen“ werde, heißt es lediglich bei der Allianz.
AGCS wurde Sorgenkind der Allianz
Die Überlegungen zu einer engeren Verflechtung der Sparten kommen für Marktbeobachter nicht unerwartet: Allianz-CFO Giulio Terzariol hatte in den vergangen Monaten bereits öffentlich die mangelnde Profitabilität des Industrieversicherers AGCS moniert. Nichts weniger als eine „einzige kleine Enttäuschung “ sei die Entwicklung der AGCS zitierte das „Handelsblatt“ Terzariol zu Anfang dieses Jahres. Zwar bezeichnete die Allianz die AGCS zuletzt als einen der Wachstumstreiber im Konzern, doch die Sparte bleibt offenbar hinter den Erwartungen zurück.
Dass sich Finanzvorstand Terzariol und Allianz-CEO Oliver Bäte von der AGCS in den vergangenen Jahren mehr erhofften, macht ein Blick in die Zahlen deutlich. Das operative Ergebnis der AGCS stieg zwar 2018 gegenüber dem Vorjahr von 156 auf 282 Millionen Euro, lag damit aber immer noch deutlich unter dem Niveau von 2016 mit 382 Millionen Euro.
Hinzu kommt: Die Combined Ratio der AGCS, die vielen CFOs insbesondere als Anbieter von D&O-Versicherungen bekannt ist, lag 2018 immer noch bei 101,5 Prozent (2017: 105,2 Prozent). Die Combined Ratio, auch bekannt als Schaden-Kosten-Quote, setzt die Summe der Verwaltungskosten und Schadenszahlungen einer Versicherung in Relation zu den verdienten Beiträgen. Nur wenn diese Quote unter der 100-Prozent-Marke liegt, arbeitet die Versicherung profitabel.
An der Profitabilität wird künftig eine neue CFO arbeiten müssen: CFO Nina Klingspor wechselt zum 1. April als CEO zur Allianz Private Krankenversicherung. Ihre Stelle bei der AGCS übernahm ab 1. März die Französin Claire-Marie Coste-Lepoutre, die zuvor Regions-CFO für Allianz Benelux war.
FINANCE-Köpfe
Euler Hermes legt deutlich zu
Ganz anders stellt sich die Situation bei Euler Hermes dar. Der Pariser Kreditversicherer konnte 2018 sein Betriebsergebnis um 17 Prozent auf 431 Millionen Euro verbessern. Hierzu trug auch eine niedrige Combined Ratio von zuletzt knapp 78 Prozent bei.
Eine Fusion der beiden Spezialversicherer könnte im Allianz-Konzern einiges an Kapital freisetzen, Stellen beispielsweise in der Verwaltung könnten zusammengelegt werden. Die Allianz äußert sich zu konkreten Plänen noch nicht und geht offenbar sehr breit an das Projekt heran: Sie prüft „Möglichkeiten der Zusammenarbeit in bestimmten Märkten oder für bestimmte Kunden oder Produkte“.