Der Machtkampf beim insolventen Küchenhersteller Alno geht in die nächste Runde. Dass die langjährige Finanzchefin Ipek Demirtas und zuletzt auch CEO Max Müller nach der Machtübernahme durch die bosnische Investorenfamilie Hastor aus dem Unternehmen gedrängt wurden, kommt bei den Alno-Gläubigern offenbar nicht gut an.
Die Hastors sollen deshalb entmachtet und die Insolvenz in Eigenverwaltung aufgehoben werden. Darauf deutet ein Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) hin. Dort erheben Alno-Gläubiger schwere Vorwürfe gegen die Hastors. Es werde befürchtet, dass die Sanierung der Alno-Gruppe „einseitig auf dem Rücken der Gläubiger versucht werde“, zitiert das Blatt aus Gläubigerkreisen.
Hastors sollen bei Alno Zahlungsversprechen nicht einhalten
Die FAZ bezieht sich auf ein Schreiben vom 28. Juli von dem wichtigen und langjährigen Alno-Lieferanten und –Gläubiger Bauknecht an Aufsichtsräte, Vorstände und Sanierungsberater von Alno. „Seit Übernahme der Kontrolle durch Prevent hat die Geschäftsleitung der Alno AG immer wieder Zusagen über die Bezahlung der Forderungen aus dem Liefervertrag gebrochen“, heißt es in dem Brief. Aufsichtsratsmitglieder hätten den Vorstand angewiesen, Anwaltskosten des Hauptgesellschafters zu bezahlen und Zinszahlungen zu genehmigen, aber gleichzeitig Lieferantenzahlungen zurückzuhalten, beschwert sich der Hausgerätehersteller.
Die Hastors halten aktuell nach der Auflösung von Stimmrechtsbindungen nur rund 24 Prozent der Alno-Aktien, stellen mit Christian Brenner jedoch CEO und CFO in Personalunion sowie mit Christian Becker den Aufsichtsratschef. Insgesamt sitzen im neunköpfigen Alno-Aufsichtsrat fünf Hastor-Manager, wodurch deren Macht bei Alno gesichert ist, so lange die Insolvenz in Eigenverwaltung erfolgt. Die Hastors waren über ihr Investmentvehikel Tahoe über mehrere Darlehen an Bord gekommen und hatten dann schrittweise ihre Macht ausgebaut.
Hastor-Manager seien „inkompetent“
Die aggressive Vorgehensweise könnte den Hastors jetzt aber zum Verhängnis werden. Der FAZ zufolge wollen der Fachhandel und große Möbelhäuser künftig keine Alno-Küchen mehr im Sortiment führen, sollte der Hastor-Clan weiter beteiligt bleiben. Aus Kundenkreisen heißt es, die neuen Manager seien inkompetent und erhielten ihre Anweisungen wöchentlich aus Wolfsburg, wo die Hastors mit Prevent ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben. Alno liefere seit Monaten Küchen mit fehlenden Teilen aus, die Abnehmer behielten deshalb Geld ein.
Es überrascht daher nicht, das Alno laut den vor wenigen Tagen mit Verspätung veröffentlichten Zahlen für das Geschäftsjahr 2016 sinkende Umsätze, einen operativen Verlust und ein negatives Eigenkapital von rund 100 Millionen Euro ausgewiesen hat. Dem Vorhaben, die Insolvenz in Eigenverwaltung aufzuheben, spielt das in die Karten.
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