Bastei Lübbe muss eine Abschreibung auf seine Beteiligung Daedalic Entertainment vornehmen. Das gab das Verlagshaus am späten Donnerstagabend bekannt. Insgesamt schreibt Bastei Lübbe 12 bis 14 Millionen Euro ab, davon entfallen 5 Millionen Euro auf den Goodwill. Das börsennotierte Unternehmen hält 51 Prozent an dem Computerspieleentwickler Daedalic Entertainment.
Auslöser für die Abschreibung sei die Geschäftsentwicklung im dritten Quartal 2019/20 sowie hohe Investitionen in eine Eigenentwicklung von Daedalic, die vom Markt nicht angenommen worden sei. „Das Geschäftsmodell unserer 51-prozentigen Beteiligung erweist sich nicht als zukunftsfähig“, sagt Bastei-Lübbe-CEO Carel Halff. „Gemeinsam mit dem Minderheitsgesellschafter werden wir daher nun alle Optionen für eine Neupositionierung der Deadalic Entertainment und ihres Geschäftsmodells prüfen.“ Auf das übrige Geschäft mit Büchern, Hörbüchern und Romanheften, habe die Wertminderung aber keinen Effekt, betont der Verlag.
Abschreibung hinterlässt tiefe Spuren bei Bastei Lübbe
Dennoch hat die Abschreibung auf Daedalic weitreichende Folgen für Bastei Lübbe: Der Verlag muss seine Konzernprognose deutlich nach unten korrigieren. Für das laufende Geschäftsjahr 2019/20 erwartet das Unternehmen nun einen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 6,7 bis 10,5 Millionen Euro. Bisher prognostizierte Bastei Lübbe einen Konzerngewinn von 3,5 bis 5,3 Millionen Euro.
Und weitere Änderungen sind möglich: Die reduzierte Prognose werde „unter Berücksichtigung der Prüfung von Optionen der Restrukturierung und Neuausrichtung des Geschäftsmodells im Segment Games weiterhin fortlaufend überprüft und erforderlichenfalls erneut angepasst“, heißt es. Eine Abschreibung von bis zu 14 Millionen Euro ist auch ein heftiger Schlag für das bilanzierte Eigenkapital, das zum 30. September 2019 bei 37,5 Millionen Euro lag. Die Eigenkapitalquote betrug damals 42 Prozent.
Bastei Lübbe war wieder in den schwarzen Zahlen
Angesichts der turbulenten Vergangenheit der Kölner ist diese Entwicklung für den Verlag bitter. Bastei Lübbe hat gerade erst eine Zeit der Restrukturierung hinter sich gelassen. Der Konzern fuhr in den vergangenen Jahren Verluste ein, 2018 brachte einen Covenantbruch die Finanzierung ins Wanken. Das Management um CEO Halff und CFOUlrich Zimmermann, die beide bereits ihren Abgang angekündigt haben, stellte daraufhin die Finanzierung sicher, und passte die Strategie des Unternehmens an.
Im Geschäftsjahr 2018/19 stand schließlich mit einem Ebit von 2,7 Millionen Euro (Vorjahr: -18,4 Millionen Euro) und einem Konzerngewinn von 900.000 Euro (Vorjahr: -16,4 Millionen Euro) endlich wieder ein positives Ergebnis zu Buche – das kehrt sich durch die Abschreibung nun wieder um.
Dass Daedalic in Zukunft Probleme bereiten könnte, deutete sich schon im Geschäftsbericht 2018/19 an: Angesichts der „zunehmenden Internationalisierung der Games-Branche und des stark steigenden Investitionsbedarfs für die Entwicklung von Spielen“ habe Bastei Lübbe nach „Optionen eines Verkaufs, einer Beteiligung oder eines Joint Ventures“ gesucht. Das wurde allerdings auf Eis gelegt, nachdem ein Projekt aus dem Herr-der-Ringe-Universum ein großes Medienecho ausgelöst hatte.
FINANCE-Köpfe
DPR monierte bereits zu hohen Goodwill
Dass dem Unternehmen eine Abschreibung zumindest auf den bilanzierten Goodwill von rund 5 Millionen Euro bevorsteht, kommt auch deshalb nicht ganz überraschend, weil vor zwei Wochen bekannt wurde, dass die Deutsche Prüfstelle für Rechnungsfehler (DPR) Fehler im Geschäftsbericht 2017/18 gefunden hat.
So bemängelte die DPR, dass der Impairmenttest für die Spiele-Tochter „auf nicht kongruenten Annahmen“ beruhe. „Die Planung basiert nicht auf Szenarioanalysen und beinhaltet eine Umsatzsteigerung von über 70 Prozent bis zum Jahr 2020 ausgehend von einem Ist-Umsatz von 8,3 Millionen Euro im Jahr 2018 und einem damit verbundenen Turnaround in der Cashflow-Entwicklung“ – eine laut DPR unrealistische Annahme, wie sich nun offensichtlich bestätigt hat. Es war nicht der erste Bilanzierungsfehler, den Bastei Lübbe einräumen musste.
Unternehmen müssen jährlich ihren Goodwill in den Bilanzen einem Wertminderungstest unterziehen und dann abschreiben, sofern sich das Geschäft nicht wie erwartet entwickelt hat. Die DPR moniert schon seit langem, dass viele Unternehmen eine Abschreibung unter teils abstrusen Annahmen für den Impairmenttest unterlassen – und attestiert ihnen Fehler in den Bilanzen.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.