Die Bundesregierung hat die Pläne des chinesischen Stromnetzbetreibers SGCC bei 50Hertz endgültig gestoppt. Auf Anweisung Berlins kauft sich die Staatsbank KfW nun direkt mit 20 Prozent bei dem Berliner Stromnetzbetreiber ein. Mit 1.000 Mitarbeitern betreibt 50Hertz auf einer Länge von 10.000 Kilometern das Stromnetz im Norden und Osten Deutschlands. Insgesamt versorgen die Berliner 18 Millionen Kunden mit Strom.
SGCC ließ bei 50Hertz nicht locker
Schon zu Jahresbeginn wollten sich die Chinesen an 50Hertz beteiligen. Damals stellte der australische Infrastrukturinvestor IFM seinen 40-Prozent-Anteil zum Verkauf. Es wäre das erste Mal gewesen, dass sich ein chinesisches Unternehmen in Deutschland an „kritischer Infrastruktur“ beteiligt hätte.
Auf Drängen Berlins griff dann Elia zu. Der Stromnetzbetreiber aus Belgien war bereits zuvor mit 60 Prozent Mehrheitsaktionär von 50Hertz und nutzte eine Vorkaufsoption auf die IFM-Beteiligung, um seinen Anteil auf 80 Prozent aufzustocken. Die übrigen 20 Prozent blieben vorerst in der Hand von IFM.
Doch die Australier drängten nach wie vor auf einen Komplettausstieg aus 50Hertz, und erneut positionierten sich die Chinesen für eine Übernahme.
Die zweite Hälfte des IFM-Pakets geht nun aber an die KfW. 50Hertz begrüßte in einer kurzen Mitteilung am heutigen Freitag die Anteilsübernahme durch die in Frankfurt ansässige Staatsbank.
50Hertz-CFO Marco Nix im Interview
KfW-Kauf soll eine „Brückenlösung“ sein
Zum Kaufpreis machen die Beteiligten keine Angaben. Im Frühjahr jedoch hatte Elia einen Betrag von 976 Millionen Euro an IFM gezahlt. Da die KfW nun genauso viele Anteile erworben hat und die Transaktion erneut über das Vorkaufsrecht von Elia abgewickelt worden ist, dürfte sich auch diesmal der Kaufpreis im Bereich von 1 Milliarde Euro bewegen.
Berlin macht keinen Hehl daraus, dass die KfW die Beteiligung eingegangen ist, um die Chinesen außen vor zu halten. Die Bundesregierung habe „aus sicherheitspolitischen Erwägungen ein hohes Interesse am Schutz kritischer Energieinfrastrukturen“, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium.
Von Dauer soll die Beteiligung aber nicht sein. Sobald ein geeigneter Investor gefunden ist, dürfte die KfW bei 50Hertz wieder aussteigen. Berlin bezeichnet den M&A-Deal als „Brückenlösung“. Der Anteil solle „perspektivisch“ weiterverkauft werden.
„Die Bundesregierung hat aus sicherheitspolitischen Erwägungen ein hohes Interesse am Schutz kritischer Energieinfrastruktur.“
50Hertz will 4 Milliarden Euro investieren
Damit ist auch klar: So richtig Ruhe wird in der Konzernzentrale von 50Hertz frühestens einkehren, wenn die neue Aktionärsstruktur endgültig feststeht.
Trotzdem setzt der Netzbetreiber sein riesiges Investitionsprogramm unverändert fort: Zwischen 2017 und 2021 wollen die Berliner für insgesamt 4 Milliarden Euro ihr Stromnetz aufrüsten. Finanzchef Marco Nix muss rund 60 Prozent dieser Summe über den Fremdkapitalmarkt mobilisieren. Dadurch hat 50Hertz auch für den deutschen Anleihemarkt an Bedeutung gewonnen: In manchen Jahren zählte der Konzern bereits zu den größten deutschen Bondemittenten überhaupt.
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Erfahren Sie mehr über den CFO hinter dem „kritischen“ Unternehmen 50Hertz: Marco Nix bei FINANCE-Köpfe.