Neue Staatsbeteiligung: Der Bund ist neuer Großinvestor beim Biotechunternehmen Curevac. Für insgesamt 300 Millionen Euro wird die Bundesregierung über die staatseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eine Beteiligung in Höhe von 23 Prozent der Anteile erwerben, ließen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und der Curevac-Eigner, SAP-Mitgründer Dietmar Hopp (Anteilshöhe vor dem Deal: 80 Prozent), mitteilen. Damit steigt der Bund zum zweitgrößten Anteilseigner bei Curavac auf, antwortete ein Unternehmenssprecher auf FINANCE-Anfrage.
Der Deal wird über eine Kapitalerhöhung abgewickelt, Hopp selbst verkauft keine Aktien. Post-money wird Curevac mit 1,3 Milliarden Euro bewertet, was einer Pre-Money-Bewertung von fast exakt 1 Milliarde Euro entspricht. Curevac wurde im Jahr 2000 aus der Universität in Tübingen heraus gegründet und beschäftigt 460 Mitarbeiter.
Bund will Curevac nicht hereinreden
Altmaier begründet den Staatseinstieg eher allgemein unternehmerisch: „Die Technologie von Curevac hat das Potenzial, neue Impfstoffe und therapeutische Behandlungsmöglichkeiten für viele Menschen zu entwickeln.“ Mit der Kapitalspritze wolle der Bund „Entwicklungen beschleunigen“ und dem Unternehmen finanzielle Sicherheit geben.
Tatsächlich ist der Deal aber vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie zu betrachten. Curevac ist neben Biontech eines der zwei deutschen Biotech-Unternehmen, die mit der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs am weitesten vorangeschritten sind. Biontechs Präparat wird bereits klinisch getestet, Curevac will noch im Juni in die klinischen Tests einsteigen.
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Präklinische Tests haben nach Unternehmensangaben bereits gezeigt, dass der Corona-Impfstoff tatsächlich die erwünschte Immunreaktion hervorrufe. Trotz der enormen Bedeutung dieses Entwicklungsprogramms für das Land will der Bund keinen Einfluss auf geschäftspolitische Entscheidungen von Curevac nehmen, versprach Altmaier.
Dietmar Hopp, der bereits seit 2005 mit seiner Investmentgesellschaft dievini in die deutsche Biotechnologie-Szene investiert, begrüßte die Staatsbeteiligung: „Ich freue mich, dass auch von staatlicher Seite die Bedeutung der Biotechnologie erkannt und diese Schlüsselindustrie über die frühe Forschung hinaus unterstützt wird.“
Trump soll Interesse an Curevac gezeigt haben
Mit dem Einstieg setzt die Bundesregierung auch ihr Corona-induziertes Zukunftspaket um. Ein Ziel dieses Programms ist es, in der Gesundheitsversorgung weniger abhängig vom Ausland zu werden, insbesondere bei der Herstellung von Wirkstoffen und in der Impfstoffproduktion. Der Fall Curevac hat eine besondere Note, kursierten doch im März Gerüchte, wonach US-Präsident Donald Trump Curevac kaufen oder den USA zumindest eine Exklusivlieferung für den Corona-Impfstoff sichern wollte.
Curevac und Biontech, aber auch der US-Mitbewerber Moderna arbeiten mit der sogenannten Messenger-RNA-Methode (mRNA), die am Erbgut des Covid-19-Virus ansetzt. Als ihr großer Vorteil gilt, dass sich die Impfdosen im Erfolgsfall schnell und günstig in gewaltigen Mengen synthetisch herstellen ließen. Neben Corona forscht Curevac auch an mRNA-Impfstoffen für viele weitere Krankheiten.
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Update 16.06.2020, 8:00 Uhr
Laut Presseberichten, die sich auf ein Schreiben des Bundesfinanzministeriums beziehen, habe Cuevac einen großen Kapitalbedarf und plane einen Börsengang im Juli in New York. Die Bundesbeteiligung am Biotechunternehmen solle sicherstellen, dass Curevac nicht durch einen ausländischen Investor übernommen werde und ins Ausland abwandere.
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