Bei ThyssenKrupp bahnt sich eine Aktionärsrevolte an. Lars Förberg, Gründungspartner des aktivistischen Investors Cevian, hat sich in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ sehr kritisch zur Lage von ThyssenKrupp geäußert – und von CEO Heinrich Hiesinger eine Strategieänderung gefordert. Die schwedische Investmentgesellschaft hält zwischen 15 und 20 Prozent an dem deutschen Industriekonglomerat, das unter anderem Stahl, Aufzüge, Autokomponenten und U-Boote produziert.
Cevian-Chef: „Nicht wettbewerbsfähiger geworden“
Förberg bezeichnet die aktuellen Zahlen des Konzerns als „besorgniserregend“. Die selbstgesetzten operativen Margenziele von 6-7 Prozent außerhalb des Stahlgeschäfts seien klar verfehlt worden. Nach Berechnung von Cevian liegt die aktuelle Marge gerade einmal bei 3,5 Prozent – deutlich weniger als bei der Konkurrenz. „Das zeigt, dass die Geschäfte nicht wettbewerbsfähiger geworden sind“, kritisiert Förberg.
Auch der Aktienkurs von Thyssen Krupp enttäuscht den schwedischen Finanzinvestor: „Wenn die selbstgesteckten Ziele erreicht worden wären, läge der Kurs heute bei 50 Euro, also doppelt so hoch .“ Dort läge der ThyssenKrupp-Kurs laut Förberg auch dann, wenn die Aktie nur genauso gut gelaufen wäre wie der Dax. Für einen aktivistischen Aktionär, der Investorengelder einsammelt, um mit gezielten Investments in Einzelunternehmen eine höhere Rendite als der breite Aktienmarkt zu erzielen, ist eine derart starke Underperformance bei einer zentralen Beteiligung problematisch.
Der Aktienkurs von Thyssen Krupp enttäuscht Cevian
Förberg fordert Restrukturierung des Konglomerats
Nun scheint Förberg den Druck zu erhöhen, um Hiesinger und Finanzchef Guido Kerkhoff zu einem Strategiewechsel zu bewegen. „Die Strategie hat nicht das geliefert, was man versprochen hat. Wenn was nicht funktioniert, muss man was ändern. „Das ist die Aufgabe von Vorstand und Aufsichtsrat.“
Der Plan, das Stahlgeschäft in ein Joint Venture mit Tata Steel Europe einzubringen, genügt Cevian offensichtlich nicht. „Dieselbe Frage sollte der Vorstand auch für die anderen Sparten stellen“, fordert Förberg, der glaubt, dass „Konglomerate alten Stils nicht mehr funktionieren“.
Damit rückt die Zukunft der Aufzugssparte, die die Ertragsperle des Dax-Konzerns ist, wieder stärker in den Blickpunkt. Eine Abspaltung dieses Geschäfts fordert Förberg zwar öffentlich noch nicht. Aber neben den Optionen „Dezentralisierung“ und der Bildung eines Joint Ventures nennt er auch einen Spin-off als Möglichkeit, Wert zu schaffen. Der Aktienkurs von ThyssenKrupp, der gestern nach guten Geschäftszahlen schon rund 3 Prozent zugelegt hat, steigt heute weiter leicht an.
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