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Corona-Folgen: Leoni, Airbus, Traton

Der Automobilzulieferer Leoni gerät durch die Corona-Krise weiter unter Druck – Werksschließungen und Kurzarbeit sind die Folgen.
Leoni

Leoni drosselt die Produktion

Der kriselnde Automobilzulieferer Leoni gerät durch die Coronavirus-Pandemie weiter unter Druck. Wie hoch die Belastungen für Umsatz, Ergebnis und Liquidität ausfallen würden, kann der Konzern nach eigener Aussage noch nicht absehen. Um „den Fortbestand des Geschäftsbetriebs zu sichern“ greift das Unternehmen nun zu Werksschließungen. In Europa, Nordafrika und Amerika wird die Produktion im Bordnetz-Bereich heruntergefahren. Zudem kommt es in Deutschland zu Kurzarbeit. Dadurch sollen die Sach- und Personalkosten „erheblich“ sinken, genaue Zahlen nannte Leoni jedoch nicht. Zusätzlich will der Konzern Finanzhilfen beantragen, um seinen finanziellen Spielraum zu erhöhen. Die Situation an den chinesischen Bordnetz-Standorten hat sich Leoni zufolge schon wieder weitgehend normalisiert. Im Bereich „Wire & Cable Solutions“ läuft die Produktion weiter, Leoni rechnet jedoch auch dort mit Einschränkungen. 

Airbus stockt Liquiditätsreserven auf

Airbus will sich mit höheren Liquiditätsreserven für die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie wappnen: Der deutsch-französische Luftfahrtkonzern stockte die Reserven um rund 10 Milliarden Euro auf insgesamt 30 Milliarden auf, teilte das Unternehmen mit. Der Kreditrahmen sei um 15 Milliarden Euro erweitert worden. Zudem will Airbus für 2019 keine Dividende bezahlen. Der ursprünglich angedachte Betrag von 1,80 Euro je Aktie summiert sich auf insgesamt 1,4 Milliarden Euro, die an die Aktionäre geflossen wären. Auch die geplante Sonderdotierung des Pensionsplanvermögens wurde verschoben. Durch das höhere Liquiditätspolster will Airbus sicherstellen, dass das Unternehmen wieder „effizient arbeiten“ könne, sobald sich die Lage verbessere, heißt es. Die Prognose für 2020 hat der Flugzeugbauer zurückgezogen.

Corona macht Tratons Prognosebericht obsolet

Am gestrigen Montag veröffentlichte der Nutzfahrzeughersteller Traton den Geschäftsbericht für das Jahr 2019, der auch den Prognosebericht für das Geschäftsjahr 2020 enthält – und musste diesen in einer gesonderten Mitteilung sogleich wieder einkassieren. Der Bericht basiere auf den Einschätzungen, wie sie zum Zeitpunkt der Aufstellung von Konzernabschluss und Bericht am 10. Februar gültig gewesen seien. Eine Neueinschätzung traut sich die VW-Tochter derzeit nicht zu.  Der im Rahmen des Geschäftsberichts formulierte Prognosebericht für das Geschäftsjahr 2020 sei daher „nicht länger gültig“.

Maredo beantragt Insolvenz in Eigenverwaltung

Die Restaurantkette Maredo hat für wesentliche Unternehmen vorsorglich einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Düsseldorf gestellt. Als Auslöser nannte die Kette die „massiven Auswirkungen“ der Corona-Krise, die zu einem gravierenden Umsatzeinbruch und später sogar zur Schließung der Restaurants geführt habe. Im Zuge der Eigenverwaltung bleibt die bisherige Geschäftsführung bestehen, als Chief Insolvency Officer wurde Andreas Elsäßer zusätzlich in die Geschäftsführung berufen. CIO der österreichischen Gesellschaft ist Christoph Chardon. Beide waren früher bei Schultze & Braun tätig und sind seit 2018 unter dem Namen Elsäßer Restrukturierung am Markt. Rechtsanwalt Nikolaos Antoniadis (Antoniadis & Ure) prüft als Sachverständiger die Situation des Unternehmens. Die Geschäftsführung prüft derzeit, ob Maredo Staatshilfen erhalten könnte. Wäre dies der Fall, könnte das eingeleitete Verfahren wieder zurückgenommen werden. 

Bosch-Werke gehen in Kurzarbeit

Der Autozulieferer Bosch fährt in dieser Woche den Betrieb in Deutschland herunter. Betroffen sind insgesamt etwa 35 Standorte des Unternehmensbereichs Mobility Solutions sowie der Zentralfunktionen. Produktion und Verwaltung sollen vom Mittwoch dieser Woche an zurückgefahren werden, an einzelnen Standorten läuft die Drosselung bereits seit Wochenbeginn. Die Maßnahmen seien eine Reaktion auf die „drastisch sinkende Fahrzeugnachfrage insbesondere in Europa und die damit verbundenen Produktionsstopps der Automobilhersteller“, teilte der Gerlinger Konzern mit. Betroffene Mitarbeiter sollen zunächst ihre Arbeitszeitkonten ausgleichen oder Urlaub nehmen. Im zweiten Schritt will das Bosch-Management spätestens vom 5. April an Kurzarbeit einführen. 

Villeroy & Boch kassiert Prognose

Der saarländische Keramikproduzent Villeroy & Boch will die Produktion in Deutschland und Frankreich zunächst bis Ende April unterbrechen. Je nach Entwicklung der Lage sei eine Arbeitsunterbrechung auch an weiteren Standorten und in ausgewählten Verwaltungsbereichen denkbar. Die Lieferketten sind dem Unternehmen zufolge bislang intakt und Lagerbestände „ausreichend hoch“, um trotz der Produktionsunterbrechung in den kommenden Wochen den Bedarf decken zu können. Welche wirtschaftlichen Auswirkungen die Pandemie haben wird, sei noch nicht absehbar, teilte der Vorstand mit, der aber deutliche Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis erwartet. Ursprünglich hatte Villeroy & Boch ein leichtes Wachstum angepeilt.

MTU legt Werke auf Eis

Der Münchener Triebwerksbauer MTU Aero Engines fährt seine Werke in München sowie im polnischen Rzeszow herunter. Dort werden Triebwerksteile hergestellt und Triebwerke montiert. Der Betrieb ruhe von der kommenden Woche an für voraussichtlich insgesamt drei Wochen. Als Grund nannte MTU beginnende „Unterbrechungen in der Materialversorgung“. Eine Woche später werde auch der Betrieb in den Instandhaltungswerken unterbrochen. Vorher sollen bereits begonnene Instandhaltungen noch beendet werden. Die Werke in Kanada und China laufen hingegen vorerst weiter. Um sich finanziell mehr Spielraum zu verschaffen, hatte der Konzern vor einigen Tagen bereits angekündigt, die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr zu streichen. 

Weitere Meldungen

Michael Schneider, CEO und CFO des Autozulieferers und Verbindungstechnikers Norma, hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Vorübergehend kann er seine Tätigkeiten nicht mehr ausführen und befindet sich derzeit in medizinischer Behandlung, wie der Automobilzulieferer am Dienstag bekanntgab. Sein Kollege, COO Friedrich Klein, übernimmt derweil seine Aufgaben zusätzlich. Unterstützt werde er von einem internationalen Führungskräfteteam, das zu einem großen Teil bereits seit Anfang der vergangenen Woche oder länger von zuhause arbeitet, heißt es weiter. Die Handlungsfähigkeit der Leitung sei somit sichergestellt. Norma legt morgen die Zahlen für das Geschäftsjahr 2019 vor. Die Auswirkungen der Pandemie auf die Zahlen 2020 müssten noch ermittelt werden.

Der B2B-Versandhändler Takkt rechnet infolge der Corona-Pandemie mit „spürbaren“ negativen Auswirkungen auf die Lieferketten, den Betrieb und die Kundennachfrage in Europa und Nordamerika. Eine genaue Prognose wagte das Unternehmen nicht, man gehe aber von einem Umsatz und einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) unter dem Niveau des Jahres 2019 aus. Die bislang für das Geschäftsjahr 2019 in Aussicht gestellte Dividende von 1 Euro je Aktie will der Vorstand um CFO Claude Tomaszewski streichen.

Auch der Automobilzulieferer ElringKlinger drosselt die Produktion an den europäischen und nordamerikanischen Standorten sowie in den Werken in Indien und Brasilien. Diese werde eingeschränkt oder vorübergehend unterbrochen. In Deutschland bereitet das Unternehmen Kurzarbeit vor. Die chinesischen Werke dagegen nehmen nach vorübergehenden Schließungen ihren Betrieb wieder auf. Auch die Standorte in den übrigen Regionen wie etwa in Südafrika produzieren derzeit wie gewohnt weiter, teilte das Unternehmen mit. Wie lange die Einschränkungen gelten, sei derzeit noch nicht absehbar.

Die STS Group, ein Systemlieferant für die Autoindustrie, muss auf kurzfristig beschlossene Werksschließungen der Automobilhersteller reagieren: An Standorten in Europa hat das Unternehmen Kurzarbeit eingeführt. Zudem prüft die Geschäftsführung, ob sie staatliche Hilfsprogramme in Anspruch nehmen kann. Gute Nachrichten vermeldete das Unternehmen derweil aus Asien: Alle Fertigungsstätten der STS Group in China hätten in den vergangenen Wochen die Produktion wieder aufnehmen können, teilte der Zulieferer mit. In den kommenden Wochen soll die Produktion dort das Niveau von vor der Corona-Pandemie wieder erreichen.

Auch Centrotec will die Dividende für das Geschäftsjahr 2019 aussetzen. Die Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie seien gegenwärtig nur sehr schwer zu bewerten. Der Vorschlag, keine Dividende zu zahlen, soll der Absicherung der Finanz- und Liquiditätslage dienen. Das Unternehmen hatte nach einem Konzernumsatz von 651 Millionen Euro und einem operativen Ergebnis (Ebit) von 33,1 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2019 für das laufende Jahr ein Umsatzwachstum auf 670 bis 690 MiIlilonen Euro und ein Ebit von 34 bis 36 Millionen Euro angestrebt. Kassiert hat Centrotec diese Prognose bislang nicht, sie sei nun aber „mit erheblichen Unsicherheiten behaftet“. 

Der Ingenieurdienstleister Bertrandt zieht seine am 17. Februar veröffentlichte Prognose für das Geschäftsjahr 2019/2020 zurück. Eine neue Prognose gibt es vorerst nicht. Die Auswirkungen der Corona-Krise ließen sich noch nicht bewerten. Dennoch bemüht sich das Unternehmen um Zuversicht: „Die solide finanzielle Situation des Bertrandt-Konzerns“ sei eine gute Basis, um auf das herausfordernde Umfeld reagieren zu können.

Der VW-Konzern stellt seine Produktion in Argentinien, Brasilien und Mexiko vorübergehend ein. An den beiden argentinischen Standorten soll bis Ende März nicht gearbeitet werden, die Fabriken in Brasilien stellen von Beginn dieser Woche an gerechnet für insgesamt drei Wochen den Betrieb ein. In den beiden Werken in Mexiko ruht die Produktion vom 30. März bis einschließlich 12. April.

Der IT-Dienstleister All for One Group bereitet sich eigenen Angaben zufolge auf einen Nachfragerückgang vor. Zwar entfalle rund die Hälfte des Geschäfts auf Cloud- und Software-Support, wo der IT-Dienstleister weiterhin stabile Erlöse und Cashflows erwartet. Aufgrund von Produktionsstopps und Lieferkettenstörungen geht das Management allerdings von einer „starken Investitionszurückhaltung“ im Lizenz- und Projektgeschäft aus. Die Ende November veröffentlichte Prognose für das Geschäftsjahr 2019/20, die einen Umsatz zwischen 375 und 385 Millionen Euro sowie ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 20 und 22 Millionen Euro vorsah, ist aufgehoben.

Mehrere Bekleidungshersteller stellen infolge der Corona-Krise ihre Produktion um: Der sonst auf Oberbekleidung wie Hemden und Blusen spezialisierte Textilproduzent Eterna hat Teile der Fertigung auf die Produktion von Schutzmasken umgestellt. In der Slowakei fertigt Eterna nun bis zu 25.000 Masken täglich. Auch Trigema hat Teile der Produktion auf Schutzmasken umgestellt, um freigewordene Kapazitäten auszulasten.

Der E-Commerce-Dienstleister Nexway muss sich neu aufstellen, um auf die Corona-bedingten Einschränkungen zu reagieren. Unter anderem hat das Unternehmen sämtliche Aktien der Schweizer Tochter Nexway Group zur Schuldenrefinanzierung verpfändet. Die Geschäftsaktivitäten sollen einer „strategischen Überprüfung“ unterzogen werden. Ziel sei es, „Liquidität und Cashflow durch die Reduzierung von Kosten und Verbindlichkeiten auf operativer Ebene zu sichern“. Das Unternehmen will zudem finanzielle Hilfen bei der deutschen und französischen Regierung beantragen.

 

Info

Die aktuellen Entwicklungen um die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen finden Sie auf unserer regelmäßig aktualisierten Themenseite zum Coronavirus.