Die Deutsche Börse verhandelt mit der London Stock Exchange (LSE) über einen Zusammenschluss. Wie das Wall Street Journal und die Financial Times übereinstimmend berichten, würde der Sitz der neuen Gesellschaft in London liegen, unabhängig von einem möglichen Brexit. Die Führung des neuen Konzerns soll demnach Carsten Kengeter übernehmen. Die beiden Zeitungen beziehen sich auf mit der Materie vertraute Personen.
Vor wenigen Tagen bestätigten beide Unternehmen, dass sie sich in Verhandlungen befinden. Ob die Transaktion tatsächlich über die Bühne geht, steht jedoch noch nicht fest. Beide Parteien haben gemäß des britischen Übernahmerechts bis zum 22. März Zeit, um sich einig zu werden. Fest steht bereits, dass Kengeter den Frankfurter Aktienhandel nicht anrühren wird, wie er bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir am Mittwoch betonte.
Carsten Kengeter würde Europas größte Börse führen
Sollten die Verhandlungen scheitern, müsste die Deutsche Börse laut britischem Recht ein halbes Jahr warten, ehe ein neuer Anlauf für eine Fusion genommen werden könnte. Ein wichtiger Verhandlungspunkt dürfte der künftige Konzernsitz sein. Dem Vernehmen nach geht die Tendenz in Richtung London. Das wiederum dürfte den deutschen Politikern nicht gefallen, unabhängig von Kengeters Zusage, den Kassahandel in Frankfurt zu lassen. Dieser Aspekt ist eine große Hürde für Kengeters Ambition, die Führung des dann mit Abstand größten europäischen Börsenbetreibers zu übernehmen.
Die Fusion passt jedoch in Kengeters aggressive Wachstumspläne. Zwar ist er erst seit vergangenem Juni Chef der Deutschen Börse, der Merger wäre aber bereits die dritte Transaktion während seiner kurzen Amtszeit. Kurz nach seinem Antritt brachte er die Übernahme der Devisenhandelsplattform 360 T unter Dach und Fach und legte dafür 725 Millionen Euro auf den Tisch. Die Komplettübernahme der Schweizer Wettbewerber Stoxx und Indexium ließ die Börse sich 650 Millionen Schweizer Franken kosten.