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Deutsche-Börse-Chef Weimer betont Bedeutung Frankfurts

Der neue Chef der Deutschen Börse Theodor Weimer geht auf seine Mitarbeiter zu und will besonders eine Sorge zerstreuen.
Deutsche Börse AG

Es soll ruhiger werden bei der Deutschen Börse. Das wünscht sich der neue Chef des Hauses Theodor Weimer, der den Posten am 1. Januar angetreten hat. „Möge es für unser Haus – die Deutsche Börse – ein gutes Jahr nach dem turbulenten Jahr 2017 werden“, schreibt er in einem Neujahrsbrief an seine Mitarbeiter, aus dem die Nachrichtenagentur Reuters zitiert.

Dass Weimer umgehend nach seinem Amtsantritt einen starken Kontrast zum abgelaufenen Jahr setzt, hat einen triftigen Grund: Das vergangene Jahr ist auch an den Mitarbeitern des Börsenplatzbetreibers nicht spurlos vorübergegangen. Viele verloren im Jahresverlauf das Vertrauen in ihren damaligen CEO. Zunächst scheiterte im Frühjahr die geplante Fusion mit der Londoner Börse LSE. Dann begannen Ermittlungen gegen den damaligen Börsenchef Carsten Kengeter wegen des Verdachts auf Insiderhandel. Erst als es den Juristen der Börse nicht gelang, den Konflikt außergerichtlich beizulegen, kündigte Kengeter im Oktober seinen Rücktritt zum Jahresende an.

Derivate, Scale, 360T – Weimers Kernaufgaben für 2018

Die zentrale Aufgabe des ehemaligen HVB-Chefs Weimer wird es sein, das Vertrauen und die Motivation der Mitarbeiter wiederherzustellen. Er selbst sieht dafür eine Mischung „aus Führungswillen und Fingerspitzengefühl“ gefragt.

Dies ist auch deshalb wichtig, weil die Börse im Vorjahr strategische Wachstumsinitiativen aufgesetzt hat, die 2018 vorangetrieben werden müssen, um Bedeutung für das Konzernergebnis zu entfalten. Zum einen hat die Börse ihren Kunden Anreize geschaffen, um ihre Derivategeschäfte von den Clearing-Stellen in London auf die Systeme der Deutschen Börse zu verlagern – eine Initiative, der der nahende Brexit ein Milliardenpotential eröffnet hat.

Zudem hat die Deutsche Börse in den vergangenen Jahren ein stattliches Netzwerk in der Venture-Capital- und Gründerszene aufgebaut. Der Start des neuen Börsensegments Scale im vergangenen März hat dieses neue Ökosystem, das junge Wachstumsunternehmen frühzeitig an die Deutsche Börse binden soll, um eine entscheidende Brücke zum öffentlichen Eigen- und Fremdkapitalmarkt erweitert.

Auch der Ausbau der 2015 für 725 Millionen Euro gekauften Devisenhandelsplattform 360T zu einem internationalen Handelsplatz muss voran getrieben werden. Unternehmensbeobachter berichten, dass die Integration von 360T den hohen Kaufpreis bislang noch nicht voll gerechtfertigt hat.

Theodor Weimer bekennt sich zu Frankfurt

Aber auch die internationale Expansion steht weiter auf der Agenda des Dax-Konzerns, dessen internationales Gewicht in den vergangenen Jahren abgenommen hat. Allerdings hat der Fusionsversuch mit der Londoner Börse in der Stadt Frankfurt große Sorgen geschürt, die Führung der Deutschen Börse sei dazu bereit, den Finanzstandort Frankfurt in einem großen M&A-Deal zu opfern. In der Tat war für den Sitz der gemeinsamen Holding mit der LSE London vorgesehen.

Diesen Befürchtungen setzt der neue Chef in seinen Neujahrsworten nun ein klares Bekenntnis entgegen: „Wir haben einen besonderen Auftrag an der Schaltstelle zu den globalen Kapitalmärkten und auch – ich betone das – am Finanzplatz in Frankfurt“, schreibt Weimer.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de