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ESUG hinterlässt tiefe Spuren in der Insolvenzwelt

Das Unternehmen Katharina Kasper Viasalus reichte im ersten Quartal den größten Insolvenzantrag in Eigenverwaltung ein. ESUG könnte die Liquidationsquote senken.
Katharina Kasper Viasalus

Die Einführung des ESUG hat gefruchtet: Seit der Verbreitung des neuen Sanierungsgesetztes im Jahr 2012, das deutlichere autonomere Restrukturierungen ermöglicht als unter dem alten Rechtsdach, werden immer mehr Unternehmen gerettet. Seit der ESUG-Einführung mussten nur 9,7 Prozent der Unternehmen, die sich in Eigenverwaltung zu sanieren versuchten, liquidiert werden. Bei Regelinsolvenzverfahren lag die Liquidationsquote deutlich höher. Sie bewegt sich seit Einführung des ESUG bei über 26 Prozent. Diese Ergebnisse ergab eine Analyse des Beratungshauses Falkensteg, die im aktuellen FINANCE-Insolvenz-Report präsentiert werden, der hier kostenlos heruntergeladen werden kann.

Laut Falkensteg bietet die Insolvenz in Eigenverwaltung den Krisenunternehmen eine zusätzliche Chance: „Eine Vielzahl der Verfahren werden bereits im Vorfeld der Insolvenzanmeldung durch erfahrene Berater begleitet und sind sehr gut vorbereitet. Dies ergibt den deutlich niedrigeren Anteil an Liquidationen.“

Kein Anstieg der Großinsolvenzen

Die Frühindikatoren des Sanierungsmarktes deuten darauf hin, dass das ESUG in den nächsten Quartalen seine Effizienz häufiger beweisen muss als zuletzt. Der FINANCE-Insolvenz-Report berichtet von einer Verstärkung der Aktivitäten bei Restrukturierungsberatern, die im vorinsolvenzlichen Bereich tätig sind. Das am Freitag veröffentlichte FINANCE-Restrukturierungsbarometer zeigt den gleichen Trend in den Work-out-Abteilungen der Banken, deren Workload ebenfalls anzieht. Die Vorstufen der Insolvenzwelt füllen sich.

Noch aber ziehen bei Großunternehmen die Insolvenzen nicht an: In den ersten drei Monaten 2019 reichten praktisch genauso viele Unternehmen mit einem Umsatz von über 20 Millionen Euro einen Insolvenzantrag ein wie im Vorquartal und im Vorjahresquartal. Insgesamt waren es 28 Unternehmen.

Größten Insolvenzantrag reichte ViaSalus ein

Anders als im Vorquartal blieb die Automobilzulieferindustrie im ersten Quartal weitestgehend von großen Insolvenzen verschont. Stattdessen traf es durchaus große und bekannte Firmen aus anderen Branchen. Mit 2.900 betroffenen Mitarbeitern die größte Insolvenz legte der Klinik-und Pflegeheimbetreiber ViaSalus hin. Sachwalter Rainer Eckert und die beiden Sanierer Friedemann Schade und Stefan Denkhaus von der Kanzlei BRL versuchen nun, das 231 Millionen Euro Umsatz machende Unternehmen in Eigenverwaltung zu retten.

Zu den weiteren Großinsolvenzen zählen die AWG Allgemeine Warenbetriebs-GmbH, die Bäckereikette „Unser Heimatbäcker“ aus dem Portfolio der Deutschen Beteiligungs AG und die Fluggesellschaft Germania.

SAM Automotive bekommt Rettungsring

Bei den Verfahrensausgängen im ersten Quartal des laufenden Jahres stechen zwei Unternehmen heraus, die eine Fortführungslösung gefunden haben. Die zahlungsunfähigen DRK Kliniken Thüringen Brandenburg konnten erfolgreich an den Klinikbetreiber KMG verkauft werden, einen der größten Gesundheitsdienstleister in Nordostdeutschland.

Der Autozulieferer SAM Automotive, der mit 1.398 Mitarbeitern zuletzt 264 Millionen Euro erwirtschaftete, wurde an den chinesischen Glashersteller Fuyao verkauft, der sich im M&A-Prozess gegen fünf weitere Interessenten durchsetzte, wie Insolvenzverwalter Holger Leichtle im Interview in dem FINANCE-Insolvenz-Report erklärte. „SAM versäumte Auslagerungen in Niedriglohnländer und war nicht mehr konkurrenzfähig“, begründet Leichtle die Schieflage des Mittelständlers.

Jetzt als FINANCE-User den FINANCE-Insolvenz-Report als PDF herunterladen:

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