Der frühere Siemens-CFO Heinz-Joachim Neubürger ist tot. Die Deutsche Börse, bei der Neubürger im Aufsichtsrat saß, bestätigte heute Vormittag den Tod des 62-Jährigen. Medienberichten zufolge hat sich Neubürger das Leben genommen. Dies meldet das Manager Magazin online, die Angaben seien aus Neubürgers Umfeld bestätigt worden.
Der frühere Finanzchef war wegen der Schmiergeldaffäre seit vielen Jahren in einen Rechtsstreit mit seinem früheren Arbeitgeber verwickelt. Die Affäre um schwarze Konzernkassen war im November 2006 durch eine Razzia aufgeflogen, Neubürger war von 1998 bis Mai 2006 Finanzvorstand des Technologiekonzerns. Im Frühjahr 2006, noch bevor die Schmiergeldaffäre öffentlich bekannt wurde, wechselte er zum amerikanischen PE-Investor KKR und überlies den CFO-Posten dem heutigen Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser. 2009 trennten sich dann die Wege von KKR und Neubürger.
Heinz-Joachim Neubürger einigte sich mit Siemens auf Vergleich
Der frühere Siemens-CFO hatte stets seine Unschuld in der Schmiergeldaffäre beteuert, die über Jahre die Gerichte beschäftigte. Im Dezember 2013 hatte das Landgericht München ihn zu einem Rekord-Schadensersatz von 15 Millionen Euro verurteilt, nachdem Neubürger einen Vergleich im Prozess zunächst abgelehnt hatte. Neubürger legte Berufung gegen das Urteil ein und einigte sich letztlich doch noch mit seinem früheren Arbeitgeber auf den Vergleich, den Rechtsstreit gegen Zahlung von 2,5 Millionen Euro zu beenden. Erst vor wenigen Tagen haben die Siemens-Aktionäre diesem Vorgehen zugestimmt.
Heinz-Joachim Neubürger war bei Siemens zwischenzeitlich als möglicher Nachfolger des damaligen CEOs Heinrich von Pierer gehandelt worden. Der Finanzexperte hatte zunächst für die Investmentbank JP Morgan gearbeitet, bevor er 1989 zu Siemens wechselte. Neubürger arbeitete zuletzt nach seinem Ausscheiden als selbstständiger Unternehmensberater mit Schwerpunkt in London.
Daneben pflegte er einige Aufsichtsratsmandate. So war er von Juni 2013 bis Februar 2014 Mitglied des Aufsichtsrats beim Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer (KBA). Sein Ausscheiden begründete Neubürger damals mit der hohen zeitlichen Inanspruchnahme und erforderlichen Präsenz vor Ort, die sich durch die Umsetzung des Restrukturierungsprogramms bei KBA ergeben habe. „Die Anforderungen an meine Verfügbarkeit haben sich seit meiner Wahl durch die Hauptversammlung im Juni 2013 ganz erheblich verändert. Diesen zeitlichen Mehraufwand kann ich aber nicht erbringen“, sagte Neubürger damals.
Seit Mai 2012 war Neubürger Aufsichtsrat bei der Deutschen Börse, die heute ihre Trauer über seinen Tod bekundete: „Herr Neubürger war für uns ein geschätzter Ratgeber und Gesprächspartner. Er wird uns als Mensch und als Aufsichtsrat fehlen.“