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Ex-Wirecard-Chef Markus Braun festgenommen

Die Münchener Staatsanwaltschaft verdächtigt den ehemaligen Wirecard-Chef Markus Braun der Marktmanipulation.
Wirecard

Der ehemalige Vorstandschef von Wirecard, Markus Braun, ist festgenommen worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft München I am heutigen Dienstag mit. Der 51-Jährige Österreicher habe sich am Montagabend selbst gestellt, nachdem die Staatsanwaltschaft zuvor einen Haftbefehl beantragt und auch erhalten habe, heißt es weiter. Braun werde nun im Laufe des Tages der Ermittlungsrichterin vorgeführt. Sie entscheidet, ob der Ex-CEO in Haft bleiben muss.

Die Staatsanwaltschaft München I wirft Braun nach bisherigem Ermittlungsstand vor, die Bilanzsumme und die Umsätze von Wirecard durch vorgetäuschte Einnahmen aufgebläht zu haben. Dabei handele es sich um Geschäfte mit sogenannten Third-Party-Acquirern (TPA). Über diese Drittdienstleister wickelt der Zahlungsdienstleister sein Geschäft in Asien ab.

Die Ermittler legen Braun zur Last, dass er versucht habe, das Unternehmen „finanzkräftiger und für Investoren und Kunden attraktiver darzustellen“. Dabei habe der ehemalige Chef „gegebenenfalls im Zusammenwirken mit weiteren Tätern“ agiert. Um wen es sich bei den weiteren Tätern handeln könnte, führte die Staatsanwaltschaft nicht aus.

Nach derzeitiger rechtlicher Prüfung begründe das Verhalten des Ex-Chefs den Verdacht der unrichtigen Darstellung jeweils in Tateinheit mit Marktmanipulation, erklärte die Münchener Staatsanwaltschaft weiter. 

Info

Update 14.55 Uhr
Am Nachmittag hat die Justiz den Haftbefehl gegen Ex-Vorstandschef Markus Braun ausgesetzt. Der Manager kam gegen 6 Millionen Euro Kaution frei. Das hat die zuständige Ermittlungsrichterin in München am Dienstagnachmittag entschieden. Braun muss sich außerdem jede Woche einmal bei der Polizei in München melden. Hinzu kommen weitere Auflagen.

Staatsanwaltschaft wirft Braun Marktmanipulation vor

Im Fokus der Vorwürfe stehen die angeblichen Bankguthaben auf Treuhandkonten bei zwei philippinischen Banken in Höhe von mehr als 1,9 Milliarden Euro. Wirecard hatte in der Nacht von Sonntag auf Montag in einer Ad-hoc-Mitteilung erklärt, dass diese Bankguthaben „mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen“.  Der Betrag entspricht rund einem Viertel der Bilanzsumme des Dax-Konzerns.

Zuvor war der Wirtschaftsprüfer EY auf die Ungereimtheiten aufmerksam geworden und hatte dem Zahlungsdienstleister daher vorerst das Testat für den Jahresabschluss 2019 verweigert.  Diese Nachricht löste am Aktienmarkt einen dramatischen Kurssturz aus. 

Markus Braun war nach Bekanntwerden des Skandals vergangene Woche zurückgetreten. Auch der Chef des operativen Geschäfts bei Wirecard – Jan Marsalek – wurde nach Bekanntwerden des Skandals freigestellt. Am gestrigen Montag entließ der Dax-Konzern den COO mit sofortiger Wirkung.

Wirecard verhandelt mit Banken

Nicht nur für den Ex-Vorstandschef Braun geht es jetzt um alles. Auch die Zukunft von Wirecard selbst hängt am seidenen Faden. Der Dax-Konzern verhandelt derzeit mit den Gläubigerbanken über die Verlängerung von Kreditlinien im Volumen von insgesamt 2 Milliarden Euro. Wirecard droht ein Liquiditätsengpass, sollten die Kredite, die Medienberichten zufolge zu 90 Prozent gezogen sind, gekündigt werden.

Die 15 kreditgebenden Banken können die Linie kündigen, da der Zahlungsdienstleister bislang keine testierten Zahlen für 2019 vorgelegt hat. Der F.A.Z. zufolge verhandelt Wirecard derzeit ein Stillhalteabkommen mit dem Gläubigerbanken bis kommende Woche.

Parallel dazu hat der Dax-Konzern vor wenigen Tagen die auf Restrukturierungsfälle spezialisierte Investmentbank Houlihan Lokey angeheuert, um Möglichkeiten für „eine nachhaltige Finanzierungsstrategie“ auszuloten. Das dürfte dadurch erschwert werden, dass die Ratingagentur Moody’s am gestrigen Montag ihre Bonitätseinschätzung für Wirecard zurückzogen hat. Man verfüge nicht mehr über ausreichende Informationen, um eine Bewertung über die Kreditwürdigkeit des Zahlungsabwicklers abzugeben, teilte die Agentur mit.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

Info

Die Entwicklungen bei dem Zahlungsdienstleister können Sie auf der Themenseite Wirecard nachlesen. Die neuesten Updates rund um den Bilanzskandal finden Sie in unserem Ticker zu Wirecard.

Desirée Buchholz ist Redakteurin bei FINANCE und Leitende Redakteurin der Schwesterpublikation DerTreasurer. Seit 2014 moderiert sie beim Web-TV-Sender FINANCE-TV. Desirée Buchholz hat einen Masterabschluss im Fach International Business and Economics und schrieb während des Studiums als freie Journalistin unter anderem für das Handelsblatt sowie die Wirtschaftsmedien von Gruner + Jahr.

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