Konzerne führen Bonus ad absurdum
Die Berichtssaison ist zu Ende, und das Thema Managervergütung hat mal wieder die Gemüter erhitzt. Auch die bekannten Enfants terribles waren erneut mit von der Partie: Die Deutsche Bank etwa wollte ihrem Vorstand in diesem Jahr keine Boni zahlen. CFO James von Moltke bekam trotzdem einen.
Volkswagen hat hingegen sein altes, oft kritisiertes Vergütungssystem umgebaut – transparent sollte das neue sein, exzessive Gehälter passé. Doch statt sinkender Verdienste explodierte die Vergütung der Vorstände 2017 dann von 39 auf 50 Millionen Euro. Auch CFO Frank Witter profitierte von dem neuen System, das einen etwas fragwürdigen Bonus beinhaltet. Er bekam seinen Bonus für die Jahre 2017 bis 2019 in großen Teilen schon vergangenes Jahr ausgezahlt. Spannend ist, was VW sich einfallen lässt, damit der Konzern seinen Vorständen trotzdem noch für 2018 und 2019 ordentliche Boni auszahlen kann.
Und die Liste geht noch weiter: Der wankende Möbelriese Steinhoff will seinem neuen CFO Philip Dieperink ein außerordentlich hohes Gehalt zahlen. Ex-Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter streitet mit dem Börsenkonzern Medienberichten zufolge um seinen Bonus, obwohl seine Zeit an der Konzernspitze nicht allzu erfolgreich war.
FINANCE-Köpfe
Die Auflistung zeigt, dass Vergütung und Bonuszahlungen nicht immer leistungsgerecht sind. Konzerne sollten sich genau überlegen, wie fragwürdige Klauseln bei den Aktionären ankommen. Ein Bonus, der auch bei schlechter oder noch nicht erbrachter Performance ausgezahlt wird, ist nämlich nur eine Erweiterung des Festgehalts.
Haribo hat Mut zum Menscheln
Ein ganz anderes Thema: Nur selten menschelt es in der harten Finanzwelt. Wenn sich nicht gerade Alexander Dibelius, früherer Deutschlandchef von Goldman Sachs, beim Heben seiner Freundin filmen lässt, ist die Corporate-Finance-Szene mitunter doch recht trocken und geschäftsmäßig unterwegs.
Der neue Haribo-Finanzchef Günther Hofer hat da einen anderen Ansatz. Für ein Testimonial in einer Stellenanzeige hat sich der 36-jährige Süßigkeiten-CFO mit einem Kinderbild von sich selbst (Schwimmflügel inklusive) fotografieren lassen. Der einstige Blondschopf wird zitiert: „In meiner Kindheit war mein Haribo-Handtuch auf Reisen immer dabei. Auch heute zieht es mich noch ins Ausland.“ Spannend wäre zu erfahren, ob die Anzeige mehr Bewerber angezogen hat als andere Inserate von Haribo.
Savedroid-Chef macht den Houdini
Vor wenigen Tagen ist einigen selbsternannten Investment-Genies sicher das Herz in die Hose gerutscht. Das Start-up Savedroid hatte vor wenigen Wochen über ein Initial Coin Offering einen zweistelligen Millionenbetrag eingespielt. Bei dem sogenannten ICO handelt es sich im weitesten Sinne um eine Art Börsengang – nur ohne Regeln und Gesetze. Wenig später ging die Website von Savedroid offline, CEO Yassin Hankir war vermeintlich abgetaucht – das legte zumindest ein Tweet von ihm inklusive Bild am Flughafen nahe. Panik setzte ein: War er ein Betrüger, der sich mit den Millionen aus dem Staubt gemacht hat?
Thanks guys! Over and out … #savedroidICOpic.twitter.com/PMRtjlbEdD
— Yassin Hankir #savedroidico (@YassinHankir) 18. April 2018
Wenig später tauchte Hankir wieder auf. Es habe sich um einen PR-Stunt gehandelt, sagte der Manager. Nicht lustig! Der Fall Savedroid zeigt: Der Hype um Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum sowie neue Finanzierungsmöglichkeiten wie ICOs ist gefährlich. Darauf wollte Savedroid-Chef Hankir auch hinweisen, behauptet dieser. Ein bisschen mehr Vorsicht wäre dabei jedoch angebracht gewesen. Jetzt prüft die Frankfurter Staatsanwaltschaft, ob sie ein Verfahren gegen den Manager einleitet.
Deutsche Bank haut 28 Milliarden Euro raus
Eigentlich sollte man meinen, Geld und Daten sind bei Finanzinstituten am sichersten aufgehoben, da dies – zumindest dem weitverbreiteten Verständnis nach – deren Geschäftsmodell ist. Leider wird man immer wieder eines Besseren belehrt. Die Deutsche Bank etwa hat vor kurzem versehentlich 28 Milliarden Euro überwiesen. Zur Einordnung: Das ist der Jahresumsatz von so manchem Dax-Konzern. Zwar sei das Geld sofort zurückgeholt worden, bevor ein finanzieller Schaden entstehen konnte. Der Handtuchverbrauch der Deutschen Bank dürfte an jenem Tag aufgrund der schweißnassen Hände jedoch stark nach oben gegangen sein.
Auch die KFW hat schon versehentlich mehrere Milliarden Euro überwiesen.
Leider ist die Deutsche Bank nicht das einzige Geldhaus, dass beim Thema Sorgfältigkeit und Datenschutz Potential liegen lässt: Die Förderbank KFW hatte bereits ein ähnliches Problem. Und bei der Comdirect konnten Kunden vor zwei Jahren aufgrund einer IT-Panne sogar fremde Kontostände einsehen.
Es heißt immer, die Digitalisierung bedrohe die Geschäftsmodelle der Banken. Angesichts dieser Fülle an IT-Pannen verwundert es kaum, dass Kunden sich abwenden und ihr Geld lieber in Spekulationsobjekte wie Kryptowährungen investieren. Aber dank Savedroid-Chef Hankir wissen sie nun zumindest, wie schnell ihr Geld auch dort verschwinden könnte.
Elon Musk hasst Spreadsheet-Akrobaten
Visionär Elon Musk und seine Unternehmen beschäftigen sich mit großen Themen wie der Entwicklung von Elektroautos (Tesla) oder Reisen zum Mars (Space X). Umso lästiger muss es für ihn sein, die einfältigen (weil irdischen) Fragen von Analysten zu beantworten. Denn die Spreadsheet-Akrobaten klopfen immerzu lästige Fakten ab. Sie wollen zum Beispiel wissen, wie Tesla vom Geldverbrennen zum Geldverdienen kommen will oder ob das Unternehmen bald wieder Kapital aufnehmen muss.
Visionär Musk platzte bei einem Analysten-Call diese Woche der Kragen. Er beschwerte sich über die langweiligen und zu trockenen Fragen, die „ nicht cool“ seien, und ließ sich stattdessen lieber von Privatanlegern via Youtube befragen. Die Tesla-Aktie schickte er dadurch in den Sinkflug – diese verlor über 2 Milliarden Erd-Dollar an Wert. Auf dem Mars wird Musk den Verlust verkraften können – wenn er denn erst einmal da ist.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.