Die wichtigste Finanzierungsquelle der deutschen Wirtschaft hat im ersten Quartal des Jahres deutlich zugelegt: Die Kredite an Unternehmen sind laut einer Erhebung des Analyse- und Beratungshauses Capmarcon im Vorjahresvergleich um 7,1 Milliarden Euro gestiegen und liegen nun bei rund 1 Billion Euro. Demnach halten Unternehmen aktuell ein Kreditvolumen, das um 12 Prozent höher liegt als vor zehn Jahren.
Von dem anziehenden Kreditmarkt konnten am meisten die deutschen Großbanken profitieren, sie haben ihr Engagement um 3,7 Prozent erhöht. Auslandsbanken haben aktuell 2,6 Prozent mehr Kredite bei deutschen Unternehmen ausstehen als im Vorjahr. Der Löwenanteil der Kredite entfällt mit rund 208 Milliarden Euro jedoch nach wie vor auf die Sparkassen.
Ausstehendes Schuldscheinvolumen auf Rekordniveau
Neben den dominierenden Krediten entwickelt sich auch die Finanzierung durch Anleihen positiv. Im ersten Quartal wurden von deutschen Unternehmen Papiere über rund 20 Milliarden Euro platziert und 13 Milliarden Euro getilgt. Das ausstehende Volumen steigt dadurch auf 285,2 Milliarden Euro. Lediglich das Segment der Mittelstandsanleihen schrumpft. In diesem Markt stehen noch 3,1 Milliarden Euro aus.
Auch am Schuldscheinmarkt hält der Boom an. Diese Finanzierungsform macht zwar nur einen kleinen Teil des Gesamtmarkts aus, wächst aber schnell. Capmarcon beziffert das neu emittierte Volumen im ersten Quartal auf 9,1 Milliarden Euro und liegt damit etwas über der Einschätzung von Thomson Reuters. Zu solchen Diskrepanzen kommt es, da nicht alle Transaktionen öffentlich sind. Mit mehr als 75 Milliarden Euro erreicht der Schuldscheinmarkt außerdem laut Capmarcon das bisher höchste jemals gemessene Gesamtvolumen.
Kein Anstieg bei den Aktienemissionen
Anders als die anderen Kapitalmarktinstrumente gewinnt die Aktie im ersten Quartal 2016 nicht an Attraktivität. Nominal wurden nur 221 Millionen Euro am Primärmarkt zu einem Kurswert von 245 Millionen Euro platziert, was auf dem Niveau des vorherigen Quartals liegt.
Das umlaufende Aktienvolumen sank sogar und lag Ende März bei einem Nominalwert von 177,1 nach 177,4 Milliarden Euro zum Ende 2015. Die Flaute bei den Aktienfinanzierungen lässt sich mit den günstigen Konditionen erklären, die Unternehmen derzeit am Fremdkapitalmarkt bekommen können. Solange das so bleibt, wird der volatile Aktienmarkt wohl nicht viele Unternehmen anlocken.
antonia.koegler[at]finance-magazin.de
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.