Die Abwärtsspirale bei Vapiano steht nicht still. Wie die Restaurantkette bekanntgab, habe man sich dazu entschieden, beim zuständigen Amtsgericht Köln einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit zu stellen. Gleichzeitig prüfe das Unternehmen, ob auch entsprechende Anträge für die Töchter der Gruppe gestellt werden müssen. Deutsche und internationale Franchisenehmer seien von der Insolvenz unmittelbar nicht betroffen. Der Konzern betreibt nach eigenen Angaben weltweit 230 Restaurants, in Deutschland sind es 55 Filialen.
Vapiano: Keine Einigung mit Banken und Aktionären
Für den aufgrund der Coronakrise „nochmals signifikant gestiegenen“ Liquiditätsbedarf von zusätzlichen 36,7 Millionen Euro habe keine Lösung gefunden werden können, so CFOLutz Scharpe. „Insbesondere konnte keine abschließende Einigung mit den finanzierenden Banken und wesentlichen Aktionären über die Beiträge zu der angestrebten umfassenden Finanzierungslösung erzielt werden“, ließ der Finanzchef wissen. Aufgrund dessen hätten die in Aussicht stehenden Finanzmittel aus den staatlichen Unterstützungsprogrammen nicht beantragt werden können.
Diese Entwicklung überrascht – denn bisher sah es so aus, als stünden die Banken und Großaktionäre hinter Vapiano. Bereits am 20. März hatte sich die trudelnde Systemgastronomiekette aufgrund des „drastischen Umsatz- und Einnahmerückgangs“ infolge des Coronavirus für zahlungsfähig erklärt. Einen Insolvenzantrag versuche man zu diesem Zeitpunkt allerdings noch zu vermeiden.
Denn die kreditgebenden Finanzinstitute und wichtigsten Aktionäre, mit denen Vapiano noch kurz vor Ausbruch des Coronavirus eigentlich schon eine Finanzspritze ausgehandelt hatte, waren zu dem Zeitpunkt nach wie vor bereit, die Restaurantkette finanziell zu unterstützen. Sie machten es allerdings zur Bedingung, dass Vapiano staatliche Unterstützung erhält, denn der Liquiditätsbedarf war durch Corona noch einmal zusätzlich stark angestiegen. Aus diesem Grund richtete Vapiano einen „dringenden Appell“ an die Politik, die Hilfen nun möglichst rasch zu gewähren, um keine Insolvenz von Vapiano zu riskieren.
FINANCE-Köpfe
Vapiano musste sich bereits notfinanzieren
Doch nun scheint es gar nicht an den staatlichen Hilfen gescheitert zu sein. Einem Sprecher zufolge lagen sogar „positive Signale bezüglich staatlicher Unterstützungsprogramme“ vor. Offenbar haben die Geldgeber letztlich die Geduld verloren.
Dabei hielten sie Vapiano lange die Stange. So musste CFO Scharpe im Juni 2019 bereits eine Notfinanzierung arrangieren. Damals beteiligten sich neben den Banken auch die drei Großaktionäre Mayfair, Exchange Bioset und VAP Leipzig an der Finanzierung. Infolgedessen standen Vapiano rund 30 Millionen Euro zur Verfügung. Da das nicht ausgereicht hat, waren die Geldgeber sogar zu einer weiteren Spritze bereit und glaubten offenbar an die Zukunft der Restaurantkette, die sich schon lange in der Restrukturierung befindet – doch das war vor Corona.
An der Börse gab es denn auch heute für die Aktie kein Halten mehr. Der Kurs halbierte sich auf 0,41 Euro. Zu seinen Hochzeiten nach dem Börsengang im Juni 2017 lag der Titel noch bei über 25 Euro.
Info
Einbrechende Nachfrage, einreißende Lieferketten: Etliche Unternehmen leiden massiv unter den Folgen von Corona. Lesen Sie mehr dazu auf unserer Themenseite zum Coronavirus.
Durch das Coronavirus steigt auch die Zahl der Restrukturierungsfälle. Mehr über den Distressed-Assets-Markt auf unserer Themenseite Restrukturierung.
Mehr über den Vapiano-CFO finden Sie auf dem Köpfe-Profil von Lutz Scharpe. Mehr zu der Restaurantkette lesen Sie auf unserer Themenseite zu Vapiano.