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Großinsolvenzen bei Automotive verdoppeln sich

Die Automotive-Branche ist von der Insolvenzwelle besonders hart getroffen. Gegenüber dem ersten Quartal hat sich die Zahl der Großinsolvenzen verdoppelt.
romaset/stock.adobe.com

Während einige Unternehmen sich derzeit noch mit der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht behelfen, ist die Welle bei den Großinsolvenzen bereits angekommen: In den ersten sechs Monaten des Jahres beantragten insgesamt 103 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 20 Millionen Euro Insolvenz. Das zeigt der FINANCE-Insolvenz-Report, den die Restrukturierungsberatung Falkensteg exklusiv für FINANCE anfertigt und den Sie hier kostenlos herunterladen können.

Damit zeichnet sich bereits jetzt ab, dass es in diesem Jahr deutlich mehr Großinsolvenzen geben wird als 2019, als 121 Insolvenzanträge gezählt wurden. „Es könnten bis Dezember mehr als 200 Firmeninsolvenzen werden“, erwartet Falkensteg-Partner und Studienautor Johannes von Neumann-Cosel.

Viele Insolvenzanträge im April

Die höchste Anzahl an Insolvenzanträgen registrierten die Gerichte im April, auf den 27 der insgesamt 58 Insolvenzen entfielen. Auffallend ist die steigende Zahl an Insolvenzen bei Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Euro: Entfielen auf sie im ersten Quartal 2020 noch acht Insolvenzanträge, waren es im zweiten Quartal bereits 20 Anträge. Zum Vergleich: 2019 hatte es im gesamten Jahresverlauf nur 23 Insolvenzen von Unternehmen mit mehr als 100 Millionen Euro Jahresumsatz gegeben.

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Die Folgen der Coronavirus-Pandemie haben insbesondere die Insolvenzfälle im Handel sowie bei Automotive-Unternehmen in die Höhe schnellen lassen: Allein 14 Handelsunternehmen mit Umsätzen über 20 Millionen Euro mussten im zweiten Quartal 2020 Insolvenz beantragen. Auch das größte Verfahren, das Schutzschirmverfahren von Galeria Karstadt Kaufhof, fällt in diese Branche. Hart getroffen ist auch der Automobilsektor: Die Zahl der Insolvenzanträge hat sich gegenüber dem ersten Quartal auf 14 Fälle verdoppelt.

Das Problem in beiden Branchen: Viele Unternehmen waren bereits vor der Coronakrise angeschlagen. Sie qualifizieren sich dadurch häufig nicht für staatliche Hilfsprogramme, die sich speziell an Unternehmen richten, die aufgrund der Corona-Pandemie in Schieflage geraten sind. Auch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht ist an dieses Kriterium gekoppelt.

Eigenverwaltung ist stark nachgefragt

Für ihre Insolvenzverfahren wählen viele Unternehmen die Insolvenz in Eigenverwaltung. 31 Mal wurde sie im zweiten Quartal genutzt und damit in mehr als jedem zweiten Fall. Unter den Eigenverwaltungen waren elf Schutzschirmverfahren – mehr als doppelt so viele wie im gesamten Vorjahr bearbeitet wurden.

Insgesamt sind von den 103 Insolvenzanträgen des ersten Halbjahres 2020 noch 78 Verfahren offen. In elf Fällen wurde ein Asset Deal getätigt – beispielsweise bei First Wise Media oder dem Verkauf der insolventen Poggenpohl Möbelwerke an einen chinesischen Investor. In zwölf Fällen wurden Unternehmen liquidiert, der wohl prominenteste Fall ist die Luftfahrtgesellschaft Walter, die erst im vergangenen Jahr von Eurowings an Zeitfracht verkauft worden war.

Corona beeinflusst Distressed M&A-Deals

Die Folgen der Corona-Pandemie haben auch Auswirkungen auf Transaktionen mit kriselnden Unternehmen: In einer Umfrage zum Thema Distressed M&A unter 50 Investoren haben 84 Prozent der Befragten angegeben, dass die Risiken in Bezug auf Covid-19 zu angepassten Bewertungen geführt hätten. Allerdings halten nur 24 Prozent es für möglich, diese Risiken vollumfänglich in Bewertungsmodellen abzubilden. 42 Prozent halten dies nur teilweise für möglich, rund ein Drittel der Befragten sieht diese Möglichkeit nicht.

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