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Haben Wirecards Banken weitere Hunderte Millionen verloren?

Im Wirecard-Skandal kommt immer mehr ans Licht.
Wirecard

Im Wirecard-Skandal gibt es einen neuen schweren Verdacht: Wurden kurz vor dem Zusammenbruch noch Hunderte Millionen von Euro beiseite geschafft? Laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“, der sich auf interne Unterlagen, Informationen der Staatsanwaltschaft und Wirecard-Kreise beruft, soll das Dax-Unternehmen noch im ersten Halbjahr 2020 von einem Bankenkonsortium zusätzliche Kredite in Höhe von 800 Millionen Euro erhalten haben.

So sei eine vereinbarte Kreditlinie von 1,75 Milliarden Euro Ende 2019 erst mit rund 800 Euro ausgeschöpft gewesen, bei der Insolvenz im Juni seien es aber schon rund 1,6 Milliarden Euro gewesen, berichtet die „SZ“. Zum Zeitpunkt der Insolvenz seien Wirecards Konten leer gewesen – die zusätzlich gewährten finanziellen Mittel sollen an Geschäftspartner geflossen sein. Dieser Spur gehe nun die Staatsanwaltschaft München nach.

Commerzbank musste bereits Millionen abschreiben

Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits wegen des Verdachts auf Untreue, hierbei ging es unter anderem um Kreditvergaben an die Partnerfirmen Al Alam, Pay Easy und OCap Management noch vor 2019. Für diese Kredite habe es keinerlei Sicherheiten gegeben. Nun sollen in den vergangenen Monaten weitere mehrere Hundert Millionen Euro von Wircard-Konten abgegangen sein, unter anderem auch an die genannten Partnerfirmen. Laut dem SZ-Bericht sollen die Geldabflüsse im Zeitraum vor der Pleite auf knapp 870 Millionen Euro drastisch angestiegen sein. Was aus den Geldern geworden ist, ist unklar, so wurde Al Alam beispielsweise im Mai liquidiert.

Für die kreditgebenden Banken dürften sich die Verluste erheblich ausweiten. Neben der Commerzbank, die bereits jüngst 175 Millionen Euro aufgrund des Wirecard-Skandals abgeschrieben hat, sollen auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und 13 weitere Banken zu den geschädigten Häusern gehören.

Bei Wirecard geht es Schlag auf Schlag

Für die Geschäfte in Asien war der flüchtige Ex-Vorstand Jan Marsalek verantwortlich. Er und Ex-CEO Markus Braun hatten während ihrer Amtszeit stets Verdachtsäußerungen zu möglichen Unregelmäßigkeiten im Asiengeschäft zurückgewiesen.

Nachdem die Wirtschaftsprüfer von EY Mitte Juni das Testat verweigerten und das Management kurz darauf das Fehlen von 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten in Asien als sehr wahrscheinlich vermeldete, meldete der Zahlungsdienstleister Ende Juni Insolvenz an.  Die Staatsanwaltschaft ermittelt seitdem wegen des Verdachts auf Bilanzfälschung, Untreue, Börsenmanipulation und gemeinschaftlichen bandenmäßigen Betrugs.

martin.barwitzki[at]finance-magazin.de

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