Wollen sie? Oder wollen sie nicht? Gerüchte über einen Zusammenschluss mit der französischen Container-Reederei CMA CGM hatten den Aktienkurs von Hapag-Lloyd am gestrigen Montagnachmittag von 31 auf 35 Euro nach oben getrieben. Der nach einer Gewinnwarnung Ende Juni ausgelöste Kurssturz war nahezu vollständig aufgeholt. Doch am heutigen Dienstagvormittag ist der Rausch schon wieder vorbei: Ein Sprecher der Hamburger Reederei sagte laut „Manager-Magazin“, es habe keine Gespräche mit CMA CGM gegeben. Die Aktie fiel daraufhin wieder in Richtung 32 Euro.
Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters gemeldet, der Branchendritte CMA CGM habe eine Transaktion auf Basis eines Aktientauschs ausgelotet. Die Franzosen seien damit aber bei den Hapag-Lloyd-Großaktionären CSAV, dem Unternehmer Klaus-Michael Kühne sowie der Stadt Hamburg abgeblitzt. Die Aktionäre hätten für sich zu wenig Mehrwert durch eine Transaktion gesehen, zudem wolle die Stadt den Unternehmenssitz in Hamburg halten, berichtete das „Manager-Magazin“ unter Berufung auf zwei namentlich nicht genannte Insider. Die zweite große Hamburger Reederei Hamburg Süd war erst im vergangenen Jahr von dem dänischen Weltmarktführer Maersk aufgekauft worden.
Ein Hapag-Lloyd-Sprecher bezeichnete die Marktgerüchte über Gespräche als „substanzlos“. Am heutigen Dienstag treffen sich die Aktionäre der Reederei zur Hauptversammlung. Für ausreichend Gesprächsstoff dürfte damit gesorgt sein.
Branchenkrise treibt Fusionen unter Reedereien
Dass Fusionsgerüchte in der Containerschifffahrt auf fruchtbaren Boden fallen, liegt in der branchenweiten Krise begründet. Überkapazitäten führen seit Jahren zu sinkenden Frachtraten, viele Unternehmen sind in schwere Fahrwasser geraten. Das treibt Zusammenschlüsse: CMA CGM übernahm bereits die Singapurer APL. Hapag-Lloyd verhandelte parallel zur Übernahme des arabischen Wettbewerbers UASC eine Kooperation mit asiatischen Reedereien. Bereits vor rund vier Jahren hat sich die Hamburger Reederei mit dem chilenischen Konkurrenten CSAV zusammengeschlossen.
Durch diese Transaktionen wurde Hapag-Lloyd zur fünftgrößten Containerreederei der Welt, die hohen Kostensynergien hielten das Unternehmen darüberhinaus operativ in den schwarzen Zahlen. Bis zum Jahresende soll die Integration von UASC weitgehend abgeschlossen sein.
Dennoch bleibt die Lage für Hapag-Lloyd schwierig: Steigende Bunkerpreise für Schiffstreibstoff lösten die Gewinnwarnung aus, die den Aktienkurs Ende Juni von 36 auf 29,50 Euro einbrechen ließ.
FINANCE-Köpfe
Hapag-Lloyd und CMA CGM sind hoch verschuldet
Hapag-Lloyd hatte zunächst versprochen, dass die Gewinne im Vergleich zum Vorjahr „deutlich“ steigen sollten. Danach sieht es nun nicht mehr aus: Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll in einer Bandbreite von 200 bis 450 Millionen Euro liegen und könnte sich damit gegenüber dem Vorjahr sogar halbieren (Ebit 2017: 411 Millionen Euro).
Dies verzögert auch den geplanten Schuldenabbau. Hapag-Lloyd war am Jahresende 2017 mit 6,7 Milliarden US-Dollar verschuldet, CFO Nicolás Burr will diesen Schuldenberg in den kommenden zwei Jahren in etwa halbieren. Da auch die familiengeführte CMA CGM nach harten Jahren und großen Akquisitionen mit 7,2 Milliarden Dollar schwer verschuldet ist, wäre ein Aktientausch mit Blick auf die Bilanzen wohl die einzig vorstellbare Art, einen möglichen Zusammenschluss zu finanzieren. Auf diese Weise stemmte Hapag-Lloyd auch die Übernahmen von CSAV und UASC.
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