Die Investorensuche beim Wohnmobilhersteller Hymer zieht sich zwar weiter hin. Inzwischen sind jedoch die Eigentümer bereit, die Mehrheit an dem Unternehmen abzugeben. Das sagte Hymer-Chef Martin Brandt am Montag dem „Handelsblatt“.
Bisher wollten sich die Erben des verstobenen Gründers Erwin Hymer nur von einem Minderheitsanteil trennen. Laut Brand hat sich diese Haltung im Prozessverlauf geändert. Die bisherigen Investorengespräche hätten gezeigt, dass „Interesse an einem Mehrheitsanteil der Gruppe besteht.“
Seit März sucht das Hymer nach passenden Investoren und bereitet parallel einen Börsengang vor. Der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ zufolge sollen sich insgesamt vier Investoren für eine Beteiligung interessieren. Demnach seien der Hymer-Wettbewerber Thor Industries und das Private-Equity-Haus Centerbridge unter den potenziellen Bietern.
Hymer macht sich für Private Equity interessanter
Finanzinvestoren haben bei ihren Portfoliounternehmen gerne die absolute Mehrheit, um durchregieren zu können. Die Neuigkeiten bei Hymer kommen ihnen damit sehr gelegen. Auch die laut Brand „nicht nennenswerte“ Verschuldung des Wohnmobilherstellers würde einem Finanzinvestor in die Karten spielen, könnte er die Übernahme doch entsprechend hoch fremdfinanzieren.
Neu-CFO Stefan Junker hatte Hymer zuletzt mit einem 300 Millionen Euro schweren Konsortialkredit und hat einem Schuldschein über 100 Millionen Euro refinanziert.
Ein Börsengang bleibt CEO Brandt zufolge aber weiterhin eine ernsthafte Option für Hymer. Dieser werde parallel von den Banken vorbereitet. Die kolportieren 2 bis 3 Milliarden Euro, die die Transaktion auf die Wage bringen könnte, wollte er gegenüber dem Handelsblatt nicht kommentieren.
Hymer will in den USA und Asien wachsen
Hymer braucht das Geld von Investoren für Wachstum, denn Martin Brandt verfolgt ambitionierte Wachstumsziele mit Hymer. In vier Jahren will er den Umsatz von zwei Milliarden Euro auf 4 Milliarden verdoppeln. Dafür sind auch Zukäufe vorgesehen: „Wenn wir ein Unternehmen mit 300 bis 500 Millionen Euro Umsatz kaufen wollen, dann brauchen wir zusätzliche Mittel“, so Brandt.
In Kanada hat Hymer vor zwei Jahren den Wettbewerber Roadtrek übernommen. Der Marktanteil in Nordamerika ist in den Worten von Hymer-Chef Brandt noch „winzig“. Aufgrund der Entfernung und der Transportkosten bräuchte Hymer dort noch eine eigene Fertigung oder einen größeren Zukauf.
Auch den asiatischen Markt will Hymer bearbeiten und ist dazu ein Joint-Venturpe mit Lingyu eingegangen. „China entdeckt erst das Camping. Aber das wir ein riesiger Markt, und wir werden dabei sein“, so Brand.