Der deutsche Mittelstand leiht sich mehr Geld. Im vergangenen Jahr haben kleine und mittlere Unternehmen insgesamt 128 Milliarden Euro an Krediten für Investitionszwecke nachgefragt. Das entspricht einen Anstieg um 8 Prozent, rund 9 Milliarden Euro, im Vergleich zum Vorjahr. Damit erhöht sich der Kreditbedarf für Investitionen im deutschen Mittelstand im dritten Jahr in Folge. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle Mittelstandspanel der Förderbank KfW.
Mit den neuen Mitteln wollen die Mittelständler vor allem neue Investitionen finanzieren. Im vergangenen Jahr sind die Ausgaben für neue Anlagen und Bauten auf 158 Milliarden Euro angestiegen und liegen damit um 10 Prozent höher als im Vorjahr. In gebrauchte Güter haben deutsche Mittelständler 2014 mit 44 Milliarden Euro 2 Milliarden weniger als im Vorjahr investiert. Insgesamt liegen die Investitionen damit auf dem höchsten Niveau seit 2008. Selbst gegengerechnet zum Wertverlust des Unternehmenskapitals durch Abschreibungen ergibt sich ein Nettoinvestitionsvolumen von 48 Milliarden Euro.
Niedrigzinsumfeld treibt Investitionen im Mittelstand
Die KfW wertet die gestiegenen Ausgaben für Investitionen als Zeichen für ein wachsendes Vertrauen in die positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Die Unternehmen scheinen an einen „tragfähigen Aufschwung“ in Deutschland und Europa zu glauben und setzen daher vor allem auf Kapazitätserweiterungen im eigenen Unternehmen.
Das niedrige Zinsumfeld wirkt als weiterer Treiber, da so die wachsenden Ausgaben günstig finanziert werden können. Trotz der steigenden Fremdfinanzierung sinken allerdings die Eigenkapitalquoten laut KfW nicht. Diese seien im vergangene Jahr sogar noch um 1,1 Prozentpunkte auf 29,7 Prozent angestiegen.
Einen Wermutstropfen sieht die KfW allerdings. Längst nicht alle Mittelständler nehmen an dem Investitionsschub teil. Obwohl das Gesamtvolumen der Investitionen steigt, sinkt die Zahl der investierenden Unternehmen leicht. Im vergangenen Jahr gab es bei 42 Prozent der kleineren und mittleren Unternehmen Investitionsprojekte. Der Wert ist damit um 1,3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
Je kleiner die Unternehmen sind, desto zurückhaltender sind sie bei Investitionen ins eigene Unternehmen. Auch das Alter des Unternehmensinhabers spielt eine Rolle. Jüngere Unternehmen investieren deutlich häufiger als die älteren.
Alternative Finanzierungen spielen kaum eine Rolle
Der Bankkredit spielt im deutschen Mittelstand nach wie vor eine dominante Rolle bei der Finanzierung von Investitionen. Bei Mittelständlern mit mehr als 50 Beschäftigten werden Investitionen zu 55 Prozent aus Eigenmitteln und zu 27 Prozent aus Bankkrediten finanziert. Dazu nutzen die Unternehmen zu 14 Prozent Fördermittel. Auf alternative Finanzierungsformen wie zum Beispiel Beteiligungs- oder Mezzanine-Kapital entfallen nur 4 Prozent. Zum Vergleich: 2004 wurden noch 13 Prozent der Ausgaben so finanziert.
Grund dafür ist vor allem der nach wie vor weit offene Zugang zu Bankkrediten. Im vergangenen Jahr verliefen bei 63 Prozent der mittelständischen Unternehmen alle Kreditverhandlungen erfolgreich. Bei lediglich 16 Prozent der Unternehmen sind alle Verhandlungen gescheitert. Das trifft vor allem kleine und junge Unternehmen. Für alle anderen gibt es derzeit wohl kaum einen Grund, auf andere Finanzierungsformen umzusatteln.
Info
Das KfW-Mittelstandspanel wird seit 2003 durchgeführt. 12.207 mittelständische Unternehmen mit einem Umsatz von bis zu 500 Millionen Euro haben an der schriftlichen Befragung teilgenommen.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.