Newsletter

Abonnements

Kretinsky lässt Metro nicht vom Haken

Daniel Kretinsky lässt Metro nicht vom Haken.
Metro

Die nächste Runde des Metro-Übernahmepokers beginnt: Daniel Kretinsky hat seinen Anteil an Metro auf 29,99 Prozent erhöht. Damit befindet sich der tschechische Milliardär unmittelbar an der 30-Prozent-Schwelle, deren Überschreiten ein erneutes Übernahmeangebot auslösen würde. Und der Schritt über diese Schwelle könnte deutlich sein, hat Kretinsky nach eigener Aussage doch „ein fortbestehendes Optionsrecht, um weitere Metro-Aktien von Haniel zu erwerben“. Zöge er diese Option, käme er schon auf fast 33 Prozent.

Kretinsky bringt Metro-Aktie in Schwung

Bisher hielt Kretinsky über sein Akquisitionsvehikel EP Global Commerce (EPGC) 17,5 Prozent. Damit ist EPGC nun der mit Abstand größte Einzelaktionär der Metro. Ihm gegenüber steht der Block der beiden Familien Beisheim und Schmidt-Ruthenbeck, die im Juli ihre Stimmrechte gepoolt haben, um ein Gegengewicht zu Kretinsky zu bilden. Zusammen halten sie den jüngsten verfügbaren Angaben zufolge 20,6 Prozent.

Kretinskys Aufstockung lässt die Spekulationen rund um Metro wieder sprießen. In einer ersten Kursreaktion zog die Metro-Aktie am heutigen Freitagmorgen um 3 Prozent auf fast 15 Euro an, gab anschließend einen Teil dieser Gewinne aber wieder ab. Damit liegt die Aktie zwar immer noch klar unter dem Preis von 16 Euro, den Kretinsky bei seiner Übernahmeofferte im Sommer geboten hatte, aber auch wieder klar über den 14 Euro, auf die es die Aktie nach dem Scheitern der Offerte zurückgeworfen hatte.

Metro-Aktie verharrt unter Kretinskys Erstgebot von 16 Euro

EPGC will in den Metro-Aufsichtsrat

Mit der Erhöhung seines Anteils gibt der Tscheche auch einen Teil der Zurückhaltung auf, die er sich bislang auferlegt hatte. Trotz seiner klaren Interessen ist er nicht im Aufsichtsrat des Düsseldorfer Großhändlers vertreten. Das soll sich jetzt ändern: EPGC strebe „eine angemessene Vertretung im Aufsichtsrat der Metro an“, teilten die Tschechen mit.

Dies könnte eine umfassende Rotation in dem Gremium auslösen. Derzeit besteht die Kapitalseite aus zehn Mitgliedern. Gemessen an seinen Anteilen könnte Kretinsky zwei bis drei dieser Posten für sich beanspruchen. Womöglich schielt er sogar auf den Aufsichtsratsvorsitz. Diesen hält aktuell der Konsumgüter-Manager Jürgen Steinemann, der allerdings noch bis 2021 gewählt ist. Die nächste Hauptversammlung der Metro findet im Februar statt.

Die Metro-Führung, die Kretinskys erstes Angebot über 16 Euro als zu niedrig empfunden und zurückgewiesen hatte, freute sich in einer ersten Stellungnahme über „die Unterstützung unserer Strategie“ durch EPGC.

Metros Konzernumbau kommt voran

Seit dem Scheitern der EPGC-Offerte vor rund zwei Monaten hat sich bei Metro einiges getan, was Kretinsky darin bestärkt haben dürfte, am Ball zu bleiben. Der Verkauf des China-Geschäfts ist vereinbart, der erzielte Preis von 1,9 Milliarden Euro beziehungsweise 12x Ebitda liegt am oberen Rand dessen, was Analysten und Investoren der Metro zugetraut hatten. Aus diesem Deal wird den Düsseldorfern rund 1 Milliarde Euro in Cash zufließen, was wieder Spielraum für eigene Zukäufe schafft – andererseits aber auch die Möglichkeiten für einen Leveraged Buy-out bei Metro erhöht. Mit einem solchen Deal hatte Kretinsky geliebäugelt.

Zudem legte die Metro solide Geschäftszahlen vor, die zeigen, dass sich das künftige Kerngeschäft mit der Versorgung von Gastronomen und kleinen Händlern gut entwickelt.

Russland und Real bleiben Sorgenkinder

Allerdings gibt es auch negative Entwicklungen. So sind an den beiden Schwachstellen des Konzerns keine nennenswerten Fortschritte zu erkennen. Das so wichtige Russlandgeschäft hat den Turnaround immer noch nicht geschafft, obwohl Metro schon im vergangenen Jahr das Management ausgetauscht und die Preise gesenkt hat. „Das Marktumfeld bleibt herausfordernd“, hatte Metro-CFO Christian Baier bei der Vorlage der jüngsten Geschäftszahlen geklagt.

Die größte akute Baustelle ist der schleppende Verkauf der Supermarktkette Real. Sämtliche ursprünglichen Zeitpläne sind längst passé. Die Transaktion wird immer komplexer, und die kartellrechtlichen Hürden nehmen zu, weil der Kaufinteressent Redos, mit dem Metro exklusiv verhandelt, fast 100 Real-Filialen direkt an Edeka weiterreichen will. Nur 50 der 270 Märkte will Redos selbst betreiben. Würde der Deal platzen, müsste sich Metro wieder selbst um die Sanierung von Real kümmern. Und im hart umkämpften deutschen Einzelhandel verliert die Kette immer weiter an Boden.

dominik.ploner[at]finance-magazin.de

Info

Alles, was bisher im Drama um Deutschlands größten Handelskonzern geschah lesen Sie auf unserer FINANCE-Themenseite zu Metro.