Der Mittelständler hat es so positiv verpackt wie möglich, doch letztlich sind es schlechte Neuigkeiten: Was mit dem Titel „Loewe intensiviert sein umfassendes Zukunftskonzept“ überschrieben ist, beinhaltet nichts anders als die Nachricht, dass der TV-Gerätehersteller zum zweiten Mal in eine harte Restrukturierung rutscht. Der Mittelständler hat ein vorläufiges Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt.
Als Grund nannte das Management des Unternehmens die „anhaltende Marktschwäche bei Fernsehgeräten“, die das Unternehmen schwer belastet habe. Das Marktsegment sei im laufenden Quartal um 20 Prozent rückläufig gewesen.
Loewe rutscht zum zweiten Mal in die Insolvenz
Bei der angestrebten Sanierung in Eigenverwaltung bleibt das bestehende Management an Bord und begleitet die Sanierung. Unterstützt wird es dabei von einem Sachwalter, der über die Gläubigerinteressen wacht. Diesen Posten übernimmt der Jurist Rüdiger Weiß von der Sanierungskanzlei Wallner Weiß.
Das Loewe-Management liegt seit Jahresanfang in den Händen von Ralf Vogt, dem vormaligen COO des Fernsehherstellers. Als Interims-CFO wurde Josef Hauke berufen. Bei Haukes Berufung wurde bereits seine Erfahrung in der Restrukturierung mittelständischer Unternehmen hervorgehoben. Für Loewe ist es die zweite Sanierung binnen weniger Jahre. Bereits 2013 hatte das Unternehmen einen Antrag auf ein Schutzschirmverfahren gestellt.
Der Geschäftsbetrieb soll während der nun anstehenden Sanierung vollständig weiterlaufen: „Wir können alle Kundenaufträge planmäßig erfüllen und werden auch unsere Lieferantenverbindlichkeiten begleichen, die während des Verfahrens entstehen“, beschwichtigt CEO Vogt. Die Löhne und Gehälter der gut 500 Mitarbeiter seien in der Sanierungsphase gesichert.
Wie steht Stargate Capital zu Loewe?
Unklar sind zurzeit die Besitzverhältnisse bei Loewe. 2014 war der Private-Equity-Investor Stargate Capital bei Loewe eingestiegen. Einem damals kolportierten Kaufpreis im oberen einstelligen Millionenbereich für den TV-Produzenten sollten laut damaliger Ankündigung in den Folgejahren Investitionen im mittleren zweistelligen Millionenbereich folgen. Stargate-Co-Gründer Mark Hüsges war bis Ende 2018 auch als CEO von Loewe tätig, wechselte dann aber als Chairman in den neu geschaffenen Loewe-Beirat.
„Wir haben immer betont, dass wir bei Loewe gerne weitere Investoren an Bord nehmen wollen. Bei diesem Prozess sind wir weit fortgeschritten. Deshalb ist die Trennung von Investoren- und Geschäftsführungsebene in unserer Organisation jetzt ein konsequenter nächster Schritt“, begründete Hüsges damals den Wechsel in den Beirat.
Ob und wie stark Stargate jetzt noch an Bord ist, ist unterdessen unklar: Ein Loewe-Sprecher sagte auf FINANCE-Anfrage, er könne sich zur Eigentümerstruktur des Unternehmens nicht äußern. Marktgerüchten zufolge soll Hüsges‘ Co-Investor Boris Levin als Eigentümer wieder ausgestiegen sein, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Stargate selbst listet Loewe auf seiner Homepage nicht unter der Rubrik „Unsere Unternehmen“ auf.
Loewe setzt auf internationale Partner
Loewe schaut unterdessen auf internationale Märkte. Der TV-Produzent will künftig „noch internationaler, mit starken Partnerschaften“ einen neuen Anlauf am Markt starten. Loewe unterhält bereits eine Kooperation mit dem chinesischen Unternehmen Hisense und dem koreanischen Display-Lieferanten LG Display.
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Erst im Februar gab Loewe eine weitere Kooperation mit dem japanischen Technologiekonzern Toyoichi bekannt. Eine Kapitalbeteiligung von Toyoichi sei nicht vorgesehen, sagte ein Sprecher damals der Zeitung „Die Welt“. Vielmehr setze das Bündnis auf Einsparungen etwa durch einen gebündelten Einkauf und eine bessere Auslastung der Produktion.
Neben TV-Angeboten will Loewe sich künftig auf Audio-Angebote sowie Anwendungen für Smart Homes fokussieren und damit stärker als Technologieanbieter wahrgenommen werden. Partnerschaften mit Konzernen wie Toyoichi sollen Loewe dabei helfen, das vorhandene Wissen auf neue Anwendungsfelder zu übertragen.
Ein „noch konsequenteres Arbeiten im internationalen Partner-Netzwerk“ soll CEO Vogt zufolge die Grundlage für einen umfassenden strukturellen und personellen Umbau der Organisation und „eine Verschlankung des gesamten Unternehmens“ schaffen. Wie viele Stellen dieser Verschlankung zum Opfer fallen, konkretisierte Loewe bislang nicht.
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Welche Unternehmen in Sanierungen stecken und welche rechtlichen Fallstricke in diesen Situationen drohen, lesen Sie im Überblick auf unserer Themenseite Restrukturierung.