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Mehr Geld für Aufsichtsratschefs

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank, Paul Achleiter, erhielt wie im Vorjahr die höchste Vergütung aller Dax-Chefaufseher.
Mario Andreya/Deutsche Bank

Der Trend zu steigenden Bezügen für Aufsichtsräte in Deutschland hat sich 2016 fortgesetzt. Neuestes Indiz: Die Bezüge der Aufsichtsratsvorsitzenden der Dax-Konzerne sind nach einer Analyse der Unternehmensberatung HKP im Schnitt um 8,3 Prozent auf 386.000 Euro angestiegen.

An der Spitze liegt wie schon im Vorjahr der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Paul Achleiter. Er erhielt 2016 rund 800.000 Euro. Die zweithöchste Vergütung bekam Norbert Reithofer von BMW (610.660 Euro), gefolgt von Gerhard Cromme von Siemens (605.000 Euro) und Hans Dieter Pötsch von VW (585.800 Euro).

Obwohl diese Aufsichtsratschefs schon eine höhere Vergütung als mancher Vorstand aus MDax- und SDax-Unternehmen erreichen, bleibt die Bezahlung deutscher Spitzenaufsichtsräte nach wie vor deutlich hinter der in vielen anderen Ländern zurück. Einzig Achleitner liegt über dem europäischen Durchschnittswert von 697.000 Euro. Diesen Wert berechnet HKP ohne die Vergütungen der Schweizer Vollamt-Verwaltungsratspräsidenten. Im Schnitt kassieren die Dax-Aufsichtsratschefs kaum mehr als halb so viel wie ihre ausländischen Kollegen.

In 2015 lagen mit Siemens, Henkel, Continental und BASF neben der Deutschen Bank noch vier weitere Dax-Unternehmen bei ihrer Aufsichtsratsvergütung über dem europäischen Durchschnitt. Auch der Rekordwert des inzwischen zurückgetretenen Ex-VW-Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch von 1,475 Millionen Euro wurde 2016 nicht annähernd erreicht.

Schweizer Konzerne mit höchster Vergütung

International streichen die Verwaltungsratspräsidenten der Schweizer Konzerne Nestlé (5,4 Millionen Euro), UBS (5,2 Millionen Euro) und Roche (4,1 Millionen Euro) die höchsten Vergütungen ein. Die hohen Bezüge der Schweizer lassen sich aber darauf zurückführen, dass die Verwaltungsräte eine sehr viel aktivere Rolle spielen als die deutschen Aufsichtsräte.

Zum Vergleich: Adidas als Schlusslicht der deutschen Dax-Konzerne zahlt seinem Aufsichtsratsvorsitzenden Igor Landau mit 205.250 Euro gerade einmal 3,8 Prozent des Geldes, das der Verwaltungsratspräsident von Nestlé erhält. In einer ähnlichen Größenordnung wie Adidas bewegt sich ThyssenKrupp mit 210.000 Euro. Im Jahr 2015 hatte Infineon noch das Schlusslicht gebildet. Mit einem Anstieg von 45 Prozent auf 214.000 Euro rangiert die Vergütung des Infineon-Chefaufsehers Wolfgang Mayrhuber inzwischen nur noch auf dem drittletzten Platz.

Immer weniger Aufsichtsräte bekommen Boni

Beide Beobachtungen – steigende Bezüge und große Abstände zu anderen Ländern – lassen sich zum Teil auch damit erklären, dass die Zahl der Aufsichtsratschefs, die eine erfolgsabhängige Entlohnung erhalten, immer kleiner wird. Zuletzt hatte VW sich entschieden, auf feste Bezüge umzustellen. Die Aktionäre sollen auf der diesjährigen Hauptversammlung darüber abstimmen. Stimmen sie zu, würden dann 19 der 30 Dax-Unternehmen auf diese Vergütungsart setzen.

camilla.flocke[at]frankfurt-bm.com