Der traditionsreiche ostdeutsche Fahrradhersteller Mifa aus Sangerhausen ist erneut pleite. Das Unternehmen hat am heutigen Mittwoch den Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Halle eingereicht.
Mifa musste bereits im September 2014 Insolvenz anmelden, weil der rettende Einstieg des indischen Konzerns Hero geplatzt war. Im Vorfeld war ein Bilanzskandal als Licht gekommen – Mifa hatte die Investoren über Jahre hinweg mit falschen Zahlen getäuscht und war am Ende zahlungsunfähig sowie überschuldet.
Im Nachgang der Insolvenz war ein Streit um die Übernahme entbrannt, Carsten Maschmeyer, der ein großes Aktienpaket an Mifa hatte, hatte lange versucht, Einfluss auf das Unternehmen zu gewinnen. Im Dezember 2014 hat der Unternehmer sein Aktienpaket schließlich abgestoßen, woraufhin der Unternehmer Heinrich von Nathusius Mifa übernommen hatte. Dabei stützte er sich auf eine Bürgschaft des Landes Sachsen-Anhalt. Von Nathusius hat Mifa jetzt verlassen, berichtet die „Mitteldeutsche Zeitung“ (MZ).
Mifa-Chef Heinrich von Nathusius und Banken waren sich uneinig
Die Insolvenz kommt überraschend – Mifa hatte erst im Dezember mit der Produktion in einem für 17 Millionen Euro neu erbauten Werk begonnen. Von Nathusius hatte angekündigt, es zum kostengünstigsten Fahrradwerk Europas machen zu wollen. Allerdings waren auch kurz vor Weihnachten Berichte aufgekommen, wonach sich das Unternehmen erneut in finanziellen Schwierigkeiten befindet, da die Umsätze deutlich hinter den Erwartungen blieben. 2016 wurden rund 400.000 Fahrräder verkauft.
Vor dem Hintergrund der schwachen Geschäftsentwicklung musste die Eigentümerfamilie von Nathusius in den vergangenen Monaten bereits mehrere Millionen Euro zusätzlich in das Unternehmen stecken, berichtet die MZ. Zwischen Heinrich von Nathusius und den Banken soll es aber unterschiedliche Auffassungen zur Sanierung gegeben haben. Eine Bank habe daraufhin einen Kredit gekündigt, berichtet die Zeitung.
Der Insolvenzfachmann Lucas Flöther wurde vom Amtsgericht Halle als Sachverwalter eingesetzt. Er hatte Mifa auch schon bei der ersten Insolvenz vor zwei Jahren verwaltet.
julia.schmitt[at]finance-magazin.de
Info
Vom Bilanzskandal zur Insolvenz, vom Neustart zur erneuten Insolvenz – lesen Sie alles zur Entwicklung des Fahrradherstellers in den vergangen Jahren auf unserer Themenseite zu Mifa.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.