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Mini-Bond-Pleiten prägen den Insolvenzmarkt

Die größte Pleite des vierten Quartals: Die Klinikkette Paracelsus mit über 5.500 Mitarbeitern musste Insolvenz beantragen und hofft nun auf eine Rettung im Rahmen der Eigenverwaltung.
Paracelsus Kliniken

Wie sehr die deutsche Wirtschaft boomt, lässt sich auch an der Entwicklung der landesweiten Insolvenzzahlen ablesen: 2017 sank die Zahl der Unternehmenspleiten gegenüber dem Vorjahr um über 6 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit Ende der Neunzigerjahre. Kaum noch mehr als 20.000 Betriebe mussten die Segel streichen.

Doch bei den Konzernen und großen Mittelständlern zeigt sich ein gänzlich anderes Bild. Nach Daten von Falkensteg, die das Insolvenzberatungshaus exklusiv für den FINANCE-Insolvenz-Report erhebt, hat in allen höheren Größenklassen die Zahl der Insolvenzfälle im abgelaufenen Jahr angezogen – zum Teil sogar deutlich. 

Deutschlands Sanierer hoffen auf bessere Auftragslage

Bei Unternehmen mit 20 bis 50 Millionen Euro Umsatz stieg die Zahl der Insolvenzanträge gegenüber 2016 von 48 auf 58, in der Größenklasse 50 bis 100 Millionen Euro von 17 auf 20. Bei den sehr großen Insolvenzfällen mit Umsätzen jenseits der 100-Millionen-Euro-Marke stieg die Zahl sogar von 12 auf 22. Damit kehrt der großvolumige Insolvenzmarkt wieder auf das Niveau von 2014 zurück. Trotz der immer besser werdenden Konjunktur liegen die 2017er-Zahlen nun auch wieder im langjährigen Mittel des im Jahr 2008 begonnenen Konjunkturzyklus. 

„Die Sanierer gehen optimistisch in das Jahr 2018.“

Insolvenzberatung Falkensteg

„Die deutschen Insolvenzexperten und Sanierer gehen leicht optimistisch in das Jahr 2018 und hoffen auf eine Fortsetzung des Trends und stärker gefüllte Auftragsbücher“, schreiben die Experten von Falkensteg. Der neue FINANCE-Insolvenz-Report steht hier zum kostenlosen Download bereit.  

Die größten Pleiten des vierten Quartals 2017

Rekordtempo bei Insolvenz von Innowatio

Angetrieben wird die Kehrtwende bei den Großinsolvenzen von diversen Mini-Bond-Pleiten, die immer noch viele Sanierer und Juristen beschäftigen. Dazu gehören beispielsweise Rickmers und Air Berlin oder das erst im Dezember pleite gegangene Traditionsunternehmen Beate Uhse.

Air Berlin war mit einem Umsatz von mehr als 4 Milliarden Euro die größte Pleite. Sowohl für Air Berlin als auch die Techniktochter der insolventen Airline wurden im vierten Quartal wichtige Meilensteine der Insolvenzverfahren erreicht: In beiden Fällen fanden sich im Rahmen von Asset Deals neue Investoren, wenngleich der M&A-Prozess für die Air-Berlin-Tochter Niki womöglich bald schon ein zweites Mal neu aufgerollt werden muss.

Die schnellste Fortführungslösung wurde bei dem Ökostromvermarkter Innowatio gefunden: Nach nur 23 Tagen konnte das Unternehmen, das immerhin mit einer Umsatzhöhe von 500 Millionen Euro in die Insolvenz geschliddert war, bereits verkauft werden. Der größte neue Insolvenzfall im vierten Quartal waren die Paracelsus-Kliniken mit einem Umsatz von über 400 Millionen Euro und mehr als 5.500 betroffenen Mitarbeitern. Die Klinik- und Pflegeheimkette soll nun im Rahmen einer Eigenverwaltung saniert werden.

Die Chancen, dass das gelingt, scheinen gut zu sein. Wie der neue FINANCE-Insolvenz-Report zeigt, konnten im abgelaufenen Jahr 94 Prozent der in Eigenverwaltung sanierten Unternehmen fortgeführt werden. Bei den beiden anderen Insolvenzarten Schutzschirmverfahren und Regelinsolvenz lagen die Fortführungsquoten deutlich darunter.       

Info

Den kompletten FINANCE-Insolvenz-Report zum 4. Quartal 2017 mit allen Zahlen und Tabellen können Sie kostenlos in unserer FINANCE-Datenbank herunterladen.