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Nach verweigertem Singapur-Testat: Wirecard-Aktie weiter unter Druck

Wirecard

Die Turbulenzen für die Aktien des Zahlungsdienstleisters Wirecard setzen sich fort. Das Papier notierte am heutigen Mittwoch zeitweise um mehr als 5 Prozent im Minus und hat sich seitdem nur leicht erholt. Grund dafür war ein Bericht des „Handelsblatts“, wonach die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY der Singapur-Tochter von Wirecard das Testat für die Jahresbilanz 2017 nicht erteilt hat. Das hat Wirecard inzwischen bestätigt.

„Wir können weder die Angemessenheit, Vollständigkeit und Richtigkeit des Jahresabschlusses feststellen, noch können wir den Umfang möglicher Anpassungen abschätzen, die in Bezug auf den Jahresabschluss der Gesellschaft erforderlich sein könnten“, zitiert das Handelsblatt die Prüfer.

Heikel ist das vor allem vor dem Hintergrund, das Wirecard sich seit vielen Monaten einen Streit mit der „Financial Times“ liefert, der sich laut „FT“ um verdächtige Transaktionen und angebliche Bilanzfälschung bei der Tochter in Singapur dreht. Seit Beginn der Berichterstattung befindet sich die Aktie auf einer Achterbahnfahrt. Wirecard hatte die Vorwürfe mehrfach zurückgewiesen und will mit einer Sonderprüfung durch KPMG Klarheit schaffen.

Ermittlungen erschwerten Wirecard-Prüfung durch EY

EY soll angeblich Probleme bei der Rechnungslegung der Tochter gesehen haben, heißt es im Handelsblatt-Bericht. Ein Grund dafür sollen aber wiederum die Ermittlungen über Bilanzfälschungsvorwürfe gegen Wirecard sein. EY habe auf bestimmte Buchhaltungsunterlagen keinen Zugriff gehabt, da sie von der Finanzaufsicht CAD einbehalten worden waren.

Darauf weist auch Wirecard in einer Stellungnahme zu dem Bericht explizit hin. Unregelmäßigkeiten, wie „fälschlich in dem Artikel suggeriert“, seien kein Grund für die Verweigerung des Testats gewesen. Vielmehr seien Dokumente aufgrund der Ermittlungen teilweise nicht zugänglich gewesen. Der lokale Abschluss wurde jedoch „im Rahmen der Möglichkeiten ordentlich geprüft“, heißt es.

Wirecard-Aktie seit gestern unter Druck

Wirecard-Bericht von 2018 ist testiert

Der Zahlungsdienstleister betont zudem, dass der Konzernabschluss nach IFRS maßgebend sei und nicht der lokale Abschluss, der nach den lokalen Bilanzierungsstandards geprüft wurde. „Die von Ernst & Young erteilten uneingeschränkten Bestätigungsvermerke zu den Konzernabschlüssen und Konzernlageberichten für die Geschäftsjahre 2017 und 2018 bleiben daher davon unberührt.“

Kritik gibt es allerdings daran, dass Wirecard das nicht erteilte Testat bei der Singapur-Tochter bislang verschwieg. Das ist Wasser auf die Mühlen derer, die Wirecard mangelnde Transparenz vorwerfen. Auch DZ-Bank-Analyst Harald Schnitzer schrieb, dass die Anleger besorgt seien wegen der anhaltenden Vorwürfe. Seiner Einschätzung nach sei es unabdinglich, dass Wirecard seine Rechnungslegungsstandards verbessere, um wieder mehr Klarheit und Glaubwürdigkeit zu schaffen, zitiert ihn die Dpa.

Wirecard betont in der Stellungnahme allerdings: „Sämtliche Veröffentlichungspflichten wurden ordnungsgemäß eingehalten. So wurde auch der Bestätigungsvermerk hinsichtlich der Einzelabschlussprüfung in Singapur im entsprechenden Unternehmensregister ordentlich veröffentlicht.“

antonia.koegler[at]finance-magazin.de