Der Abschwung der Autokonjunktur fordert das nächste Opfer: Der Auto- und Industriezulieferer Norma muss seine Gewinn- und Cashflowziele für das laufende Jahr zusammenstreichen. Darüber hinaus wird Vorstandschef Bernd Kleinhens das hessische Unternehmen nach fast 30 Jahren Betriebszugehörigkeit kurzfristig verlassen. Kleinhens stieg 2017 vom Business-Development- zum Vorstandschef auf und hatte noch einen Vertrag bis Dezember 2022.
Übergangsweise soll Finanzchef Michael Schneider die Führung übernehmen. Diese Zeit will der Aufsichtsrat nutzen, um einen dauerhaften Nachfolger für Kleinhens zu finden. Schneider ist seit Juli 2015 für die Finanzen von Norma verantwortlich. Zuvor arbeitete er als CFO bei dem Automobilzulieferer FTE Automotive. Seine Karriere begann Schneider 1988 bei dem Chemie- und Pharmakonzern Hoechst.
Norma-Aktie steht schon länger unter Druck
Wegen der Schwäche zahlreicher Abnehmerbranchen hat sich die Lage von Norma schon seit längerer Zeit eingetrübt. Jetzt erwartet das Unternehmen für dieses Jahr nur noch ein Umsatzwachstum von höchstens 1 Prozent – aber auch einen leichten Umsatzrückgang schließt der Industriezulieferer nicht mehr aus. Der ursprüngliche Zielkorridor lag bei einem Wachstum von 1 bis 3 Prozent.
Die Folgen der Absatzschwäche für den Gewinn sind größer: Statt einer Gewinnmarge auf Basis des Ebitda von 15 bis 17 Prozent rechnet Norma nun nur noch mit 13 Prozent. Auch der operative Netto-Cashflow wird mit 90 statt 100 Millionen Euro schwächer erwartet. Norma führt die Gewinnwarnung vor allem auf einen Investitionsstau in Indien und China zurück. Die Kosten für die Einführung eines neuen ERP-Systems an einem Standort in Lateinamerika drücken zusätzlich auf das Ergebnis.
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Norma-Aktie halbiert sich
Die Kursreaktion der Anleger war anfangs noch vergleichsweise moderat: Die Norma-Aktie verlor lediglich gut 2 Prozent, weitete ihre Verluste zum später Nachmittag hin dann aber auf über 5 Prozent auf weniger als 32 Euro aus. Der Markt hatte die möglichen Folgen der schwachen Endmärkte von Norma allerdings schon deutlich früher eingepreist: In den zurückliegenden zwölf Monaten hat der Kurs mehr als 45 Prozent verloren. Gegenüber dem Allzeithoch von 68 Euro, das im Mai vergangenen Jahres markiert wurde, hat sich der Kurs halbiert.
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