Der Leuchtmittelhersteller Osram will vor der Übernahme durch den österreichischen Photonik-Spezialisten AMS die Schlagzahl bei seinem Sparkurs noch einmal erhöhen. „Wir wollen die Kosten im Zeitraum von 2018 bis 2022 insgesamt um bis zu 300 Millionen Euro senken“, sagte Osram-CFOIngo Bank auf der voraussichtlich letzten regulären Hauptversammlung in München. Bislang hatte der Konzern ein Sparziel von 220 Millionen Euro bis 2022 angepeilt.
Doch die Münchener kommen eigenen Angaben zufolge schneller als geplant mit dem Effizienzprogramm voran. Im Geschäftsjahr 2019, das bei Osram im September endet, hätten sich die Einsparungen bereits auf 107 Millionen Euro summiert, so Finanzvorstand Bank. Damit sei das ursprüngliche Ziel um 20 Prozent übererfüllt worden.
Osram-CFO Ingo Bank zieht Daumenschrauben an
Im Ergebnis von Osram machen sich die Effekte des Sparprogramms allerdings noch nicht bemerkbar: So brach das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im vergangenen Geschäftsjahr um 66 Prozent auf 176 Millionen Euro ein. Unter dem Strich musste der Konzern sogar einen Verlust von 467 Millionen Euro ausweisen.
Die Münchener leiden vor allem unter der Schwäche der Automobilbranche. Die Konjunkturschwäche sowie ein Nachfragerückgang bei traditionellen Lichtquellen für Scheinwerfer sorgt für kräftige Umsatzeinbußen und Margenverfall. Unter anderem deshalb hatte Osram erst im vergangenen Jahr seine Einsparziele erhöht. Ursprünglich wollte der Konzern seine Kosten bis 2020 gegenüber 2017 um 120 bis 150 Millionen Euro senken.
FINANCE-Köpfe
Nun zieht CFO Bank die Daumenschrauben erneut an und verspricht, „alles ohne Vorbehalte unter die Lupe“ zu nehmen. Dazu zählten Organisationsstrukturen und -prozesse, das Geschäftsportfolio sowie die weltweiten Verwaltungseinrichtungen. „Wir gehen davon aus, dass uns die Märkte kurzfristig nicht helfen werden“, so der Finanzchef. „Daher müssen wir uns weiterhin auf eigene Maßnahmen konzentrieren.“
AMS will Osram-Digitalgeschäft verkaufen
Damit reagiert der CFO auf die Ankündigungen des neuen Mehrheitseigentümers AMS. Der österreichische Sensorikkonzern, der Osram gerade für einen Unternehmenswert von 4,6 Milliarden Euro übernimmt, peilt in wenigen Jahren eine adjustierte Ebit-Marge von 25 Prozent für den fusionierten Konzern an. Derzeit kommt der wesentlich kleinere Apple-Zulieferer aus der Steiermark auf eine Marge von 21 Prozent. Osram erreichte zuletzt eine um Restrukturierungskosten bereinigte Ebitda-Marge von gerade einmal 8,9 Prozent. Zahlen für das Ebit veröffentlichen die Münchener nicht.
Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, prüft das AMS-Management allerdings auch Spartenverkäufe bei Osram. Ein erstes Verkaufsobjekt ist bereits ausgemacht: „Das digitale Geschäft von Osram passt nicht wirklich zu AMS, wir suchen dafür ein besseres Zuhause”, sagte AMS-Finanzchef Michael Wachsler-Markowitsch jüngst der Nachrichtenagentur Reuters. Weitere Bereiche könnten folgen. „Wir prüfen alles, es gibt keine Tabus”, ließ der CFO wissen.